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Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Titel: Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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anderen Kollegen ein bisschen zu durchleuchten? Würde ja naheliegen, oder?»
    «Nein, nein … solche Aufträge erteilt nur die Rechtsabteilung, wenn denen etwas komisch vorkommt … im rein geschäftlichen Bereich.»
    «Macht es Spaß, eine eigene Firma zu haben?»
    «Was hat das jetzt damit zu tun?»
    «Nichts, es interessiert mich nur.»
    «Klar macht’s Spaß. Man ist sein eigener Chef, man verdient mehr …»
    «Ja, das wär’s dann für heute. Schönen Blick auf den Nockerberg haben Sie.»
    Laura stand auf und schaute aus dem großen Fenster. Auch Wolfgang Kirr hatte sich erhoben.
    «Ja», sagte er zerstreut. «Was genau wollten Sie eigentlich von mir?»
    «Ich wollte nur mal hören, einfach atmosphärisch.» Laura lächelte ihm zu, schüttelte kurz seine Hand und wandte sich zur Tür. «Könnte sein, dass ich Sie noch mal brauche. Ciao.»
    Diesmal nahm Laura den Aufzug. In der Kabine roch es nach süßlichem Pfeifentabak. Besser als Parfüm oder Schweiß, dachte Laura. Erinnert mich an Vater, als er noch Pfeife rauchte. Ich muss unbedingt bei ihm vorbeischauen. Sie betrachtete sich in den Spiegeln der Liftkabine, kämmte mit den Fingern ihr Haar und schnitt eine grimmige Grimasse.
    Ich mag ihn nicht, diesen Wolfgang Kirr. Seltsamer Typ, und er hat mir nur Mist erzählt.
    In der Eingangshalle kontrollierte sie ihr iPhone, das sie während des Gesprächs ausgeschaltet hatte. Sofia hatte vor, an diesem Abend bei ihrer besten Freundin zu übernachten und mit ihr für die Lateinarbeit zu üben. Claudia teilte mit, dass Becker nach ihr gefragt hätte, sonst nichts. Absolut nichts. Nicht mal der alte Gottberg hatte angerufen, und der rief eigentlich immer an.
    Wenn Angelo heute Abend nicht anruft, dann fahre ich nach Siena, dachte Laura.

    Kriminaloberrat Becker schien auf Laura gewartet zu haben, denn kaum betrat sie die Räume des Dezernats, erschien auch er, mit ernstem Gesicht und der Aufforderung zu einem Gespräch unter vier Augen. In seinem Büro! Unverzüglich! Hinter seinem Rücken zog Claudia den Kopf ein und machte ein besorgtes Clownsgesicht.
    Wortlos folgte Laura ihrem Vorgesetzten. Wortlos ging er voran, wieder mit diesen großen eiligen Schritten, die er sich von all den anderen Bossen abgeschaut haben musste, denn vor ein paar Monaten war diese Gangart noch nicht Teil seines Repertoires gewesen.
    Becker stürmte durch sein Vorzimmer, vorbei an seiner erstaunten Sekretärin, riss die Tür zu seinem Büro auf, ließ Laura eintreten, folgte ihr und knallte die Tür zu.
    «Wie kommen Sie dazu, Oberkommissarin Falkner wegen dieser Hardenberg-Sache zu belästigen?» Noch sprach er in halbwegs moderatem Ton, doch Laura wusste, dass er spätestens in zwei, drei Minuten brüllen würde.
    «Ich habe sie angerufen, weil ich wissen wollte, wer dieses verdammte Protokoll zu verantworten hat, das jemand freundlicherweise in den Ordner gesteckt hat!»
    «Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie die Fragen des Staatsanwalts beantworten sollen. Sonst nichts!» Er brüllte bereits nach einer Minute. «Sie haben Oberkommissarin Falkner in beleidigender Weise behandelt! Sie haben ihr unterstellt zu lügen! Was fällt Ihnen eigentlich ein?!»
    Laura warf ihren kleinen Rucksack auf den Stuhl vor Beckers Schreibtisch und versuchte, ganz ruhig zu bleiben. Es kostete Kraft, denn sie war schon vor Beckers Vorstellung ziemlich geladen gewesen.
    «Ich habe die Dame keineswegs der Lüge bezichtigt! Ich habe nur angemerkt, dass bei den Ermittlungen im Umkreis der Hardenberg Bank jemand gute Arbeit geleistet hat, und dass nur jemand, der gute Arbeit geleistet hat, zum BKA versetzt wird und gleichzeitig befördert wird.»
    Beckers Gesicht war inzwischen rot angelaufen. Angriffslustig starrte er Laura an, lockerte seine Krawatte und holte tief Luft.
    «Das haben Sie allen Ernstes gesagt?»
    «Klar, ist doch nichts Ehrenrühriges dabei, oder?»
    «Es ist, verdammt noch mal, eine hinterfotzige Art, jemanden der Lüge zu beschuldigen.»
    «Ich habe es als Kompliment gemeint.»
    «Erzählen Sie mir doch keinen Mist, Laura! Ich kenn Sie doch schon länger! Außerdem haben Sie gegenüber Frau Falkner angekündigt, dass Sie die eingestellten Ermittlungen wiederaufnehmen wollen. Das werden Sie nicht tun! Ist das klar?»
    «Das ist nicht klar! Wenn ich die Fragen des Staatsanwalts Cichetto beantworten soll, dann muss ich die Ermittlungen in gewissem Ausmaß wiederaufnehmen. Schließlich muss ich mit den Leuten reden, die Hardenberg gekannt

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