Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)
Verantwortung für meine Kinder?»
«Doch, doch, Laura. All das machst du wunderbar. Aber ich bin sicher, dass du Ronald nie so geliebt hast wie Angelo. Und genau das macht dir Angst, denn wenn du das wirklich ernst nimmst, dann wirst du sehr verletzlich und musst etwas ändern in deinem Leben.»
Laura ging in die Küche, holte die angebrochene Rotweinflasche, die auf dem gewohnten Platz stand, und nahm zwei Gläser aus dem Schrank.
«Nur ein halbes Glas», murmelte Emilio Gottberg. «Ich vertrag den Wein nicht mehr so gut wie früher.»
Schweigend schenkte Laura ein und setzte sich wieder. «Weiter. Ich nehme an, dass dein Vortrag noch nicht zu Ende ist.»
«Willst du denn nicht mehr gehen?»
«Nützt ja nichts. Dann sagst du es mir beim nächsten Besuch.»
Der alte Gottberg lachte leise und legte eine Hand auf Lauras Arm. «Ich weiß, dass ich dir keinen Rat geben kann, denn alle Lebenserfahrung behält man letztlich für sich selbst, weil die anderen sie entweder nicht hören wollen oder ihre eigenen Erfahrungen machen müssen. Aber ich an deiner Stelle würde nicht warten, bis diese Liebe langsam eingeht. Liebe muss man leben, Laura, man muss sie pflegen.»
«Wie soll ich das bitte machen?»
«Das kann ich dir nicht sagen. Dazu brauchst du deinen eigenen Mut. So wie ich damals meinen eigenen Mut gebraucht hab, als ich deine Mutter kennenlernte. Ich hab sie einfach festgehalten und nicht mehr gehen lassen.» Er senkte den Kopf und presste die Lippen zusammen.
«Und sie? Hat sie sich festhalten lassen? Ich meine, freiwillig?»
«Am Anfang nicht ganz, aber dann hat sie mich auch festgehalten. Und das war gut so. Weißt du, Laura, irgendwann muss man sowieso loslassen, und diese Zeit kommt schneller, als man denkt.» Er senkte den Kopf, und plötzlich schüttelte leises Schluchzen seine Schultern. Laura kniete vor ihm nieder und legte ihre Arme um ihn.
«Ich vermisse sie so», flüsterte er.
«Ich auch, Babbo.» Sie weinten gemeinsam, etwas, das sie seit dem Tod von Lauras Mutter nicht mehr getan hatten. Als sie sich ausgeweint hatten, tranken sie den Wein und redeten nicht mehr viel. Laura verbrachte die Nacht auf dem Sofa im Wohnzimmer. Zum ersten Mal seit Wochen schlief sie tief und ruhig.
Die ganze Nacht hatte Paolo Massimo wach gelegen. Der Anruf seiner Frau am gestrigen Abend war ihm nicht aus dem Kopf gegangen. Die Bewacher hatten den Anruf auf dem Festnetztelefon genehmigt, hörten aber mit. Caterinas Stimme kippte immer wieder, während sie von Antonellas Nachricht sprach.
«Ist es wahr, dass du unter Hausarrest stehst? Wieso denn? Was ist bloß passiert? Ich verstehe überhaupt nichts!»
«Caterina, wir sind nicht allein. Ich kann nicht wie sonst mit dir telefonieren, die Polizei hört mit.»
«Es ist also wahr? Ich dachte, Antonella wäre durchgedreht …»
«Nein, sie ist nicht durchgedreht. Ich stehe unter Hausarrest und hoffe, dass sich dieser Irrtum bald aufklärt.»
«Das können sie doch nicht machen! Nicht mit einer Person wie dir, Massimo. Wissen die, wer du bist?»
«Ja, natürlich. Aber das hilft in diesem Fall nichts.»
«Warum hast du mich nicht selbst angerufen?»
«Es ging nicht.»
«Warum hast du nicht wenigstens Fattori zu mir geschickt?»
«Weil ich dich nicht beunruhigen wollte.»
«Blödsinn!»
So war das Gespräch immer weitergegangen. Caterina konnte es einfach nicht fassen, und sie konnte auch nicht begreifen, warum außer Antonella und nun ihr selbst keiner der Bankvorstände alarmiert worden war.
«Weil ich immer noch davon ausgehe, dass ich in ein, zwei Tagen wieder im Büro bin, und dann kann ich persönlich alles erklären. Ruf bitte niemanden an, vor allem nicht eine deiner Freundinnen.»
«Was ist, wenn du nicht rauskommst?»
«Davon gehe ich nicht aus.»
«Ah, du bist immer so verdammt sicher, alles im Griff zu haben. Das geht mir wirklich auf die Nerven!»
«Caterina, ich glaube, wir sollten jetzt aufhören, miteinander zu reden. Oder möchtest du vor Zeugen einen Ehekrach inszenieren?»
Sie hatte einfach aufgelegt. Massimo konnte sich genau vorstellen, was passieren würde, wenn Caterina nicht den Mund hielt. Das wäre der Medienhit! Ihm war elend, und er hielt es im Bett nicht mehr aus. Draußen wurde der Himmel ein bisschen heller, nur auf der Erde herrschte noch Nacht. Ein paar Vögel sangen schon. Massimo schlüpfte in seinen Morgenmantel und ging in die Küche, um sich einen Caffè zu machen.
Im Wohnraum saßen zwei junge Carabinieri
Weitere Kostenlose Bücher