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Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Titel: Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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haben.»
    Plötzlich grinste Reitberger. «Das ist vor allen Dingen der Chef, der Kirr. Der is’ einfach guat. Dem frisst beinah jeder aus der Hand, des kann ich Ihnen sagen. Der kann motivier’n, der reißt alle mit!»
    «Auch seine Auftraggeber?»
    «Die ganz besonders. Wenn der Kirr sagt, dass irgendwo was faul ist, dann glauben die Leut des auch, weil er überzeugen kann. Und außerdem hat er die Erfahrung. War ja früher ein großes Tier bei der Polizei!»
    So groß auch wieder nicht, dachte Laura, behielt es aber für sich. «Ist denn auch immer was faul, wenn der Kirr das sagt?», fragte sie stattdessen.
    Reitberger warf ihr einen prüfenden Blick zu und grinste wieder. «Meistens. Manchmal muss man in unserer Branche ein bisserl was erfinden, damit die Geschäfte laufen. Des kann er auch, der Kirr!»
    «Was muss man zum Beispiel erfinden?»
    «Vielleicht ist erfinden falsch. Ich sag’s Ihnen an einem Beispiel: Ein Boss hat Angst vor einem Anschlag, obwohl er das eigentlich nicht muss. Ich meine Angst vor einem Anschlag haben. Es gibt halt ängstliche Leut. Das wissen wir. Jetzt muss man ihm nur ein paarmal sagen, dass es Hinweise auf einen Anschlag gibt, dann kann man schusssichere Folie an seine Fenster kleben, und wenn er fürchtet, dass jemand ihn abhören will, dann kann man sein Büro oder sein ganzes Haus abhörsicher machen. Das sind schöne Aufträge, die viel Geld bringen.»
    «Ja, das kann ich mir gut vorstellen.» Laura nickte Reitberger zu. «Wahrscheinlich hat so eine Sicherheitsfirma auch Einblick in die Geschäfte ihrer Kunden. Da müssen die Auftraggeber viel Vertrauen haben, dass nichts ausgeplaudert wird, oder?»
    «Bei Geschäftsgeheimnissen sind wir absolut diskret. Wenn zum Beispiel einer die Bilanzen fälscht, dann würden wir das nie öffentlich machen.»
    «Aber man könnte Manager mit diesem Wissen erpressen, oder?»
    Reitberger zuckte die Achseln und verschränkte wieder die Arme vor der Brust.
    «Könnte. Macht man aber nicht, weil sonst die Kunden abspringen.»
    «Könnte man aber doch, weil die Kunden gar nicht abspringen können. Die wollen ja nicht, dass es öffentlich wird, wenn sie die Bilanzen fälschen.»
    «Macht man aber trotzdem nicht.»
    «Wär ja auch ganz schön unanständig.»
    Reitberger runzelte die Stirn. «Ich sag jetzt nix mehr. Was ham Sie eigentlich mit der Saveguard zu tun? Wo es doch um was ganz anderes geht.»
    «Manchmal hängt alles mit allem zusammen, Herr Reitberger. Das müssten Sie als Mitarbeiter von Sicherheitsfirmen eigentlich wissen. Ich danke Ihnen jedenfalls für Ihre Auskünfte.»
    Laura wandte sich zu dem Beamten um, der sich inzwischen auf einen Stuhl neben der Tür gesetzt hatte.
    «Sie können den Herrn Reitberger wieder in seine Zelle bringen.»
    Der Beamte erhob sich, rief seinen Kollegen herein, zückte die Handschellen und schritt zum Vollzug.
    «He!», rief Reitberger. «Was krieg ich für meine Auskünft’? Sie ham g’sagt, dass Sie was für mich tun woll’n!»
    «Darüber reden wir später.» Laura nickte Reitberger kurz zu und machte sich auf den Weg zu ihrem Wagen. Hinter sich hörte sie Reitbergers Proteste.
    «Ihr habt’s mi b’schissen, des habt’s! Der Kirr hat recht: Bloß nix der Polizei erzähl’n! Der kann ma nit trauen!»
    Interessant, dachte Laura, sehr zufrieden mit dem Ergebnis dieses Gesprächs.

In der Nacht nach dem Gespräch mit Commissario Guerrini hatte Paolo Massimo besser geschlafen als in den Nächten zuvor. Am Morgen trainierte er fast eine Stunde im Fitnessraum, duschte dann ausgiebig und trank den ersten Caffè mit Genuss. Er war sicher, dass Guerrini innerhalb der nächsten Stunden erscheinen würde, um mit ihm ins Geschäft zu kommen. Bisher hatten Geschäfte dieser Art immer funktioniert. Massimo fühlte sich so erleichtert, dass er sogar die beiden Carabinieri beinahe freundlich begrüßte.
    Nach einem kleinen Frühstück, nicht mehr als zwei dünne, mit Honig bestrichene Scheiben Pecorino, ein Stück Brot und ein Glas Orangensaft, setzte Massimo sich an den Schreibtisch im geräumigen Arbeitszimmer mit Aussicht auf die mächtige Rocca a Tentennano und begann darüber nachzudenken, wie er die Fehlinvestition seines Investmentbankers Ambrosiano ausgleichen könnte. Obwohl er noch immer fest an China und Australien glaubte und die Hoffnung hatte, dass sich die fraglichen Entwicklungen wieder umkehren würden. Nein, ganz sicher würden sie sich umkehren. Wenn nicht, dann käme die gesamte

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