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Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Titel: Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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wieder anruft?»
    «Stell das Telefon auf D’Annunzio um, dem wird schon was einfallen.»
    «Ah, Commissario, dem fällt nur dummes Zeug ein.»
    «Das ist doch genau das Richtige für Massimos Anwalt.»
    «Er wird sich beim Questore beschweren.»
    «Meinetwegen kann er sich beim Justizminister beschweren. Ich bin erst morgen zu sprechen, basta!»
    Danach hatte Tommasini nicht mehr angerufen, und Guerrini hoffte, dass er seinem Rat gefolgt war und D’Annunzio die Beantwortung der weiteren Anrufe überließ. Der junge Polizist liebte klare Aussagen. Zur Not behauptete er, dass die Person, die nicht zu erreichen sei, sich auf der Toilette befinde. Im Fall des Dottor Fattori wäre das jedenfalls eine gute Antwort und zumindest höflicher als der Satz, der Guerrini auf der Zunge lag.
    Er fuhr langsam und genoss die schmale Landstraße, die Bambusrohre, die sich im Wind über die Fahrbahn neigten, und den Blick auf Siena, der sich zwischen Schirmpinien und Zypressen immer wieder auftat.
    Als er die Stadt erreicht hatte, stellte er seinen Wagen im Innenhof der Questura ab und verließ das Gelände, so schnell er konnte. Er trank auf dem Weg zu seiner Wohnung einen Caffè in seiner Lieblingsbar und stieg endlich die vielen Steinstufen zu seiner Wohnung über den Dächern von Siena hinauf.
    Mit dem Ergebnis seines Nicht-Tuns war er einigermaßen zufrieden. Massimo hatte offensichtlich die Hosen voll, weil Guerrini sich in Schweigen hüllte, und der Anwalt war stinksauer. Dies alles hatte er durch Nicht-Tun erreicht. Vielleicht war genau das auch die Lösung für Trauma Nummer drei: Weiterhin nichts tun und Laura die Sache überlassen.
    Auch wenn Guerrini sich mit dieser Lösung nicht hundertprozentig wohl fühlte. Und dann war da noch die Aufgabe, die ihm an diesem Abend bevorstand. Er zog sich um und machte sich kurz vor acht auf den Weg zu seinem Vater.

    Fünfmal musste Guerrini den Türklopfer gegen die schwere alte Holztür schlagen, ehe sein Vater öffnete.
    «Hab ich dich warten lassen? Mi dispiace, aber ich musste den cappone übergießen. Du kommst gerade rechtzeitig. In fünf Minuten ist er fertig. Ich habe keine Vorspeise gemacht, du wirst schon sehen, warum. Dafür gibt es hinterher noch was! Ah, Tonino, lass Angelo herein, du kannst ihn auch drinnen begrüßen.» Fernando beugte sich über seinen alten Jagdhund und schob ihn sanft zur Seite.
    In den drei Wochen seit Guerrinis letztem Besuch bei seinem Vater schien Toninos Fell noch grauer geworden zu sein, und sein Kopf war inzwischen beinahe weiß. Auf steifen Beinen tapste er um den Sohn seines Herrn herum, schnaufte und nieste vor Freude. Sogar das Wedeln schien ihm Mühe zu machen, und seine Augen waren von einem blauen Schleier überzogen.
    «Na, alter Junge, wie geht’s?» Guerrini streichelte und zauste Toninos Fell.
    «Er wird schrecklich alt. Manchmal muss ich ihm beim Aufstehen helfen. Siebzehn wird er nächsten Monat, Angelo.» Sorgenvoll schaute Fernando den unsicheren Bewegungen seines Hundes zu. «Manchmal pinkelt er einfach im Stehen, kriegt sein Bein nicht mehr hoch, der arme Kerl!»
    «Siebzehn ist ja auch ein stolzes Alter für einen Hund.» Guerrini richtete sich wieder auf.
    «Sagt man, aber das ist dumm! Ungerecht ist es. Alter ist überhaupt ungerecht. Schau mich an: Falten, mürbe Knochen und dünne Haare. Und jetzt sag ja nicht: Hast ja auch ein stolzes Alter, papà!»
    «Ich sage: Buona sera, papà. Schön, dich zu sehen, und es riecht ganz außerordentlich gut.»
    «Buona sera, Angelo. Komm in die Küche, dort isst es sich am besten.» Fernando drehte sich um und eilte zum Herd zurück, während Angelo sich kurz in dem vertrauten geräumigen Flur umsah. Neben dem Duft des Kapauns nahm er den leichten Modergeruch wahr, der schon immer dagewesen war. Ein Geruch vergangener Jahrhunderte, der sich in den Mauern des alten Hauses festgesetzt hatte. Da war die schwere dunkle Truhe, die Garderobe mit dem halbblinden Spiegel und das verblichene Foto seiner Urgroßeltern, die den Besuchern streng entgegenblickten. Alles war an seinem Platz.
    Guerrini hatte es inzwischen aufgegeben, das Foto seiner Vorfahren durch ein freundlicheres Bild ersetzen zu wollen, hatte vor dem erbitterten Widerstand seines Vaters kapituliert.
    «Vieni qua, vieni!», rief Fernando aus der Küche. «Wo bleibst du denn? Hilf mir lieber, das Vieh auf den Tisch zu bringen. Die Kasserolle ist verdammt schwer!»
    Guerrini liebte diese Küche mit ihren abgeschabten weißen

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