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Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Titel: Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Intensität, wenn man wusste, dass das Leben innerhalb der nächsten Minuten zu Ende sein konnte.
    Und eine Stunde später dachte er, sein Leben sei zu Ende, als ihm der Becher aus der tauben Hand fiel, ihm die Kälte mit erstaunlicher Geschwindigkeit durch die Glieder raste und sich die Worte Ich habe verloren als eisiger Kern aus Unglauben mitten in sein Hirn froren. Sein Blick war nicht auf den Frosch gerichtet gewesen; das Letzte, was seine Augen in der zunehmenden Dunkelheit gesehen hatten, war die Frau – La Dame Blanche –, deren Gesicht ihn über den Becher hinweg anblickte, den sie ihm gereicht hatte, angewidert und so weiß wie Gebein. Was ihm jedoch zusätzlich im Gedächtnis geblieben war und woran er sich auch jetzt wieder mit demselben Gefühl des Erstaunens und derselben Wissbegier erinnerte, war die große blaue Flamme, so intensiv wie die Farbe des Abendhimmels jenseits der Venus, die aus ihrem Kopf und ihren Schultern geschlagen war, als er starb.
    An Gefühle wie Bedauern oder Angst erinnerte er sich nicht, nur an Erstaunen. Dies war allerdings gar nichts im Vergleich zu dem Erstaunen, das er empfunden hatte, als er wieder zu sich kam, nackt auf einer Steinplatte in einer widerwärtigen unterirdischen Kammer, Seite an Seite mit einer Wasserleiche. Glücklicherweise hatte sich keine lebende Seele in dieser ekelhaften Grotte aufgehalten, und er war – taumelnd und halb blind, bekleidet mit dem nassen, stinkenden Hemd des Ertrunkenen – in die Morgenröte hinausgestiegen, die schöner war, als es jedes Zwielicht sein konnte. Also – zehn bis zwölf Stunden vom Moment des scheinbaren Todes bis zur Wiederbelebung.
    Er betrachtete die Ratte, streckte dann den Finger aus und hob eine der kleinen, zierlichen Pfoten an. Fast zwölf Stunden. Schlaff, die Totenstarre war bereits vorüber; es war warm so weit oben im Haus. Schließlich wandte er sich der Arbeitsplatte zu, die an der anderen Wand des Labors entlanglief und auf der eine ganze Reihe von Ratten lag, vielleicht besinnungslos, vielleicht tot. Er schritt langsam an der Reihe entlang und stieß die Tiere einzeln an. Schlaff, schlaff, steif. Steif. Steif. Alle tot, ohne Zweifel. Jedes Tier hatte eine kleinere Dosis bekommen als das vorige, doch alle waren gestorben – obwohl er sich bei der letzten noch nicht sicher sein konnte. Also noch etwas warten, um ganz sicher zu sein.
    Er musste es wissen. Denn am Hof der Wunder wurde gemunkelt. Und es hieß, der Frosch sei wieder da.
    Der englische Kanal
    MAN SAGTE, ROTES HAAR SEI EIN ZEICHEN des Teufels. Nachdenklich betrachtete Joan die feurigen Locken ihres Begleiters. Der Wind an Deck war so heftig, dass ihr die Augen tränten, und er riss Michael Murray kleine Haarsträhnen aus dem Haarband, so dass sie seinen Kopf wie Flammen umtanzten. Wenn er des Teufels war, hätte man allerdings erwartet, dass sein Gesicht so hässlich war wie die Nacht, und das war es nicht.
    Zu seinem Glück sah er seiner Mutter ähnlich, dachte sie. Sein jüngerer Bruder Ian war weniger gesegnet, und das sogar ohne die heidnischen Tätowierungen. Michael hatte einfach ein angenehmes Gesicht, auch wenn es jetzt vom Wind und von den Spuren der Trauer gezeichnet war – was wahrhaftig kein Wunder war, hatte er doch gerade seinen Vater verloren und keinen Monat zuvor seine Frau in Frankreich.
    Doch sie trotzte diesem Sturm nicht, um Michael Murray zu beobachten, selbst wenn es noch so sehr möglich war, dass er in Tränen ausbrach oder sich vor ihren Augen in den Gehörnten verwandelte. Sie berührte vorsichtshalber ihr Kruzifix. Der Priester hatte es gesegnet, und ihre Mutter hatte es den ganzen Weg zur St.-Ninians-Quelle getragen und dort ins Wasser getaucht, um den Heiligen um seinen Schutz zu bitten. Und es war ihre Mutter, die sie sehen wollte, so lange sie konnte.
    Sie löste ihr Halstuch, umklammerte es fest, damit es der Wind nicht fortwehte, und winkte damit. Ihre Mutter, die auf dem Kai immer kleiner wurde, winkte ebenfalls heftig, Joey hinter ihr mit dem Arm um ihre Taille, damit sie nicht ins Wasser fiel.
    Joan schnaubte leise beim Anblick ihres frischgebackenen Stiefvaters, besann sich dann aber und berührte erneut das Kruzifix, während sie ein rasches Reuegebet sprach. Schließlich hatte sie selbst dafür gesorgt, dass diese Ehe zustande kam, und das war auch gut so. Wenn nicht, säße sie jetzt noch daheim in Balriggan fest und wäre nicht endlich unterwegs nach Frankreich, um eine Braut Christi zu

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