Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Titel: Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
die Körbe –, deshalb kann ich nicht mit Gewissheit sagen, was darin ist. Vielleicht schmuggeln sie ja auch Brandy und Spitze zu den Docks hinunter …« Er wich ihrer erhobenen Hand aus und lachte.
    »Oh, Ihr werdet eine fabelhafte Nonne abgeben, Schwester Joan. Terror daemonium, solatium miserorum … «
    Sie kniff die Lippen fest zusammen, um nicht zu lachen. Schrecken der Dämonen, was für eine Dreistigkeit!
    »Nicht Schwester Joan«, sagte sie. »Sie werden mir wohl im Konvent einen neuen Namen geben.«
    »Oh, aye?«, sagte er neugierig und strich sich das Haar aus den Augen. »Dürft Ihr Euch den Namen selbst aussuchen?«
    »Ich weiß es nicht«, räumte sie ein.
    »Nun, aber – welchen Namen würdet Ihr denn nehmen, wenn Ihr die Wahl hättet?«
    »Äh … nun ja …« Sie hatte niemandem davon erzählt, doch was konnte es schon schaden? Sie würde Michael Murray ja nie wiedersehen, wenn sie erst in Paris waren. »Schwester Gregory«, platzte sie heraus.
    Zu ihrer großen Erleichterung lachte er nicht.
    »Oh, das ist ein guter Name«, sagte er. »Nach dem heiligen Gregor, dem Großen?«
    »Nun … aye. Ihr findet ihn nicht anmaßend?«, fragte sie ein wenig nervös.
    »Oh nein!«, sagte er überrascht. »Ich meine, wie viele Nonnen heißen denn Maria? Wenn es nicht anmaßend ist, sich nach der Mutter Gottes zu nennen, wie kann es dann vermessen sein, sich nur den Namen eines Papstes zu geben?« Dabei lächelte er so fröhlich, dass sie das Lächeln erwiderte.
    »Wie viele Nonnen heißen denn Maria?«, fragte sie neugierig. »Es ist ein häufiger Name, oder?«
    »Oh, aye, Ihr sagt ja, Ihr habt noch nie eine Nonne gesehen.« Doch er machte sich jetzt nicht mehr über sie lustig. »Ungefähr die Hälfte der Nonnen, denen ich je begegnet bin, scheinen Schwester Maria Irgendwie zu heißen – Ihr wisst schon, Schwester Maria Polycarp, Schwester Maria Joseph … in der Art.«
    »Ihr begegnet also sehr vielen Nonnen, während Ihr Euren Geschäften nachgeht, ja?« Michael Murray war der jüngere Teilhaber von Fraser et Cie, einem der größten Wein- und Spirituosenhändler in Paris – und dem Schnitt seiner Kleider nach ging es ihm dabei nicht schlecht.
    Sein Mund zuckte, doch er antwortete ernst.
    »Nun, das tue ich, in der Tat. Nicht jeden Tag, aber die Schwestern kommen oft in mein Geschäft – oder ich gehe zu ihnen. Fraser et Cie beliefert die meisten Klöster und Konvente in Paris mit Wein, und manchmal schicken sie zwei Nonnen vorbei, um eine Bestellung aufzugeben oder etwas Besonderes mitzunehmen – ansonsten liefern wir natürlich. Und selbst die Orden, die keinen Wein zum Essen trinken – und die meisten Häuser in Paris trinken Wein; es sind schließlich Franzosen, aye? – brauchen Messwein für ihre Kapellen. Und die Bettelorden klopfen mit schönster Regelmäßigkeit an und bitten um Almosen.«
    »Tatsächlich?« Sie war so fasziniert, dass sie nicht länger versuchte, ihre Unwissenheit zu verbergen. »Ich wusste gar nicht … ich meine … die verschiedenen Orden haben also verschiedene Aufgaben, ist es das, was Ihr sagen wollt? Was für Orden gibt es denn sonst noch?«
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu, wandte sich dann aber wieder um und kniff die Augen zum Schutz gegen den Wind zusammen, während er überlegte.
    »Nun … es gibt Nonnen, die die ganze Zeit beten – kontemplative Orden nennt man sie, glaube ich. Man sieht sie zu jeder Tages- und Nachtzeit in der Kathedrale. Es gibt aber mehr als nur einen solchen Orden; einer trägt graue Kutten und betet in der Josephskapelle, und ein anderer trägt Schwarz; man sieht sie vor allem in der Kapelle Unserer Lieben Frau der Meere.« Er warf ihr einen neugierigen Blick zu. »Wollt Ihr eine solche Nonne werden?«
    Sie schüttelte den Kopf, froh, dass der beißende Wind ihr Erröten verbarg.
    »Nein«, sagte sie nicht ohne Bedauern. »Das sind vielleicht die Heiligsten unter den Nonnen, aber ich habe einen Großteil meines Lebens damit verbracht, im Hochmoor vor mich hin zu sinnieren, und es lag mir nicht besonders. Ich glaube, ich habe nicht die richtige Seele dafür, selbst wenn ich es in einer Kapelle täte.«
    »Aye«, sagte er und wischte sich die wehenden Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Ich weiß, wie es im Hochmoor ist. Nach einer Weile geht einem der Wind nicht mehr aus dem Kopf.« Er zögerte einen Moment. »Als mein Onkel Jamie – Euer Pa meine ich –, Ihr wisst doch, dass er sich nach der Schlacht von Culloden in einer Höhle

Weitere Kostenlose Bücher