Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Titel: Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
fehlte), eine zahnlose Alte, die schmatzend und murmelnd über ihrem Arrak hockte, und etwas, das aussah wie ein zehnjähriges Mädchen, aber mit ziemlicher Sicherheit keins war – wandten die Köpfe und starrten ihn an, doch da sie in seiner schäbigen Kleidung und seinem Jutesack nichts Bemerkenswertes sahen, wandten sie sich wieder der Aufgabe zu, sich hinreichend zu betrinken, um dann zu tun, was heute Abend zu tun war.
    Er nickte Max zu und zog eines der splittrigen Fässer herbei, um sich daraufzusetzen.
    »Was darf ich Euch geben, Señor ?«
    Rakoczy sah ihn scharf an; Max hatte nie etwas anderes als Arrak ausgeschenkt. Doch die Zeiten hatten sich geändert; neben dem Fass mit rohem Brandy standen eine Steingutflasche mit etwas, das möglicherweise Bier war, und eine dunkle, mit Kreide bekritzelte Glasflasche.
    »Arrak, bitte, Max«, sagte er – lieber das bekannte Übel – und war überrascht zu sehen, dass auch der Zwerg ihn scharf ansah.
    »Ihr kanntet meinen werten Vater, wie ich sehe, Señor «, sagte der Zwerg und stellte ihm den Becher auf die Theke. »Seid Ihr schon länger nicht mehr in Paris gewesen?«
    » Pardonnez «, sagte Rakoczy. Er nahm den Becher entgegen und schüttete ihn hinunter. Wenn man sich mehr als einen Becher leisten konnte, ließ man ihn sich nicht auf der Zunge zergehen. »Euren werten – verstorbenen? – Vater, Max?«
    »Maximiliano el Maximo«, verbesserte ihn der Zwerg entschieden.
    »Gewiss doch.« Rakoczy winkte nach einem neuen Becher. »Und mit wem habe ich die Ehre zu sprechen?«
    Der Spanier – obwohl sein Akzent vielleicht nicht so kräftig war, wie er es bei Max gewesen war – richtete sich stolzerfüllt auf. »Maxim Le Grande, Monsieur, à votre service !«
    Rakoczy salutierte ihm ernst und schüttete sich den zweiten Becher hinunter, winkte nach einem dritten und lud Maxim mit einer Geste zum Mittrinken ein.
    »Es ist schon einige Zeit her, dass ich das letzte Mal hier war«, sagte er. Das war nicht gelogen. »Ich frage mich, ob wohl ein anderer alter Bekannter noch am Leben ist – Maître Raymond, den man auch den ›Frosch‹ nennt?«
    Ein leises Beben durchfuhr die Luft, ein kaum merkliches Aufflackern von Aufmerksamkeit, vorbei, kaum dass er es gespürt hatte – irgendwo hinter ihm?
    »Ein Frosch«, sagte Maxim und schenkte sich nachdenklich ein. »Ich persönlich kenne keine Frösche, doch sollte ich von einem hören, wer, soll ich sagen, fragt nach ihm?«
    Sollte er seinen Namen nennen? Nein, noch nicht.
    »Das tut nichts zur Sache«, sagte er. »Doch man kann die Nachricht bei Madame Fabienne hinterlegen. Ihr kennt das Haus? In der Rue Antoine?«
    Die angedeuteten Augenbrauen des Zwergs hoben sich, und sein Mundwinkel kräuselte sich.
    »Ich kenne es.«
    Das stimmte ohne Zweifel, dachte Rakoczy. »El Maximo« hatte sich nicht auf Max’ Statur bezogen, und bei »Le Grande« verhielt es sich wahrscheinlich nicht anders. Gott hatte nicht nur Sinn für Humor, sondern auch für Gerechtigkeit.
    » Bon .« Er wischte sich die Lippen am Ärmel ab und legte eine Münze auf die Theke, die für das ganze Fass gereicht hätte. » Merci .«
    Er stand auf, wobei ihm der scharfe Rumgeschmack in die Kehle stieg, und er rülpste. Vielleicht noch zwei Häuser, die er aufsuchen musste, bevor er sich zu Fabienne begab. Mehr war nicht möglich, wenn er auf den Beinen bleiben wollte; er wurde wirklich alt.
    »Gute Nacht.« Er verneigte sich vor den Anwesenden und schob vorsichtig die rissige Holztür auf; sie hing an einem einzigen Lederscharnier, und das sah so aus, als würde es jeden Moment den Geist aufgeben.
    » Kroax quax «, sagte jemand ganz leise, just bevor sich die Tür hinter ihm schloss.
    MADELEINES GESICHT ERHELLTE SICH, als sie ihn sah, und ihm wurde warm ums Herz. Sie war nicht die Klügste, das arme Ding, aber sie war hübsch und freundlich, und sie arbeitete schon so lange als Hure, dass sie für jede kleine Aufmerksamkeit dankbar war.
    »Monsieur Rakoczy!« Sie warf ihm die Arme um den Hals und liebkoste ihn voll Zuneigung.
    »Madeleine, meine Liebe.« Er umfasste ihr Kinn, küsste sie sanft auf die Lippen und zog sie an sich, so dass sich ihr Bauch an den seinen drückte. Er hielt sie so lange fest – und küsste ihr dabei die Augenlider, die Stirn, die Ohren, so dass sie vor Lust aufquietschte –, dass er sich in ihr Inneres vortasten konnte, im Geist ihren Uterus wiegen konnte, abschätzen konnte, wie reif sie war.
    Es fühlte sich warm an, die Farbe

Weitere Kostenlose Bücher