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Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Titel: Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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die Hand vor die Nase. »Was ist das?«
    Michael grub in seiner Tasche und zog sein schmutziges Taschentuch hervor, das er skeptisch ansah.
    »Es ist der städtische Friedhof. Entschuldigung, ich habe nicht daran gedacht …«
    » Moran taing .« Sie nahm ihm das leicht feuchte Tüchlein ab und hielt es sich vor das Gesicht, ohne sich daran zu stören, in welchem Zustand es war. » Begraben denn die Franzosen ihre Toten auf dem Friedhof nicht?« Denn dem Gestank nach hatte man tausend Leichen auf feuchten Boden geworfen und sie dort zum Verrotten liegen gelassen, und der Anblick der Krähen, die in einigem Abstand hin und her hüpften und sich zankten, änderte nichts an diesem Eindruck.
    »Doch.« Michael fühlte sich erschöpft – es war ein furchtbarer Morgen gewesen –, bemühte sich aber, sich zusammenzureißen. »Allerdings ist es dort drüben sumpfig; selbst wenn man einen Sarg tief vergräbt – und das tun die meisten nicht –, arbeitet er sich in ein paar Monaten an die Oberfläche empor. Wenn das Gelände überflutet wird – und das geschieht jedes Mal, wenn es regnet – fallen die Reste des Sargs auseinander, und …« Er schluckte und war froh, dass er nicht gefrühstückt hatte.
    »Es heißt, man will zumindest die Gebeine umbetten, sie in ein sogenanntes Beinhaus legen. Außerhalb der Stadt gibt es einige alte Minen – dort drüben.« Er wies mit dem Kinn darauf. »Und vielleicht … Aber noch hat man nichts in dieser Richtung unternommen«, fügte er in einem Atemzug hinzu und kniff sich die Nase zu, um durch den Mund Luft zu holen. Doch es spielte keine Rolle, ob man durch die Nase oder den Mund atmete; die Luft war derart dick, dass man sie schmecken konnte.
    Joan sah so mitgenommen aus, wie er sich fühlte, und ihr Gesicht hatte die Farbe verdorbenen Puddings. Sie hatte sich übergeben, als die Besatzung den Selbstmörder endlich aus dem Wasser zog. Graues Wasser rann von der Leiche, die mit schleimigem Seetang überzogen war, der sich um seine Beine geschlungen und ihn ertränkt hatte. Sie hatte immer noch Spuren von Erbrochenem auf dem Kleid, und ihr Haar löste sich in feuchten Strähnen unter ihrer Haube. Natürlich hatte sie keine Sekunde geschlafen – genauso wenig wie er.
    In diesem Zustand konnte er sie nicht in den Konvent bringen. Den Nonnen würde es ja vielleicht nichts ausmachen, aber ihr schon. Er hob den Arm und klopfte an die Decke der Kutsche.
    »Monsieur?«
    »Au château, vite!«
    Er würde sie zuerst zu sich nach Hause bringen. Es war kein großer Umweg, und im Konvent erwartete man sie ja nicht an einem bestimmten Tag oder zu einer bestimmten Stunde. Sie konnte sich waschen, etwas essen und sich zurechtmachen. Und wenn ihn das davor bewahrte, sein Haus allein zu betreten, nun, man sagte doch, dass ein gutes Werk sich selbst belohnte.
    ALS SIE DIE AVENUE TRÉMOULINS ERREICHTEN, hatte Joan vor lauter Aufregung, in Paris zu sein, die Ursachen ihrer Unruhe zumindest zum Teil vergessen. Noch nie hatte sie so viele Menschen gleichzeitig an einem Ort gesehen – und das waren nur die Menschen, die nach der Messe aus einer Kirche kamen. Schon hinter der nächsten Ecke breitete sich ein gepflasterter Platz aus, der breiter war als der gesamte River Ness, und das Pflaster war von einem Ende zum andern mit Schubkarren, Wagen und Marktständen bedeckt und darauf ein buntes Durcheinander aus Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch … Sie hatte Michael sein schmutziges Taschentuch zurückgegeben und hechelte wie ein Hund, während sie das Gesicht hin und her drehte und versuchte, all die wundervollen Düfte auf einmal in sich einzusaugen.
    »Ihr seht ein bisschen besser aus«, sagte Michael und lächelte sie an. Auch er war immer noch blass, schien aber etwas entspannter zu sein. »Habt Ihr wieder ein bisschen Hunger?«
    »Ich bin ausgehungert!« Sie warf einen gierigen Blick zum Rand des Marktes. »Könnten wir vielleicht anhalten und einen Apfel kaufen? Ich habe etwas Geld …« Sie tastete nach den Münzen in ihrem Strumpfband, doch er gebot ihr Einhalt.
    »Nein, im Haus gibt es genug zu essen. Sie erwarten mich diese Woche zurück, also wird alles vorbereitet sein.«
    Sie warf noch einen kurzen, sehnsüchtigen Blick auf den Markt, wandte sich dann aber folgsam in die Richtung, in die er zeigte, und steckte den Kopf aus dem Kutschfenster, um sein Haus zu sehen, dem sie sich jetzt näherten.
    »Das ist ja das größte Haus, das ich je gesehen habe!«, rief sie aus.
    »Och, nein«,

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