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Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Titel: Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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antworteten: »Oh, aye, natürlich; was passiert mir nächsten Dienstag?« Wichtiger noch jedoch, wie zum Teufel …
    »Au!« Sie hatte sich als Buße für die ungewollte Gotteslästerung heftig auf die Zunge gebissen und schlug sich die Hand vor den Mund.
    »Was ist denn?«, fragte eine besorgte Stimme hinter ihr. »Habt Ihr Euch weh getan, Miss MacKimmie? Äh … Schwester Gregory, meine ich?«
    »Mm! Nein. Nein, ich hab mir nur … auf die Zunge gebissen.« Sie drehte sich zu Michael Murray um und drückte vorsichtig mit der verletzten Zunge gegen ihren Gaumen.
    »Das kann passieren, wenn man Selbstgespräche führt.« Er zog den Korken aus einer Flasche, die er mitgebracht hatte, und hielt sie ihr hin. »Hier, spült Euch den Mund damit aus; das hilft.«
    Sie nahm einen großen Schluck und ließ ihn durch ihren Mund fließen; es brannte an der verletzten Stelle, aber nicht schlimm, und sie schluckte so langsam wie möglich, um länger etwas davon zu haben.
    »Jesus, Maria und Bride«, hauchte sie. »Ist das Wein ?« Der Geschmack in ihrem Mund war schwach mit der Flüssigkeit verwandt, die sie als Wein kannte – etwa so, wie Äpfel Ähnlichkeit mit Pferdeäpfeln hatten.
    »Aye, er ist ziemlich gut«, sagte er bescheiden. »Aus Deutschland. Ähm … noch einen kleinen Schluck?«
    Sie widersprach nicht und nippte selig an der Flasche, während sie mit halbem Ohr zuhörte, wie er ihr mehr über den Wein erzählte, wie er hieß, wie er in Deutschland hergestellt wurde, woher er ihn bekam … und so weiter. Doch schließlich besann sie sich wieder auf ihre Manieren und reichte ihm widerstrebend die Flasche zurück, die jetzt halb leer war.
    »Ich danke Euch, Sir«, sagte sie förmlich. »Das war sehr gütig von Euch. Ihr braucht Eure Zeit aber nicht damit zu verschwenden, mir Gesellschaft zu leisten; ich komme schon allein zurecht.«
    »Aye, nun ja … ich tue es eigentlich nicht für Euch«, sagte er und trank selbst einen anständigen Schluck. »Sondern für mich.«
    Sie blinzelte im Gegenwind. Er war errötet, doch weder vom Wein noch vom Wind, dachte sie.
    Sie brachte ein schwaches, fragendes »Ah …?« zuwege.
    »Nun, was ich fragen möchte«, entfuhr es ihm, und er wandte den Blick ab, denn seine Wangen brannten rot. »Werdet Ihr für mich beten? Schwester? Und meine – meine Frau. Ihren Seelenfr…«
    »Oh!«, sagte sie, erschüttert, dass sie so mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt gewesen war, dass sie seinen Kummer übersehen hatte. Hältst dich für eine Seherin, guter Gott, und siehst nicht, was direkt vor deiner Nase passiert; du bist nur eine Närrin, eine egoistische noch dazu . Sie legte ihre Hand auf die seine, die auf der Reling lag, und drückte sie fest, um vielleicht ein wenig von Gottes Güte in seine Richtung zu dirigieren.
    »Natürlich tue ich das!«, sagte sie. »Ich werde in jeder Messe an Euch denken, das schwöre ich!« Sie fragte sich kurz, ob es sich geziemte, so etwas zu schwören, doch schließlich … »Und die Seele Eurer armen Frau, natürlich tue ich das! Wie … äh … wie war denn ihr Name? Damit ich weiß, was ich sagen soll, wenn ich für sie bete«, erklärte sie hastig, als sie den Schmerz in seinen Augen sah.
    »Lillianne«, sagte er so leise, dass sie ihn im Wind kaum hörte. »Ich habe sie Lillie genannt.«
    »Lillianne«, wiederholte sie sorgfältig und versuchte, die Silben genauso auszusprechen wie er. Es war ein sanfter, klangvoller Name, dachte sie, der wie Wasser über die Felsen einer Quelle im schottischen Hochmoor glitt. Du wirst nie wieder eine Quelle im schottischen Hochmoor zu Gesicht bekommen , dachte sie plötzlich schmerzerfüllt, schob den Gedanken jedoch beiseite und wandte ihr Gesicht der Küste Frankreichs zu, die vor ihnen größer wurde. »Ich vergesse es nicht.«
    Er nickte stumm zum Dank, und sie standen eine Weile da, bis sie begriff, dass ihre Hand immer noch auf der seinen ruhte, und sie sie mit einem Ruck fortzog. Er sah verblüfft aus, und sie sagte – weil es das Erste war, was ihr in den Sinn kam: »Wie ist sie gewesen? Eure Frau?«
    Eine außerordentliche Mischung von Gefühlen überflog sein Gesicht. Sie hätte nicht sagen können, was überwog, Schmerz, Gelächter oder pure Verwirrung, und sie begriff plötzlich, wie wenig sie bis jetzt von seinem wahren Wesen gesehen hatte.
    »Sie war …« Er zuckte mit den Achseln und schluckte. »Sie war meine Frau«, sagte er ganz leise. »Sie war mein Leben.«
    Sie hätte tröstende Worte für

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