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Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Titel: Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Wand prallte; Grey trat ihm die Beine weg und kniete sich dann auf dessen Oberschenkel, wo er ihm das Knie brutal in den Muskel bohrte. Stubbs stieß ein ersticktes Geräusch aus, nicht ganz ein Schrei.
    Mit vor Wut zitternder Hand grub Grey in seiner Tasche und brachte die Miniatur zum Vorschein, die er Stubbs kurz zeigte, bevor er sie dem Mann in die Wange grub. Stubbs jaulte auf, fasste danach, und Grey überließ sie ihm und erhob sich schwankend von dem Mann.
    »Wie kannst du es wagen«, sagte er leise, aber heftig, »deine Frau zu entehren, deinen Sohn?«
    Malcolm atmete schwer und umklammerte mit einer Hand seinen schmerzenden Oberschenkel, doch allmählich fand er die Fassung wieder.
    »Es ist nichts«, sagte er. »Es hat überhaupt nichts mit Olivia zu tun.« Er schluckte, wischte sich mit der Hand über den Mund und warf einen vorsichtigen Blick auf die Miniatur in seiner Hand. »Das ist der Kleine, ja? Gut … hübscher Junge. Sieht aus wie ich, nicht wahr?«
    Grey trat ihm brutal in den Magen.
    »Ja, genau wie dein anderer Sohn«, zischte er. »Wie konntest du so etwas tun?«
    Malcolms Mund öffnete sich, doch es kam nichts heraus. Er rang nach Atem wie ein gestrandeter Fisch. Grey sah ihm mitleidlos zu. Bevor er mit dem Mann fertig war, würde er ihn noch am Spieß auf glühender Kohle grillen. Er bückte sich und nahm Stubbs die Miniatur aus der widerstandslosen Hand, um sie wieder einzustecken.
    Nach einem langen Moment brachte Stubbs einen heulenden Keuchlaut zuwege, und sein Gesicht, das sich violett verfärbt hatte, nahm wieder sein ursprüngliches Ziegelrot an. In seinen Mundwinkeln hatte sich Speichel gesammelt; er leckte sich über die Lippen und spuckte aus, dann setzte er sich schwer atmend zurück und blickte zu Grey auf.
    »Hast du vor, noch einmal zuzuschlagen?«
    »Im Moment nicht.«
    »Gut.« Er streckte die Hand aus, und Grey ergriff sie und half Stubbs grunzend auf die Beine. Malcolm lehnte sich schwer keuchend an die Wand und betrachtete ihn.
    »Wer hat dich denn zum Gott erklärt, Grey? Wer bist du, dass du dir ein Urteil über mich erlaubst?«
    Fast hätte Grey erneut auf ihn eingeschlagen, doch er beherrschte sich.
    »Wer ich bin?«, wiederholte er. »Olivias verdammter Vetter, das bin ich. Der engste männliche Verwandte, den sie auf diesem Kontinent hat! Und du, falls ich dich daran erinnern muss – und offensichtlich muss ich das –, bist ihr verdammter Ehemann. Urteil? Was zum Teufel meinst du damit, du dreckiger Lüstling?«
    Malcolm hustete und spuckte erneut aus.
    »Ja. Nun. Ich sagte doch, es hat nichts mit Olivia zu tun – also hat es auch nichts mit dir zu tun.« Er sprach scheinbar ruhig, doch Grey konnte den Puls in seiner Kehle hämmern sehen, das nervöse Hin und Her seiner Augen. »Es ist doch nichts Ungewöhnliches – es ist verdammt noch mal Usus, zum Kuckuck. Jeder …«
    Er rammte Stubbs das Knie in die Weichteile.
    »Versuch’s noch einmal«, riet er Stubbs, der zu Boden gefallen war und zusammengekrümmt wie ein Embryo stöhnend dalag. »Lass dir Zeit; ich habe nichts zu tun.«
    Da ihm bewusst wurde, dass er beobachtet wurde, drehte er sich um und sah mehrere Soldaten am Eingang der Gasse zusammenstehen. Sie zögerten. Doch er trug seine Paradeuniform – etwas mitgenommen, doch sie ließ immer noch deutlich seinen Dienstrang erkennen –, und als er sie böse anfunkelte, zerstreuten sie sich hastig.
    »Ich sollte dich auf der Stelle umbringen, weißt du«, sagte er nach einigen Sekunden zu Stubbs. Doch die Wut, die ihn angetrieben hatte, schwand dahin, während er zusah, wie sich der Mann zu seinen Füßen übergab, und seine nächsten Worte klangen erschöpft. »Besser für Olivia, wenn sie einen toten Mann hat – und was auch immer du ihr hinterlässt – als einen lebenden Schuft, der sie mit ihren Freundinnen betrügt – wahrscheinlich noch mit ihrer eigenen Zofe.«
    Stubbs murmelte etwas Unverständliches, und Grey bückte sich, packte ihn am Schopf und zog seinen Kopf hoch.
    »Wie war das?«
    »So … war’s nicht.« Stöhnend umklammerte sich Malcolm selbst und manövrierte sich vorsichtig zum Sitzen hoch. Er zog die Knie hoch und legte eine Weile keuchend den Kopf darauf, bevor er in der Lage war weiterzusprechen.
    »Du weißt gar nichts, oder?« Er sprach leise, ohne den Kopf zu heben. »Du hast nicht gesehen, was ich gesehen habe. Nicht … getan, was ich tun musste.«
    »Wie meinst du das?«
    »Das … das Töten. Nicht … im Kampf. Nichts

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