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Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Titel: Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Kollegen zu zeigen, nämlich Joseph Arbuthnot, Lord Creemore und Sir Edwin Bellman. Sir Edwin bestand jedoch darauf und sagte, dass es nicht schaden könnte; etwaige Vorwürfe seitens des Herzogs von Pardloe könnten schlicht als Versuch verworfen werden, sich selbst zu retten, ohne jede faktische Grundlage – wohingegen die Tatsache seiner Festnahme eine allgemeine Annahme seiner Schuld nach sich ziehen und jede etwaige Aufmerksamkeit von uns ablenken würde.
    Als der Herzog von dem Haftbefehl hörte, schickte er noch am selben Abend einen Boten zu meinem Quartier und rief mich augenblicklich zu sich auf seinen Landsitz. Ich wagte es nicht, seinen Ruf zu missachten, da ich nicht wusste, über welche Beweise er möglicherweise verfügte, und daher bin ich in der Nacht zu seinem Anwesen geritten und kurz vor dem Morgengrauen eingetroffen.
    Dort hatte Adams den Herzog in seinem Wintergarten angetroffen. Welche Form dieses Gespräch auch immer gehabt hatte, sein Ausgang war drastisch gewesen.
    Ich hatte eine Pistole mitgebracht, die ich draußen vor dem Haus geladen hatte. Ich hatte dies nur zu meinem Schutz gedacht, da ich nicht wusste, wie sich der Herzog verhalten würde.
    Offenbar bedrohlich. Gerard Grey, der Herzog von Pardloe, war ebenfalls bewaffnet zu der Zusammenkunft erschienen. Adams zufolge hatte der Herzog seine Pistole aus den Tiefen seiner Jacke gezogen – ob zum Angriff oder nur als Drohung, war unklar –, woraufhin auch Adams in Panik seine Pistole gezogen hatte. Beide Männer feuerten; Adams glaubte, dass die Pistole des Herzogs eine Fehlzündung gehabt hatte, da der Herzog ihn aus dieser Entfernung nicht hätte verfehlen können.
    Adams hatte weder eine Fehlzündung, noch verfehlte er sein Ziel, und als er das Blut auf der Brust des Herzogs sah, war Adams in Panik geflüchtet. Als er sich noch einmal umdrehte, hatte er gesehen, wie der Herzog tödlich getroffen, aber immer noch aufrecht, nach dem Zweig eines Pfirsichbaums an seiner Seite griff, um sich daran festzuhalten. Dann hatte der Herzog mit letzter Kraft seine nutzlose Waffe nach Adams geworfen und war zusammengebrochen.
    John Grey saß reglos da und rieb die Pergamentbogen langsam zwischen seinen Fingern. Er sah die ordentlichen Federstriche nicht, mit denen Adams seinen blutleeren Bericht niedergeschrieben hatte. Er sah das Blut. Ein dunkles Rot, schön wie ein Edelstein, als die Sonne plötzlich durch das Glasdach darauf fiel. Das Haar seines Vaters, zerzaust wie es manchmal nach der Jagd war. Und der Pfirsich, der auf dieselben Fliesen gefallen war, seine Vollkommenheit dahin.
    Er legte die Papiere auf den Tisch; der Wind hob sie an, und er griff unwillkürlich nach seinem neuen Briefbeschwerer, um sie festzuhalten.
    Als was hatte ihn Carruthers noch bezeichnet? Jemand, der für Ordnung sorgt. Du und dein Bruder, hatte er gesagt. Ihr findet euch damit nicht ab. Wenn es irgendwie Ordnung und Frieden in der Welt gibt – dann ist das so, weil es Männer gibt wie euch.
    Vielleicht. Er fragte sich, ob Carruthers wusste, welchen Preis Frieden und Ordnung hatten – doch dann erinnerte er sich an Charlies hageres Gesicht, das die Schönheit seiner Jugend verloren hatte und in dem es jetzt nur noch die Knochen gab und die hartnäckige Entschlossenheit, die ihn am Leben hielt.
    Ja, er wusste es.
    KURZ NACH ANBRUCH DER DUNKELHEIT gingen sie an Bord der Schiffe. Der Konvoi bestand aus Admiral Holmes’ Flaggschiff, der Lowestoff , drei Kriegsschiffen, der Squirrel , der Sea Horse und der Hunter , einer Anzahl bewaffneter Schaluppen, einigen weiteren Fahrzeugen, die mit Ausrüstung, Pulver und Munition beladen waren, sowie einigen Schiffen zum Transport der Männer – insgesamt 1800. Die Sutherland war ein Stück weiter abwärts zurückgelassen worden und lag gerade eben außerhalb der Geschützreichweite der Festung vor Anker, um die Bewegungen der Feinde im Blick zu behalten; der Fluss war dort übersät mit schwimmenden Geschützbatterien und kleinen französischen Schiffen auf Beutezug.
    Er fuhr gemeinsam mit Wolfe und den Highlandern auf der Sea Horse und verbrachte die Reise an Deck, denn er war zu erregt, um es unter Deck auszuhalten.
    Immer wieder ging ihm die Warnung seines Bruders durch den Hinterkopf – Folge ihm ja nicht bei einer Torheit –, doch es war viel zu spät, um darüber nachzudenken. Und um die Warnung zu verdrängen, forderte er einen der anderen Offiziere zu einem Wettpfeifen heraus – jeder sollte »The Roast Beef of

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