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Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane

Titel: Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Seite ein, trug weder Anrede noch Unterschrift und sah Hal ganz und gar ähnlich.
    Minnie möchte wissen, ob du Hunger leidest, obwohl ich nicht weiß, was sie dagegen tun will, sollte die Antwort ja lauten. Die Jungen möchten wissen, ob du Skalps erbeutet hast – sie sind fest überzeugt, dass es keinem Indianer gelingen würde, dir den deinen zu nehmen; ich teile diese Meinung. Am besten bringst du drei Tomahawks mit, wenn du nach Hause kommst.

    Hier ist dein Briefbeschwerer; der Juwelier war sehr beeindruckt von der Qualität des Steins. Der andere Gegenstand ist eine Kopie von Adams’ Geständnis. Sie haben ihn gestern gehängt.

    Der restliche Inhalt des Päckchens bestand aus einem kleinen Waschlederbeutel und einem offiziell aussehenden Dokument auf mehreren Bogen guten Pergaments, das zusammengefaltet und versiegelt war – diesmal mit dem Siegel George des Zweiten. Grey ließ es auf dem Tisch liegen, holte einen der Zinnbecher aus seiner Feldtruhe, füllte ihn bis zum Rand mit Brandy und bewunderte einmal mehr die Voraussicht seines Leibdieners.
    Derart gestärkt setzte er sich und ergriff den kleinen Beutel, aus dem er sich einen kleinen, schweren Briefbeschwerer aus Gold in die Hand fallen ließ, der die Form eines Halbmondes über Meereswogen hatte. Er war mit einem geschliffenen – und ziemlich großen – Saphir besetzt, der wie der Abendstern in seiner Fassung leuchtete. Woher hatte James Fraser einen solchen Stein?, fragte er sich.
    Er drehte den Briefbeschwerer in seiner Hand und bewunderte die Kunstfertigkeit des Juweliers, doch dann legte er ihn beiseite. Er nippte eine Weile an seinem Brandy und betrachtete das offizielle Dokument, als könnte es explodieren. Eigentlich war er sich sogar sicher, dass es das tun würde.
    Er wiegte das Dokument in der Hand und spürte, wie der Luftzug vom Fenster es sacht anhob und flattern ließ wie ein Segel, kurz bevor es sich mit Luft füllt und sich klatschend bläht.
    Alles Warten würde nicht helfen. Und Hal wusste eindeutig ohnehin, was darin stand; er würde es Grey erzählen, ob dieser es wissen wollte oder nicht. Seufzend stellte er seinen Brandy beiseite und brach das Siegel auf.
    Ich, Bernard Donald Adams, lege dieses Geständnis aus freiem Willen ab …

    War das so?, fragte er sich. Er kannte Adams’ Handschrift nicht, konnte nicht sagen, ob das Dokument selbst geschrieben oder diktiert worden war – nein, halt. Er drehte die Bogen um und betrachtete die Signatur. Dieselbe Hand. Also schön, er hatte es selbst geschrieben.
    Blinzelnd betrachtete er das Dokument. Es schien mit fester Hand verfasst worden zu sein. Wahrscheinlich also nicht unter Folter erzwungen. Vielleicht war es ja die Wahrheit.
    »Idiot«, murmelte er vor sich hin. »Lies das gottverdammte Ding und bring es hinter dich!«
    Er trank den Rest seines Brandys in einem Schluck, strich die Seiten auf der steinernen Fensterbrüstung glatt, und dann endlich las er die Geschichte vom Tod seines Vaters.
    DER HERZOG HATTE SCHON seit einiger Zeit den Verdacht gehegt, dass ein jakobitischer Ring existierte, und er hatte drei Männer identifiziert, von denen er glaubte, dass sie damit zu tun hatten. Dennoch hatte er keine Anstalten gemacht, sie bloßzustellen, bis gegen ihn selbst ein Haftbefehl wegen Hochverrats erlassen wurde. Als er davon erfuhr, hatte er Adams augenblicklich auf seinen Landsitz in Earlingden bestellt.
    Adams wusste nicht, wie viel der Herzog von seiner eigenen Verstrickung in die Angelegenheit wusste, doch er wagte es nicht fernzubleiben, weil er fürchtete, der Herzog werde ihn im Fall seiner Festnahme denunzieren. Also bewaffnete er sich mit einer Pistole und ritt bei Nacht nach Earlingden, wo er kurz vor Tagesanbruch eintraf.
    Er war an die Außentür des Wintergartens gekommen, und der Herzog hatte ihn eingelassen. Woraufhin es zu »einem Gespräch« kam.
    Ich hatte an diesem Tag von einem Haftbefehl wegen Hochverrats gehört, der dem Herzog überbracht werden sollte. Dies stimmte mich beklommen, denn der Herzog hatte sowohl mich als auch einige Kollegen in der Vergangenheit auf eine Weise befragt, die mir nahelegte, dass er die Existenz einer geheimen Bewegung zur Wiederherstellung des Throns der Stuarts argwöhnte.
    Ich habe gegen die Festnahme des Herzogs argumentiert, da ich das Ausmaß seines Wissens oder seines Argwohns nicht kannte und fürchtete, dass er, wenn er selbst in Gefahr geriet, imstande sein könnte, mit dem Finger auf mich oder meine wichtigsten

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