Zeit der Teufel
Ihre Stärke, Professor, wie? Ja, ich traue mir das alles zu. Was zahlen Sie dafür?«
Er nannte ihr die Summe.
Sie schluckte. »Dafür verkaufe ich die Seele Ihrer Schwiegermutter dem Teufel«, sagte sie andächtig. »Ich bin dabei, Sir.«
»Nennen Sie mich nicht Sir. Ich heiße Zamorra. Das reicht.«
»Und wie weiter?«
»Nur einfach Zamorra«, sagte er.
»Sie müssen doch einen Vornamen haben«, meinte sie.
»Wozu? Nur weil jeder andere einen hat? Ich bin eben etwas Besonderes. Irgendwie muss ich mich ja von der breiten Masse unterscheiden, oder? Einfach nur Zamorra, das genügt.«
»Der Name klingt spanisch. Sie sehen aber nicht wie ein Latino aus.«
»Ich habe teilweise spanische Vorfahren in meiner Linie. Weiß nicht mal genau, ob auf der mütterlichen oder väterlichen Seite. Ist mir auch egal. Ich bin in Frankreich geboren und aufgewachsen, habe überall in der Welt studiert und bin schließlich wieder hier gelandet. Ich habe einen französischen und einen US-amerikanischen Pass.«
»Doppelte Staatsbürgerschaft?«
Er nickte. »Kann manchmal ganz nützlich sein. – Wann können Sie Ihren Job antreten?«
»Sobald wir diesen Reiswein ausgetrunken und den Arbeitsvertrag gemacht haben.«
Zamorra lächelte. »Dann haben Sie ab sofort eine Vollzeitbeschäftigung.«
Gleichzeitig:
Näherte sich eine Gestalt dem Dodge Dart Phoenix. Der Mann war völlig unauffällig. Wer ihn sah, vergaß ihn sofort wieder. Der Unauffällige trat an den Wagen heran, als gehöre das Fahrzeug ihm. Das Verdeck war geöffnet, er brauchte bloß die Tür zu öffnen und zuzugreifen. Er entriegelte die Motorhaube und klappte sie hoch.
Keiner der Passanten achtete darauf. Wenn jemand zufällig hinschaute, dachte er sich nichts dabei. Es kam ja oft vor, dass jemand eine Panne hatte oder Öl- und Kühlwasserstand prüfen wollte.
Der Unauffällige legte seine Hand auf den Motorblock. Grünliches Licht glomm auf. Es floss unter der Handfläche hervor, umspielte sekundenlang den Motor, kroch dann an der Benzinleitung und den Zündkabeln entlang. Niemand sah es. Der Unauffällige nahm seine Hand wieder zurück und schloss die Motorhaube. Dann setzte er sich hinter das Lenkrad und berührte das Zündschloss mit einem Finger. Wieder floss grünliches Licht und verschwand im Schloss.
Belial, der Dämon, stieg wieder aus und entfernte sich gemessenen Schrittes. Er hatte es überhaupt nicht eilig, und er ging auch nicht besonders weit.
Er wollte sich ja nichts entgehen lassen.
Etwas später:
Der schwarze Cadillac stoppte. Duval fiel es sichtlich schwer, aus dem modernen Luxuswagen in ihren Altwagen umzusteigen.
»Da ich noch kein Büro an der Uni habe«, sagte Zamorra, »sollten wir uns morgen zur Vertragsunterzeichnung bei mir oder bei Ihnen treffen, ganz wie Sie wollen.«
Nicole sah ihn von der Seite her an. »Lieber bei mir«, gestand sie. »Wenn Sie zu den wilden '68ern gehörten, werden Sie sich an einer Wohngemeinschaft ja wohl nicht stören.«
»Sicher nicht«, sagte er. »Aber über kurz oder lang werden Sie doch mal in meiner Wohnung auftauchen müssen. Schon allein, um mich abzuholen oder heimzubringen. Wir werden ziemlich viel unterwegs sein und zwischen New York und Boston pendeln. Das ist Ihnen klar? Ich werde in Boston entweder eine kleine Wohnung oder ein Hotelzimmer nehmen. Das sollten Sie dann allerdings regeln. Und sorgen Sie auch für ein eigenes Quartier.«
Duval nickte. »Ich nehme an, es ist dringend.«
»Es sollte auf jeden Fall erledigt sein, ehe die Twin Towers bezugsfertig sind«, sagte Zamorra und deutete durch die Frontscheibe des Cadillac in die Richtung, in welcher zwei nebeneinanderstehende Hochhaustürme aufragten, noch etwas unfertig und teilweise eingerüstet. Das World Trade Center , ein ehrgeiziges Bauprojekt, das die Silhouette Manhattans entscheidend prägen sollte.
Die ersten Pläne für das monumentale Bauwerk waren bereits I960 entstanden, der Baubeginn war 1966. Der ausführende Architekt der beiden Türme war Minoru Yamasaki. Die zum Bau der Zwillingstürme ausgehobene Erde wurde für eine Aufschüttung im Hudson-River verwendet. Dort wurde das anliegende World Financial Center errichtet. Ende 1973 sollte das World Trade Center eröffnet werden und löste mit einer Höhe von 417 bzw. 415 Metern das Empire State Building als höchstes Gebäude der Welt ab.
»Wir könnten den Vertrag heute noch unterzeichnen«, schlug Duval vor. »Dann könnte ich mich
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