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Zeit der Teufel

Zeit der Teufel

Titel: Zeit der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lamont
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wahrscheinlich, oder Sarkana, der auch zuweilen Ambitionen erkennen ließ, den Fürstenthron zu übernehmen. Aber Belial würde versuchen, zunächst einmal eine Allianz mit ihnen gegen Asmodis zu schmieden. Und das würde die anderen misstrauisch und vorsichtig machen.
    In dieser Zeit konnte Asmodis handeln.
    Er hielt nämlich auch nichts davon, sich nach dem Beschluss der kleinen Versammlung zu richten. Auch er spielte mit dem Gedanken, die Gefahr, die Zamorra hieß, im Alleingang auszuschalten und den ganzen Ruhm allein zu ernten. Im Gegensatz zu den anderen Dämonen hatte er dabei als Fürst der Finsternis die besseren Karten.
    Er war aber auch neugierig.
    Er wollte diesen Zamorra näher kennenlernen, ehe er ihn umbrachte.
     
     
     
    Zamorra:
     
    Er öffnete die Bürotür – und blieb stehen. Unwillkürlich breitete er die Arme aus und versperrte Duval damit den Zutritt.
    »Was ist …?«, fragte sie und versuchte an ihm vorbei einen Blick ins Innere des Büros zu werfen. Sie sah einen Mann, der in einer Blutlache vor dem Schreibtisch lag.
    Sie unterdrückte einen Aufschrei.
    »Ist der Mann tot?«
    »Bleiben Sie draußen«, sagte Zamorra. »So was ist nichts für kleine Mädchen.«
    Duval schnappte nach Luft und setzte zu einem Protest an, blieb dann aber stumm. Zamorra betrat das Büro und kauerte sich neben dem Mann auf den Boden. Er tastete nach seiner Halsschlagader.
    Dann erhob er sich wieder, beugte sich über den Schreibtisch und griff nach dem Telefonhörer, legte ihn gleich darauf wieder auf die Gabel. »Noch nicht freigeschaltet«, knurrte er.
    Duval näherte sich vorsichtig. Sie warf einen Blick auf den Mann am Boden. Sie hatte noch nie einen Toten gesehen. Sie fühlte, wie ein kalter Schauer über ihren Rücken lief.
    Als Kind hatte sie einmal einen toten Maulwurf gefunden. Der lag abseits des Schulhofs, aber noch auf dem Gelände, hinter Ziersträuchern. In der Unterrichtspause hatte Duval sich dorthin geschlichen, das tote Tier entdeckt. Obwohl ihr Verstand ihr sagte, dass in diesem Geschöpf kein Leben mehr war, hatte ihr Gefühl das nicht so recht akzeptieren wollen. Armer Maulwurf! Sie hatte mit ihm gespielt und dabei völlig das Klingeln überhört, das die Unterrichtspause beendete. Aber dann wurde sie gesucht und entdeckt, und bekam gewaltigen Ärger. Weniger, weil sie den Unterricht versäumt hatte, sondern des möglichen Leichengiftes wegen, mit dem sie sich hätte infizieren können. Damals war sie sieben oder acht Jahre alt gewesen.
    Die Erinnerung daran war niemals ganz verblasst.
    Aber es war etwas anderes, einen toten Maulwurf zu sehen, als einen toten Menschen. Und alles deutete darauf hin, dass dieser Mensch gewaltsam zu Tode gekommen war.
    »Ermordet, nicht wahr?«, fragte sie leise.
    »Sieht so aus«, sagte Zamorra düster. »Das war der Hausmeister, der mir dieses Büro zugewiesen hat. Verdammt noch mal – kein guter Einstand für meinen Job hier.«
    Duval schluckte. »Sind Sie immer so kaltschnäuzig?«, fragte sie heftig. »Denken Sie wirklich nur an sich und Ihren Job und nicht an diesen armen Teufel?«
    »Soll ich in Tränen ausbrechen?«, fragte Zamorra. »Wäre Ihnen damit geholfen, Mademoiselle? Der Mann ist für mich ein Fremder. Ich kenne ihn nicht. Menschen werden geboren, und Menschen sterben. Manche sterben zu früh, durch Unfall oder Mord. Drüben in der Bronx gibt es jeden Tag ein halbes Dutzend Tote. Soll ich jeden von ihnen beweinen? Die Welt dreht sich weiter, so oder so.«
    »Wer wird um Sie weinen, wenn Sie eines Tages tot sind?«, fragte Duval.
    »Die Menschen, die mich mögen und lieben.«
    »Sehen Sie, das ist es. Um diesen Toten wird jemand weinen. Er trägt einen Ehering. Seine Frau wird weinen, seine Kinder, falls er welche hat. Seine Geschwister, seine Eltern …«
    »Jetzt hören Sie endlich auf«, unterbrach Zamorra sie. »Das sind dann ja wohl genug Leute. Wichtiger ist, dass die Polizei informiert wird. Mal sehen, ob nebenan jemand im Büro ist.« Er schob Duval nach draußen, schloss die Tür und klopfte am benachbarten Büro an, um sofort einzutreten.
    Das Zimmer war leer. Zamorra steuerte den Schreibtisch an, benutzte das Telefon und wählte die Notrufnummer des NYPD. »Ich habe einen Mord zu melden …«
     
     
    Wenig später wimmelte es von Polizisten. Der gleiche Detective, mit dem sie gestern schon zu tun hatten, übernahm auch diesen Fall. Er zeigte sein Misstrauen Zamorra gegenüber sehr deutlich. Was nicht gerade dazu diente, die

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