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Zeit der Teufel

Zeit der Teufel

Titel: Zeit der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lamont
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Wellenringe breiten sich immer weiter aus. Die Folgen waren unabsehbar.
    Langsam wandte Zamorra sich vom Fenster ab und ging zum kleinen Barschrank hinüber. Die Getränkeauswahl gefiel ihm nicht. »Teures Nobel-Hotel und Billigwhisky«, brummte er und griff zum Telefon. »Zimmerservice. Bitte den besten Whisky, den Sie verfügbar haben, zu mir.« Er sah Nicole an und nickte dann. »Zwei Gläser, voll gefüllt, ohne Eis.«
    Natürlich wurden sie mit Eis geliefert, und nur die üblichen zwei Fingerbreiten hoch gefüllt. Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Dass ihr Amis nie begreift, welche furchtbare Unsitte es ist, guten Whisky mit abtauendem Eis zu verpanschen! Trinken Sie's selbst.«
    Mit Nicole suchte er die Hotelbar auf und schaffte es, den Bartender zu überreden. Schließlich bekam er, was er wollte.
    Aber das Spontane dieses großen Schluckes, um den Frust und aufkommende, unterschwellige Sorge wegzuspülen, war dahin. Er wollte sich nicht betrinken, dafür war er nicht der Typ; er hatte sich nur den ätzenden Geschmack des Todes aus dem Mund spülen wollen.
    »Wir müssen also in die Vergangenheit«, wiederholte Nicole und griff den vorhin abgebrochenen Gesprächsfaden wieder auf. »Fliegen wir zurück nach Florida und nehmen die Regenbogenblumen?«
    Mit ihnen konnte man sich nicht nur im Raum, sondern auch in der Zeit bewegen. Aber das war eine heikle Sache.
    »Du fliegst bitte nach Florida und holst dann aus dem Château Merlins Zeitringe. Und ein wenig Ausrüstung.«
    »Was schwebt dir da vor?«
    Der Dämonenjäger zuckte mit den Schultern. »Ich habe im Moment noch keinen Plan«, sagte er. »Ich weiß ja nicht einmal, mit wem wir es zu tun haben und was seine Motivation ist. Ich werde mich ins Internet hängen und die Datenbank des Châteaus befragen, während du unterwegs bist. Vielleicht gelingt es mir, herauszufiltern, welche Dämonen in Frage kommen. Sie müssen in der Lage sein, mit Zeitphänomenen umzugehen. Ich werde auch versuchen, hier noch ein wenig zu recherchieren. Andere Zeitungsberichte aus jener Epoche. Vielleicht gibt es da Hinweise. Wenn nicht, habe ich Pech. Aber ich muss so oder so auf deine Rückkehr warten, und mir liegt es nicht, Däumchen zu drehen. Sollte ich etwas herausfinden, spart das Zeit, wenn wir in der Vergangenheit sind.«
    »Ich habe eine Idee, das Verfahren zu beschleunigen«, sagte Nicole. »Ich fliege nicht nach Florida. Butler William soll die Ringe und deinen ›Einsatzkoffer‹ hierher bringen. Das spart die halbe Wartezeit.«
    »Hervorragend«, stellte Zamorra fest. »Was täte ich, wenn ich dich nicht hätte?«
    Nicole grinste jungenhaft. »Meine Ideen und Rothschilds Geld …«
    Zamorra grinste zurück. »So finanzstark ist der Rothschild-Clan auch längst nicht mehr. Der Sultan von Brunei, Bill Gates und das Finanzamt dürften über weit mehr Dollarmilliärdchen frei verfügen …«
    »Aber du wirst doch zugeben, dass ich mir einen Bonus verdient habe«, flötete Nicole. »Du darfst mir einen kleinen Einkaufsbummel in den New Yorker Boutiquen sponsern …«
    Zamorra seufzte.
    »Sobald wir in der Vergangenheit sind, wird es meine erste Handlung sein, deinen Anstellungsvertrag zu zerreißen und die Reste zu verbrennen!«
     
     
     
    Dienstag, 3. Juli 1973
     
    »Ich habe hier gleich noch einen Vertrag für meine Spesenabrechnungen angefertigt«, sagte Duval, nachdem sie Professor Zamorra in der Mensa aufgestöbert hatte. Heute sah er fast so aus, wie man sich einen honorigen Hochschullehrer vorstellte. Im hellen Westenanzug. Allerdings trug er anstelle der Krawatte ein Bolotie, aufwändig mit Türkis- und Korallensplittern verziert, und den Hemdkragen trotz der geschlossenen Weste offen. Sie setzte sich zu ihm. »Wollen Sie so auch an der Harvard auftreten, Chef?«
    Er schmunzelte. »Das wird vielleicht noch ein Problem. Krawatten mag ich jedenfalls nicht.«
    »Warum?«
    »Weil ich es nie hinkriege, diese gottverdammten Knoten vernünftig zu binden«, gestand er.
    »Das kann ich für Sie machen.«
    »Steht nicht im Vertrag«, winkte er ab. »Außerdem soll es schon Leute gegeben haben, die sich mit ihren Krawatten selbst erwürgt haben. Ich hänge an meinem Leben.«
    Sie legte die Papiere neben seinem Tablett auf den Tisch. »Wenn Sie bitte unterschreiben würden, Chef …«
    »Machen wir anschließend in meinem Büro«, sagte Zamorra. »Einer der Hausmeister war so freundlich, mir eine Bude zur Verfügung zu stellen.«
    »Im Keller, gleich links hinter dem

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