Zeit der Teufel
wollte, tat er das eher in der Dorfgaststätte. Was einer der Gründe war, dass Mostache sein Lokal in »Zum Teufel« umbenannt hatte …
Wenn Asmodis also tatsächlich im Château aufgetaucht war, dann hatte das sicher einen triftigen Grund. Nur so zum Spaß nahm der Ex-Teufel diese Strapaze nicht auf sich.
»Hat Raffael auch gesagt, was Assi wollte?«, fragte Nicole.
»Bedaure, Mademoiselle.« Der Butler zuckte mit den Schultern. »Er verschwand, kaum dass er seine mysteriöse Andeutung gemacht hatte.«
»Das gefällt mir nicht«, murmelte Zamorra. »Der alte Vogel plant doch was. Ob es mit dieser Zeitkorrektur zusammenhängt?«
»Du könntest eine Beschwörung vornehmen. Sein Sigill, bei dem er gerufen wird, kennen wir, und ich bin sicher, dass er nach wie vor dem Höllenzwang folgen muss, wenn du …«
Zamorra schüttelte den Kopf.
»Er wird längst wissen, wo wir jetzt sind«, sagte er. »Wenn er uns wirklich etwas Wichtiges zu sagen hat, wird er hierher kommen.«
»Du solltest es trotzdem versuchen«, gab Nicole zu bedenken. »Vielleicht hat er Informationen für uns.«
»Glaubst du wirklich daran?«
»Hm … wenn du mich so fragst: eigentlich nicht. Aber ich glaube, du willst nur keinen Ärger mit ihm. Denn er dürfte ziemlich sauer sein, wenn du ihn mit dem Höllenzwang belegst.«
Zamorra winkte ab. »Das ist es nicht. Ich möchte jetzt nur keine Kraft und Zeit verschwenden.«
Das war ein triftiges Argument. Wenn Zamorra tatsächlich eine Beschwörung durchführte, unabhängig davon, ob sie gelang oder fehlschlug, würde er anschließend erschöpft sein. Schwarzmagier, die Dämonen in ihren Zauberkreis beschworen, holten sich die dafür nötige Kraft oft genug von Menschenopfern. Ein Teil der Lebenskraft des Opfers floss dem Schwarzmagier zu, um für einen Ausgleich zu sorgen, der überwiegende Rest gehörte dem Dämon als Entschädigung für die misslichen Umstände, unter denen er dem Ruf folgen musste. Zamorra dagegen musste seine verbrauchte Kraft auf »normalem« Weg wieder erneuern. Oder geschwächt die Reise in die Vergangenheit antreten. Aber solange er nicht hundertprozentig wusste, was da auf ihn und Nicole wartete, wollte er dieses Risiko auf gar keinen Fall eingehen.
Zamorra nickte Nicole zu.
»Wir können von hier aus starten, denke ich«, sagte er. »Das Hotel gab's schon 1973, dieses Zimmer auch. Allenfalls sieht es etwas anders aus als jetzt.«
»Und ist vielleicht gerade von jemand anderem bewohnt.«
»Es ist kurz vor Mittag«, sagte Zamorra. »Das lässt erwarten, dass sich gerade niemand darin befindet. Gehen wir?«
Sie nickte und griff nach dem Einsatzkoffer. »Bis gleich, William«, sagte sie und fasste mit der anderen Hand nach Zamorras Arm, um Körperkontakt herzustellen.
Er drehte den roten Vergangenheitsring am Finger und rief Merlins Machtspruch auf.
»Anal'h natrac'h – ut vas bethat – doc'h nyell yenn vvé …«
Und noch zweimal. Dann verschwanden er und Nicole vor Williams Augen im Nichts.
Und aus dem Nichts erschien Asmodis.
Das Hotelzimmer sah entschieden anders aus. Die beiden Betten standen auseinander, es war auf eine völlig andere Weise dekoriert, und auf einem der Betten zog ein nacktes Mädchen, kaum älter als 16 oder 17 Jahre, entsetzt aufkreischend die Decke über den hübschen Körper. Fast gleichzeitig tauchte aus dem kleinen Bad ein wohlbeleibter Held auf, dessen textilfreie Gestalt ahnen ließ, dass er die nächste Hungersnot nicht zu fürchten hatte und dessen Falten ihn durchaus als des Mädchens Urgroßvater durch die Gesichtskontrolle hätten gehen lassen.
»Wie niedlich«, bemerkte Nicole nach einem Blick auf Urgroßvaters Körpermitte.
»Was zum Teufel …«, brüllte der rundlich-runzelige Held, derweil seine Gespielin immer noch Feuerwehrsirene spielte.
»Teufel ist genau richtig«, sagte Zamorra. »Aber ich fürchte, Ihre Seele mögen wir nicht, Sir. Die passt in keinen der Feuerkessel. Sie sind zwei Zoll zu breit.« Er strebte der Tür zu, verließ das Zimmer. Nicole folgte ihm. Der Beleibte auch. Er war mutig – etwas zu sehr. Denn im gleichen Moment, in welchem er schimpfenderweise von seinen Überraschungsbesuchern wissen wollte, wer sie waren, woher sie kamen, warum und so weiter, tauchte am anderen Ende des Korridors ein älteres Paar mit zwei offenbar wohl behüteten Töchtern auf.
Mylady kreischte. Mylords Unterkiefer klappte südpolwärts. Die wohl behüteten Töchter kicherten amüsiert.
Zamorra machte eine
Weitere Kostenlose Bücher