Zeit der Teufel
es damals noch kein Zusammentreffen zwischen ihnen gegeben hatte. Auch Asmodis hatte später nie davon gesprochen, dass sie sich hier begegnet waren.
»Ich wollte den Mann kennenlernen, den ich töte«, sagte Asmodis gelassen und lehnte sich in dem Sessel zurück, den er in Beschlag nahm. »Und Sie erstaunen mich sehr, Professor. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Sie an zwei Orten zugleich sein können. Ist das richtig?«
Das war der letzte Beweis, dass es sich um den damaligen Asmodis handelte, der noch Fürst der Finsternis war.
Wie einfach wäre es, ihn jetzt in einem Überraschungsangriff zu töten! Er schien nicht zu ahnen, dass er es mit dem Zamorra aus der Zukunft zu tun hatte. Er würde nicht damit rechnen, dass Zamorra ihm gefährlich werden konnte. Der Parapsychologe von damals war noch recht unbedarft. Er wusste zwar um magische Phänomene, aber den Kampf gegen Dämonen hatte er erst aufgenommen, als er ein Jahr später Château Montagne und damit das silberne Amulett von seinem Onkel Louis erbte.
Es wäre so einfach …
Und doch durfte Zamorra es nicht tun. Er würde die Zeit mit Sicherheit ebenso verändern, wie es durch den Tod seines früheren Ichs geschah. Asmodis war zu mächtig, sein Einfluss reichte zu weit. Sein Tod zu diesem Zeitpunkt würde der Weltgeschichte einen anderen Verlauf geben. Und ein Zeitparadoxon auslösen, das in dieser Form nicht mehr beherrschbar war. Kleinigkeiten mochten noch auszubügeln sein, aber Asmodis' Tod würde zu viel zerstören.
Blitzschnell erkannte Zamorra die Gefahr, in welcher Nicole und er sich befanden. Asmodis, der von der zukünftigen Entwicklung nichts ahnte, konnte ihn jederzeit töten. Aber er durfte seinerseits den Erzdämon nicht unschädlich machen!
»Warum willst du mich töten, Asmodis?«, fragte Zamorra, in die Rolle seines früheren Ichs schlüpfend. »Wir kennen uns nicht, wir haben nichts miteinander zu tun. Wäre es nicht vorteilhafter, wenn du mich dazu brächtest, dir meine Seele zu verkaufen für ein bisschen Macht?«
Asmodis lachte leise. »Narr«, sagte er. »Mir scheint, als seien Vorurteile dieser Art niemals auszurotten. Aber Sie sind ein seltsamer Mann. Sie sind gefährlich, das spüre ich. Und Sie scheinen mehr zu wissen, als Sie dürfen. Wieso kann ich Ihre Gedanken nicht lesen?«
Plötzlich sprang er auf.
»Was haben Sie da?« Er warf sich förmlich auf Zamorra, wollte ihm das Hemd aufreißen, unter dem das Amulett vibrierte.
Nicole trat ihm blitzschnell die Beine unter dem Körper weg. Asmodis stürzte und rollte sich zur Seite. Im nächsten Moment stand Nicole halb über ihm, in der Hand den Blaster. Der Prqjektionsdorn glühte blaßrot.
»Diese Waffe verschießt Laserstrahlen«, warnte Nicole. »Mach jetzt keinen Fehler, Assi, oder du bist schneller tot, als du deine Heerscharen zu Hilfe rufen kannst.«
Zamorra warf ihr einen warnenden Blick zu und zupfte Hemd und Jacke wieder zurecht. Nicole nickte kaum merklich; sie wusste so gut wie er, dass sie Asmodis nicht töten durften. Aber erwusste das nicht!
Im nächsten Moment ging alles blitzschnell. Asmodis setzte seine Rollbewegung seitwärts rasend schnell fort rasselte dabei einen Zauberspruch herunter und verschwand. Es stank penetrant nach Schwefel.
Donnerstag, 11. Juli 2002
Asmodis fand eine verträumte Stelle abseits des Häusermeers. Einen Platz, an den sich normalerweise Liebespaare zurückzogen, wenn sie völlig ungestört sein wollten. Dieser Ort schien dem Ex-Teufel bestens geeignet. Auch wenn New York wuchs, würde hier vermutlich nicht so bald gebaut werden; das Gebiet war teilweise sumpfig. Hier pflanzte er die Ableger der Regenbogenblumen ein.
Er seufzte. Monate wollte er nicht warten, bis die Blumen »reif« waren und als Transporter funktionierten. Also wandte er einen Zauber an, der das Wachstum beschleunigte.
Es war schwieriger, als er dachte. Die Blumen sprachen zunächst nicht auf seine Magie an. Erst als er die Kraft immer weiter verstärkte und bereits fühlte, wie der Zauber an seiner eigenen Substanz zu zehren begann, setzte die Wirkung ein.
Die Blumen begannen zu wachsen.
Asmodis ließ die Magie weiter wirken, auch wenn es ihm von Minute zu Minute schwerer fiel. Er ließ nicht locker, bis die Blumen die richtige Größe erreicht hatten und ihre Blütenkelche sich entfalteten. Dann erst hob er den Zauber wieder auf.
Er fühlte sich etwas unwohl.
Vielleicht hätte er es anders anfangen und einen der
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