Zeit der Teufel
weiter zu beobachten. Falls Belial zwischendurch mit seinen immer noch fehlschlagenden Attacken zu früh erfolgreicher wurde, war es vielleicht sogar nötig, ihn zu töten. Auf jeden Fall wollte Asmodis keinen Fehler machen. Dieser Zamorra war gefährlicher, als die anderen vermuteten.
Donnerstag, 11. Juli 2002
William starrte den Dämon an. »Tot? Woraus schließen Sie das?«, fragte er unruhig.
»Ich kann ihn nicht erreichen«, gestand Asmodis. »Ich habe die Regenbogenblumen angepflanzt, habe sie wachsen lassen. Falls es Sie interessiert, kann ich Ihnen beschreiben oder aufzeichnen, wo sie sich befinden. Ich habe dann versucht, Zamorra in der Vergangenheit zu erreichen. Aber der Transport fand nicht statt.«
William hob die Brauen. »Bitte?« fragte er. »Sie haben die Ableger angepflanzt und ihr Wachstum beschleunigt?«
»Ja.«
»Wunderschön«, sagte William. »Und – mit Verlaub, Mister Asmodis, wenn die Situation an sich nicht so ernst wäre, würde ich jetzt in Lachen ausbrechen.«
»Ich wüsste wirklich nicht, was es da zu lachen gibt«, zischte der Ex-Teufel.
»Sie haben die Blumen in der Gegenwart angepflanzt. Das heißt, sie existieren ab jetzt . Aber so oder so gab es sie damals noch nicht!«
Asmodis stand da, als habe ihn ein Blitz getroffen. »Sie haben Recht, William«, gestand er nach einer Weile widerwillig. »Wieso habe ich nicht daran gedacht?«
Der Butler antwortete nicht.
»Es könnte also sein, dass Zamorra doch noch lebt«, fuhr Asmodis fort.
William versuchte, sein Unbehagen zu verbergen. Auch wenn Zamorra ihm aufgetragen hatte, Hilfe zu organisieren, fiel es ihm schwer, ausgerechnet den Ex-Teufel darum zu bitten. Er traute Asmodis nicht über den Weg. Mochte der tausendmal der Hölle den Rücken gekehrt haben, er war trotzdem nach wie vor ein undurchschaubarer Schwarzblütiger. Und William konnte sich nicht vorstellen, dass Asmodis etwas tat, das der Schwarzen Familie schadete. Wenn er Zamorra half, half er damit aber gleichzeitig dem größten Feind der Schwarzen Familie.
William fragte sich, was er tun sollte.
Wenn er jetzt zum Telefon griff und versuchte, andere Mitglieder der Zamorra-Crew zu alarmieren, mochte es sein, dass Asmodis sich brüskiert fühlte und entsprechend negativ reagierte. Warum verschwand der alte Teufel nicht einfach wieder und ging seiner Wege?
Asmodis flegelte sich in den Sessel, in dem vor kurzem noch Nicole Duval gesessen hatte. Er lehnte sich zurück und sah William an.
»Lassen Sie uns überlegen, was wir tun können, um Zamorra zu helfen«, sagte er.
Dienstag, 3. Juli 1973
Zamorra öffnete die Augen und schloss sie gleich wieder. »Sie«, murmelte er. »Mir bleibt aber auch nichts erspart. Sie sind vermutlich der letzte Nagel zu meinem Sarg.«
»Wenn Sie das wünschen«, sagte der Police Detective trocken. »Können Sie sich an den Vorfall erinnern?«
»Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, wo ich bin«, sagte Zamorra, öffnete die Augen wieder und stellte fest, dass er sich in einem Krankenhauszimmer befand. Er hob die linke Hand; sie war fachmännisch verbunden worden. »Aber woran ich mich erinnern kann, ist die Telefonnummer meines Anwalts. Ohne dessen Rat sage ich Ihnen nicht mal, wie spät es ist.«
»Sie machen es sich nur unnötig schwer, Zamorra«, sagte der Detective.
Der Parapsychologe richtete sich auf. Seine rechte Hand erwischte den Polizisten am Revers seiner Jacke.
»Professor oder Mister oder Sir«, sagte er. »Soviel Zeit werden Sie doch wohl noch erübrigen können, ja? Übrigens haben Sie sich mir gegenüber noch nicht einmal ausgewiesen. Und wenn Sie das nicht unverzüglich tun, schmeiße ich Sie aus dem Fenster. Haben wir uns verstanden, mein Junge?«
»Fassen Sie mich nicht an!«, fauchte der Detective und riss sich los.
Zamorra schwang sich aus dem Bett und erwischte den Detective dabei ganz zufällig beabsichtigt mit einem kräftigen Tritt gegen das Schienbein. Der Polizist taumelte zurück. Zamorra stellte fest, dass man ihm ein »Engelhemd« verpasst hatte, diese typischen Krankenhaushemdchen mit offenem Rücken. Er ging zum Spind, riss ihn auf und marschierte sofort zur Tür weiter.
»Bleiben Sie hier!«, rief der Detective.
Zamorra hatte die Zimmertür schon aufgerissen.
»Wo ist meine Kleidung?«, brüllte er über den Korridor. »Und wo ist der Stationsarzt? Wenn beides nicht unverzüglich hier erscheint, mache ich aus dieser Station 'ne Achterbahn!«
»Sind Sie
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