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Zeit der Teufel

Zeit der Teufel

Titel: Zeit der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lamont
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das Konto sperren wollten, weil nach einem Jahr kein Geld mehr gekommen wäre! Na, so ist es auf jeden Fall besser.«
    Zamorra zuckle mit den Schultern. Das war eines von Uncle Sams auch in der Gegenwart noch ungelösten Problemen – Arbeitslosen- oder Sozialhilfe wurde für ein Jahr gewährleistet und keinen Tag länger. Danach wurde die Sozialversicherungskarte eingezogen, und der Betreffende fiel schlicht und ergreifend aus dem sozialen Netz. Damit wurden Kosten gespart und Statistiken beschönigt. Öffentlich wurde darüber natürlich nur im Wahlkampf geredet. Den Betroffenen blieb nichts anderes übrig, als sich bei caritativen Einrichtungen täglich etwas zu Essen zu beschaffen und eventuell Unterkunft für eine oder zwei Nächte. Zur Erntezeit trampten sie als »Hobos« in und auf Güterwagen der Bahnen von Farm zu Farm, um sich als Tagelöhner zu verdingen und wenigstens mal eine Handvoll Dollars in der Tasche zu haben; ständig gejagt von den Zugbegleitern, weil sie ja illegal mitfuhren und kein Geld hatten, das Ticket zu bezahlen. Nicht selten kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, bei denen Hobos aus dem Zug geworfen wurden und dabei umkamen.
    Und so wie jeder die Chance hatte, »vom Tellerwäscher zum Millionär« zu werden, konnte auch jeden dieses Schicksal treffen. Unter den Ausgestoßenen der Gesellschaft, den Nicht-Personen , die sie nach dem Entzug der Sozialversicherungskarte praktisch wurden, befanden sich auch Menschen, die noch kurz zuvor zur Schicht der Besserverdienenden gehört hatten. Es reichte, dass die Firma in Konkurs ging und innerhalb der Jahresfrist kein neuer Job in Aussicht war …
    Zamorra wusste, dass er daran nichts ändern konnte, auch wenn er es nur zu gern getan hätte. Aber die USA waren nicht in der Lage, eine so tiefgreifende Reform durchzuführen, zumal es selten ein öffentliches Streitthema wurde. Diese menschenfeindliche Sozialgesetzgebung hatte sich über die Jahrzehnte erhalten, unabhängig davon, ob gerade die Demokraten oder die Republikaner die Regierung stellten.
    »Keine Panik«, sagte Zamorra. »Wir wollen dieser Agentur weder unsere Seelen verkaufen noch die Seelen anderer ersteigern. Es geht uns nur um die Adresse, nicht mehr und nicht weniger. Können Sie uns dorthin bringen?«
    »Sicher.«
    Während der Fahrer das Taxi durch die chronisch überfüllten Straßen lenkte, versuchte Zamorra die Zeit durchzukalkulieren. Die Explosion von Nicoles Auto hatte gestern stattgefunden. Wenn sie weniger als 24 Stunden zurück lag, brauchten sie vielleicht nicht einmal eine weitere kurze Zeitreise durchzuführen. Dann konnte Zamorra die Zeitschau auch so vornehmen.
     
     
    »Hach wie schön«, säuselte der Taxifahrer sarkastisch. »Endlich findet man mal freie Parkplätze in dieser Straße. Liegt wohl daran, dass hier gestern ein Auto in die Luft geflogen ist. Jetzt traut sich keiner mehr, hier zu parken. War übrigens ein schöner Wagen. Ein '60er Dodge Phoenix. In so einem Auto habe ich meine erste Freundin ge …« Er unterbrach sich.
    Nicole grinste. »Geschwängert, sagen Sie's ruhig.«
    Der Fahrer räusperte sich. »No, Lady, das nicht. Will doch nicht mein ganzes Leben lang Alimente zahlen.« Er war nicht mal dunkler geworden dabei. »Aber um dieses Auto ist es wirklich schade. Wer da 'ne Bombe 'reingepackt hat, der gehört erschlagen.«
    »Finde ich auch«, bemerkte Nicole.
    Zamorra hüstelte. »Waren Sie in der Nähe, Mac?«, fragte er dann.
    »In der Nähe? Mann, Sir, Mylord, ich war mit diesem wunderschönen Checker-Taxi nur ungefähr dreißig Meter entfernt! Bin extra etwas langsamer gefahren, weil ich einen Phoenix schon lange nicht mehr gesehen habe. Erst recht nicht als Convertible. Da war noch ein schwarzer Cadillac. Der schoss vor, aus dem Phoenix sprang eine Frau in den Cadillac, der raste los, und da knallte es auch schon. Ich bin sicher, die Frau hat die Bombe gelegt.«
    »Da liegen Sie verdammt falsch, Mann«, sagte Nicole bitter. »Ihr gehörte der Wagen.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Um welche Uhrzeit fand die Explosion statt?«, wollte Zamorra wissen, ehe Nicole antworten konnte.
    »War schon Abend«, sagte der Schwarze. »So um acht, neun Uhr herum? Warum wollen Sie das wissen? He, sind Sie Tecks oder so was?«
    »Wir sind keine Detektive«, verneinte Zamorra.
    »Also eher ›so was‹«, seufzte der Schwarze. »Bin ich hier in irgendeine Spionage-Sache geraten? Oder irgendwas mit der Mafia?«
    »Ganz bestimmt nicht.«
    »Ach, kommen

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