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Zeit der Teufel

Zeit der Teufel

Titel: Zeit der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lamont
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einen Zeitpunkt, der etwa eine Stunde nach ihrer letzten Rückkehr lag.
    Wieder kamen sie in dem gleichen Szenario an – da das wie gewohnt aufkreischende Mädchen auf dem Bett, drüben der Dicke.
    »Wollen die uns verarschen?«, entfuhr es Nicole. »Die können doch nicht den ganzen Tag nichts anderes tun als nur …«
    »Schon wieder Sie?«, brüllte der Dicke.
    »Selbst schuld«, sagte Zamorra trocken, »wenn Sie sich eine Liftkabine als Zimmer haben andrehen lassen. Da ist eben ein ständiges 'rein und 'raus.«
    »Ich rufe die Polizei!«
    »Selbstverständlich. Hoffentlich funktioniert Ihr Handy.«
    »Mein was ? Wenn das eine Beleidigung sein soll …«
    »Ach, ich vergaß, die Dinger werden ja erst in zwanzig Jahren oder später erfunden … viel Spaß noch mit der Sirene!« Zamorra winkte dem Mädchen zu, das diesmal anstelle der Bettdecke die Hände benutzte, um ihre Blößen zu bedecken.
    Nicole war schon draußen auf dem Gang, Zamorra folgte ihr sofort und strebte dem Lift zu.
    »Wir sollten öfters durch dieses Zimmer reisen«, schlug Zamorra vor. »Die Süße bedeckt sich von Mal zu Mal weniger.«
    »Hast du nichts anderes im Kopf?« Nicole versetzte ihm einen Rippenstoß.
    »Wieso?«, protestierte er. »Du siehst jedesmal den Scheich in voller Pracht vor dir, da darf ich doch wohl auch mal schielen …«
    »An dem alten Vogel ist doch nix dran«, seufzte Nicole. »Außer einer Menge Fett und Falten. Was die Kleine an ihm findet, weiß ich nicht.«
    »Vielleicht ist er stinkreich. Immerhin – der Asmodis dieser Zeit hat beide in Ruhe gelassen. Ich hoffe ja, dass er noch irgendwo auf uns lauert. Dann kassieren wir ihn gleich als ersten ein. Diesmal machen wir Nägel mit Köpfen.«
    »Dürfte einen ziemlichen Aufruhr gegeben haben, unsere Rückkehr in die Gegenwart und die Auseinandersetzung mit Assi war ja nicht gerade lautlos. Dass unser zartes Liebespärchen trotzdem immer noch fröhlich weiter macht … ich glaube, ich hätte längst die Lokalität gewechselt. Ein bisschen tun die beiden mir schon Leid.«
    »Der Mann trägt einen Ehering, das Mädchen nicht«, war Zamorra aufgefallen. »Wenn er seine Frau betrügt, haben beide es nicht besser verdient.«
    Der Lift entließ sie ins Foyer. Von Asmodis war nichts zu sehen.
    »Wir hätten einen Tag früher hierher kommen sollen«, überlegte Nicole. »Dann hätten wir vielleicht Belial im Moment des Attentats erwischt und ihn sogar davon abhalten können. Schon wäre vielleicht alles erledigt.«
    »Oder noch komplizierter.« Zamorra zuckte mit den Schultern. »Ich habe übrigens nicht vor, den Herren Dämonen hinterher zu laufen. Wir suchen uns einen stillen Winkel, und ich rufe sie zu mir.«
     
     
     
    Mittwoch, 4. Juli 1973
     
    Die Harvard-Universität befand sich etwa vier Meilen vom Airport entfernt im Ortsteil Cambridge von Boston, Massachusetts. Die 1638 gegründete Hochschule war die älteste Universität der USA überhaupt. Man versuchte, die Tradition und Würde des Hauses mit modernem Flair zu verknüpfen, was natürlich nicht überall gelang. Bis vor ein paar Jahren wäre »modernes« Denken hier überhaupt verpönt gewesen; erst die Studentenbewegung der '68er hatte hier für dezente Veränderungen gesorgt. Aber die konnten sich nur mühsam und langsam durchsetzen.
    Dass Zamorra den Hemdkragen offen und statt der Krawatte oder einer Schleife ein Bolotie trug, nahm man ihm übler als den auffälligen Verband um seine linke Fland. »Sie kleiden sich wie ein texanischer Viehtreiber«, warf ihm der Dekan des Fachbereichs Psychologie vor. »Das gewöhnen Sie sich schnell ab, Sir.«
    »Das steht nicht im Vertrag«, erwiderte Zamorra trocken. »Und es dürfte nichts mit meiner fachlichen Qualifikation zu tun haben. Wenn Sie einen besseren Dozenten für Parapsychologie finden – bitte. Dann klage ich auf Vertragsbruch und Abfindung. Wenn der Vertrag bestehen bleibt, betrachte ich jeden Versuch, mir eine bestimmte Kleiderordnung aufzuzwingen, als einen unzulässigen Eingriff in meine Privatsphäre.«
    »Wie Sie privat herumlaufen, ist mir völlig egal, Zamorra«, polterte der Dekan. »Aber solange Sie sich auf dem Campus bewegen, ist es dienstlich. Also …«
    » … hätten Sie es mir in den Vertrag schreiben sollen. Darf ich erfahren, ob mein Büro bereits eingerichtet wurde? Und darf ich erfahren, an welchen Tagen ich zu welchen Uhrzeiten eingesetzt werde? Sie wissen sicher, dass ich auch einen Lehrauftrag an der Columbia in New York innehabe,

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