Zeit der Teufel
einer gefährlichen Gewohnheit?
Er blieb auf dem Gang stehen.
Niemand war zu sehen, der ihn beobachtete.
Er schloss sein eigenes Zimmer auf und trat ein. Es gab eine Verbindungstür und einen Balkon, der durch eine Rigipsplatte geteilt wurde. Zamorra öffnete die Balkontür. Es war eine warme Nacht, und er wollte noch ein wenig die Luft genießen, die hier nicht ganz so smogverhangen war wie in New York.
Er hörte einen Schrei, Glas splitterte, und …
Mit einem schnellen Sprung war er draußen, beugte sich über das Geländer und sah nach rechts. Da hing Duval etwa in der Mitte ihres Balkonbereichs außerhalb und hielt sich mühsam an den Gitterstäben fest!
»Nicht loslassen!«, rief er ihr zu und sprang zurück ins Zimmer. Die Zwischentür … Er rüttelte daran. Natürlich war sie von der anderen Seite her abgeschlossen!
»Merde« , fauchte der Parapsychologe und flitzte wieder auf den Balkon hinaus. Jetzt blieb ihm nur eine Kletterpartie. Und das in zwanzig Metern Höhe. Erschrocken sah er, dass Duval jetzt nur noch an einer Hand hing.
»Festhalten, Mädchen!«, schrie er.
»Mache ich doch, verdammt«, keuchte sie. »Ich kann mich nicht mehr halten!«
Er turnte über das Geländer an der sperrenden Platte vorbei.
Und erhielt plötzlich von irgendwo her einen kräftigen Hieb, der ihn fortschleuderte!
Die Zeitreisenden:
Zamorra begann mit dem Höllenzwang, der den Fürsten der Finsternis zu ihm in diesen Tiefgaragen-Rohbau zwingen sollte. Es war eine umfangreiche Beschwörung, überaus kompliziert, weil Asmodis einer der höchstrangigen Dämonen der Schwarzen Familie war. Entsprechend gefährlich war dieser Versuch.
Zamorra durfte bei den Anrufformeln nicht den geringsten Fehler machen. Das war bei jeder Beschwörung so und galt auch für Schwarzmagier, die dann keine Gewalt mehr über den Dämon hatten, wenn auch nur eine Silbe ausgelassen oder falsch betont wurde. Aber jene Beschwörungen waren meist einfacher und kürzer, waren leichter zu erlernen und zu merken. Aber ein Erzdämon wie Asmodis wollte sich natürlich nicht von jedem hergelaufenen Deppen anrufen lassen!
Viermal brach Zamorra ab, weil er feststellte, einen Fehler begangen zu haben, und musste aus Vorsichtsgründen jedesmal die schon aufgebaute und aufgestaute Magie mit einem vorsorglichen Schutzzauber wieder löschen. Da wollte er kein Risiko eingehen!
»Versuch es doch erst mit Belial«, schlug Nicole in einer Atempause vor. »Das ist einfacher.«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich will sie beide haben, um sie notfalls gegeneinander ausspielen zu können, und um ihnen auch zu zeigen, dass ich jeden von ihnen kriege, der an dem Komplott beteiligt ist, sofern noch weitere dazu gehören. Und wenn ich mit Belial anfange, wird der meine Konzentration stören und herumrandalieren. Dann klappt das anschließend mit Asmodis überhaupt nicht mehr.«
»Assi wird auch randalieren und stören, wenn du Belial anrufst.«
»Aber der ist geradezu lächerlich einfach«, behauptete Zamorra. »Den schaffe ich im Schlaf.«
»Schlaf bloß nicht vorher wegen Erschöpfung ein. Wie geht es dir?«, wollte sie besorgt wissen.
»Ich bin noch topfit«, versicherte er. »Die Magie räubert erst dann, wenn sie wirkt.«
»Vielleicht sollten wir uns die Arbeit teilen«, schlug Nicole vor. »Ich könnte Belial übernehmen. Wenn du mir die Worte und Betonungen aufschreibst …«
»Vergiss es«, wehrte der Dämonenjäger ab. »Ich traue es dir zwar zu, aber es würde zu lange dauern, es einzuüben, und außerdem brauche ich dich frisch und munter, wenn die Dämonen in ihren Bannkreisen toben. Falls ich dann nicht mehr genug Power habe, musst notfalls du sie erschießen. Gegen Laserstrahlen sind auch die nicht gefeit.«
»Es wird mir ein Vergnügen sein«, sagte Nicole düster.
»Muss es nicht, denn es wird eher eine Notwendigkeit sein. Wenn ich schon meinen Tod und die Zeitmanipulation nicht verhindern kann, gibt es keinen Grund, die daran Schuldigen am Leben zu lassen.«
»Aber wenn sie Erfolg haben, wirst du tot sein und kannst nicht aus der Vergangenheit hierher kommen, um sie zu töten – sie werden also weiter leben. Auch wenn wir sie jetzt töten.«
»Bring mich nicht mit der ganzen Zeitwirrnis durcheinander«, bat Zamorra. »Ich hab's mir ausgerechnet, wie es funktionieren muss, und es wird funktionieren.«
»Dein Wort in Gottes Gehörgang«, seufzte Nicole. »Ich kann nur hoffen, dass du wirklich weißt, was du tust.«
Zamorra
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