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Zeit der Teufel

Zeit der Teufel

Titel: Zeit der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lamont
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nickte nur. Er begann wieder mit seiner Beschwörung. Zum fünften Mal.
    Es ging auf Mitternacht zu.
    Ein ungutes Gefühl machte sich in Nicole breit. Es verstärkte sich von Minute zu Minute, und eine boshafte lautlose Stimme raunte ihr zu:
    Du bist tot!
     
     
     
    Boston:
     
    Zamorra verlor den Halt. Er ruderte mit den Armen und schaffte es gerade noch, mit der rechten Hand eine der Gitterstreben zu erwischen. Das Metall schnitt in seine Handfläche, und plötzlich verstand er, weshalb Nicole Duval sich nicht länger halten konnte.
    Es tat mörderisch weh.
    Und er konnte seine linke Hand nicht zum Greifen benutzen!
    Er hing, wie sie ein paar Meter neben ihm, zwischen Himmel und Erde. Und er sah, wie sich ihr Griff allmählich lockerte. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt.
    Aus ihrem Zimmer und dem darunter kam genug Licht, dass er es erkennen konnte.
    Er warf einen Blick nach unten. Verrückte Architektur! Die unteren Etagen hatten keine Balkons vor den Zimmern! Aus welchem Grund der Architekt darauf verzichtet hatte, konnte Zamorra nicht mal ahnen, aber es stand fest, dass es keine Möglichkeit gab, mit raschem Körperschwung auf dem Balkon eine Etage tiefer zu landen – weil da eben keiner war!
    Er gab sich einen Ruck. Schaffte es, den Arm mit der verletzten Hand durch das Gitterstrebengeländer zu schieben und sich hochzuhangeln.
    »Halten Sie aus, verdammt!«, keuchte er.
    »Ich kann nicht mehr!«, schrie Duval.
    Ich Narr! , schalt Zamorra sich. Warum habe ich nicht die Zwischentür aufgebrochen, statt über das Geländer zu klettern?
    »Einen Moment noch … ein paar Sekunden! Versuchen Sie mit der anderen Hand …«
    »Kann ich doch nicht …«
    Warum, wusste Zamorra nicht. Er schaffte es irgendwie, wieder nach oben zu kommen. Er bekam mit den Füßen Halt, hangelte sich zum anderen Balkon hinüber. »Versuchen Sie, sich an mir festzuhalten!«
    »Aber dann muss ich loslassen …« Er kam von der falschen Seite! Sie hatte die andere Hand frei!
    Er schwang sich hoch, ließ sich förmlich über das Geländer fallen und raffte sich sofort wieder hoch. Seine Hand schoss vor, umklammerte Duvals Handgelenk wie eine Stahlklammer.
    »Lassen Sie die Strebe los, fassen Sie mein Handgelenk!«
    Sie hatte panische Angst, loszulassen. Aber der Schmerz der scharfen Eisenkante wurde unerträglich. Zamorra fühlte den Ruck, als sie losließ.
    »Mein Handgelenk!«
    Sie griff tatsächlich zu. Er fühlte warme Flüssigkeit. Ihre Handfläche blutete, war vom Metall aufgeschnitten.
    »Nicht loslassen!« Er stemmte sich langsam empor. Und dann zog er sie mit äußerster Kraftanstrengung ein Stück höher.
    »Die andere Hand hoch!«, befahl er. »Fassen Sie den Handlauf!«
    »Was?«
    »Die Oberkante des Geländers! Schnell!« Er merkte, dass er sie nicht mehr lange halten konnte. Das Blut, das aus ihrer Handfläche rann, kam zwischen seine Hand und ihr Gelenk und machte es glitschig. Sie konnte ihm jeden Moment entgleiten.
    »Ich kann nicht … es tut so weh …«
    »Sie können es!« brüllte er. »Los, machen Sie schon! Sie können es! Oder Sie sind tot! «
    Ihre andere Hand kam hoch. Schloss sich um das Geländer.
    »Festhalten!«, brüllte Zamorra.
    »Ja doch, au …«
    Da ließ er los!
    Duval schrie entsetzt auf!
    Seine Hand flog herum, umkrallte ihren hochgereckten Oberarm, fand Stoff statt Haut. Er hebelte sie hoch, sah ihre rechte Schulter, hakte den Arm mit der bandagierten, unbrauchbaren Hand unter ihre Schulter, riss weiter. Er glaubte, seine Muskeln würden zerreißen. »Hoch, verdammt, hoch!«
    Ihre Füße fanden Halt. Er zog ihren Oberkörper über das Geländer zu sich. Da sah er, wie ihre Augen sich weiteten.
    »Nein!«, schrie sie auf. »Neeeiiin!«
    Im gleichen Moment spürte er, wie jemand seine Beine packte und hochriß, um ihn und Duval wieder über das Geländer zu werfen!
    Wir sind tot! , durchfuhr es ihn.
     
     
     
    Die Zeitreisenden:
     
    Etwas Unheimliches bildete sich. Eine schwarze Nebelwolke, die penetrant nach Schwefel stank. Zamorra verstummte. Die letzte Silbe der Beschwörung war verklungen, der Höllenzwang wirkte. Asmodis musste dem Zwang folgen.
    Und er erschien.
    Die schwarze Wolke flirrte, breitete sich aus und verschwand. An ihrer Stelle stand der Fürst der Finsternis.
    Er verhielt sich völlig ruhig, sah sich aufmerksam um. Er war alles andere als ein tobender Teufel, der gegen den Hexenmeister wütete, weil der ihn aus seiner Ruhe gerissen und herbeizitiert hatte.
    Er hat Stil , dachte

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