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Zeit der Teufel

Zeit der Teufel

Titel: Zeit der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lamont
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bleibt.«
    »Sie unterschätzen mich. Ich bin Franzose, kein Schotte.«
    »Eben! Ich kenne meine Landsleute …«
    Zamorra bemühte sich, den Hamburger möglichst »unfallfrei« zu verzehren und zu verbergen, wie wenig es ihm mundete. Seit der Gründung 1955 in Wilmington breitete sich die Fast-Food-Kette mit dem großen gelben »M« im Firmenlogo immer weiter über die Zivilisation aus; jemand, der wie Zamorra die französische Küche schätzte, konnte sich mit diesem Großangriff auf die Geschmacksnerven absolut nicht einverstanden erklären. Selbst in Europa wurden die ersten Filialen eröffnet – Gourmets prophezeiten bereits den kulinarischen Untergang des Abendlands.
    »Außerdem sind Sie keine Studentin mehr, sondern meine Sekretärin«, führ Zamorra fort. »Da wäre ein exklusiveres Ambiente und eine qualitativ höherwertige Atzung unserem Stil sicher angemessener.« Er überlegte, wie viele Papierservietten er noch benötigen würde. Ob man ihm die wirklich kostenlos zur Verfügung stellte …?
    »Atzung?«, echote Duval. »Sind wir Vögel, oder was?«
    »Das hier lässt sich jedenfalls nicht mal als Vogelfutter verwenden. Zu lettig«, stellte Zamorra klar. »Kommen Sie, stiften wir das ungenießbare Zeugs den Katzen und Ratten und wechseln in ein respektables Restaurant.«
    »Aber hier wird man wenigstens satt!«, hielt Duval ihm entgegen. »In den ›respektablen Restaurants‹ bekommt man für zwanzig Dollar gerade mal ein Blättchen Salat, angesichts dessen sogar eine Schnecke verzweifelt weinen würde, und unter dem sich ein fingernagelkleines Steak furchtsam verbirgt, und dazu das Polaroid-Foto einer Kartoffel!«
    »Sagten Sie nicht gestern, Sie müssten auf Ihre schlanke Linie achten? Von wegen Joghurtbecher …«
    »Das gilt für das Frühstück!«, empörte Duval sich. »Mittags sollte es schon ein Salat sein, und abends ist richtiges Sattessen angesagt.«
    »Sind Sie damit einverstanden, wenn wir beim Chinesen oder Italiener aufschlagen?«
    »Aber Sie bezahlen, Chef.«
    Zamorra verdrehte die Augen. »Ja doch … ich werde Ihre Abfindung dafür nicht opfern.«
    »Detective Yams war übrigens immer noch ziemlich sauer auf Sie. Aus zwei Gründen«, wechselte Duval unvermittelt das Thema. »Erstens, weil er annimmt, dass Sie unter dem Namen Jeremiah Bronsky angerufen haben, um Betty-Anns Ermordung zu melden …«
    »Wieso nimmt er das an?«
    »Er hat wohl Ihre Stimme auf dem Tonband erkannt. Die Anrufe werden mitgeschnitten.«
    »Ich habe sie extra verstellt.«
    »Scheinbar nicht gut genug. Halten Sie Yams bitte nicht für dumm, nur weil Sie ihn nicht mögen, Chef. Natürlich bringt er Sie jetzt schon wieder mit der Sache in Verbindung. Und er ist sauer, weil Sie über den Anwalt versucht haben, Druck auszuüben, damit er von den Fällen abgezogen wird. Der Staatsanwalt hat ihm aber Rückendeckung gegeben.«
    »Tel Aviv«, seufzte Zamorra. »So ist das Leben.«
    Duval sah ihn fast entsetzt an. »Das heißt c'est la vie , Chef! Kennen Sie Ihre eigene Sprache nicht mehr?«
    »Klingt aber so schön ähnlich«, schmunzelte er. »In Tel Aviv war ich übrigens noch nie. Würde aber gern mal da hin. Wussten Sie, dass es in der jüdischen Mythologie ein faszinierendes parapsychisches Phänomen gibt? Den so genannten Dybbuk . Das ist ein Geist, der sich im Körper eines Menschen einnistet und die völlige Kontrolle über ihn ergreift. Der ursprüngliche Geist wird so weit zurückgedrängt, dass er selbst nichts mehr unternehmen kann, er wird total abgekapselt und ist ein Gefangener in seinem eigenen Körper. Wenn er Pech hat, wird er sogar völlig gelöscht. Der Dybbuk jedenfalls kontrolliert alles.«
    »Und das glauben Sie wirklich?«
    »So ist es überliefert. Ich würde es gern erforschen.«
    »Jedem das Seine«, seufzte Duval. »So etwas kann doch gar nicht funktionieren. Wie soll …«
    »Eben das weiß ich noch nicht. Aber ich will es herausfinden.«
    »Worauf habe ich mich mit Ihnen bloß eingelassen …?«
     
     
    Kurz vor Mitternacht endlich waren sie wieder im Hotel. Zamorra verabschiedete sich von seiner Sekretärin vor deren Zimmer. Er hörte, wie von innen der Schlüssel herumgedreht wurde, und lächelte, während er sich seinem nebenan liegenden Zimmer näherte. Plötzlich hatte er wieder das alarmierende Gefühl, beobachtet zu werden!
    Es war schon einige Male an diesem Tag eingetreten, aber irgendwie hatte er nicht mehr sonderlich darauf geachtet; es wurde allmählich zur Gewohnheit.
    Zu

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