Zeit der Träume
Gedanke gelten konnte, aber es war zumindest eine Richtung.
Malory studierte den Hinweis Zeile für Zeile, fahndete nach Metaphern und verborgenen Bedeutungen, Doppeldeutigkeiten und Verbindungen. Dann untersuchte sie ihn noch einmal als Ganzes.
Es gab Hinweise auf die Göttin. Und die Schlüssel konnten gefangene Seelen befreien. Nahm man das alles zusammen, hatte man eine Art von religiösem Bezug.
Mit diesem Gedanken im Kopf verbrachte sie den Rest des Tages damit, alle Kirchen und Gotteshäuser im Valley abzuklappern.
Sie kam zwar ergebnislos nach Hause, hatte aber doch das Gefühl, etwas Positives mit ihrem Tag angefangen zu haben.
Für das Abendessen zog sie sich betont schlicht an, mit einem ärmellosen schwarzen Top, einer schwarzen Hose und einem taillierten, erdbeerroten Jackett.
Um Punkt sieben schlüpfte sie in hochhackige Sandalen und bereitete sich darauf vor, warten zu müssen. Ihrer Erfahrung nach war sie der einzige Mensch, der stets pünktlich war.
Deshalb war sie angenehm überrascht, als es just in der Sekunde an der Tür klopfte.
»Sie sind pünktlich«, lobte sie Flynn, als sie ihm öffnete.
»Ich warte sogar schon seit zehn Minuten, aber ich wollte nicht übereifrig erscheinen.« Er reichte ihr einen kleinen Strauß Moosröschen, die fast die gleiche Farbe wie ihr Jackett hatten. »Sie sehen großartig aus.«
»Danke.« Sie musterte ihn, während sie an den Rosen schnupperte. Er war tatsächlich süß, dachte sie. Hund hin oder her. »Ich stelle sie rasch ins Wasser. Nette Geste im Übrigen.«
»Das fand ich auch. Moe hätte lieber Pralinen gekauft, aber ich habe auf Blumen bestanden.«
Sie hielt inne. »Er sitzt doch nicht draußen, oder?«
»Nein, nein, er ist zu Hause und amüsiert sich mit seinem Futter und dem Bugs Bunny Marathon auf Cartoon Network. Moe ist ganz verrückt nach Bugs.«
»Ja, das habe ich mir gedacht.« Sie arrangierte die Blumen in einer Glasvase. »Möchten Sie etwas zu trinken, bevor wir gehen?«
»Das kommt darauf an. Können Sie drei Blocks in diesen Schuhen laufen oder möchten Sie lieber fahren?«
»Ich kann drei Meilen auf hohen Absätzen laufen. Ich bin eine professionelle Frau.«
»Dem kann ich nicht widersprechen. Und weil das so ist, möchte ich jetzt endlich das tun, was ich mir vorgestellt habe, seitdem wir uns begegnet sind.«
Er trat ein. Das dachte Malory später, als ihr Hirn wieder normal funktionierte. Und trat näher - und ließ seine Hände über ihre Arme und ihre Schultern gleiten und umfasste ihr Gesicht.
Alles geschah sehr gemächlich. Und dann senkten sich seine Lippen über ihre, und er küsste sie, langsam und ausgiebig. Er drängte sie zurück gegen die Theke, und sie schmiegte sich eng an ihn. Und irgendwie glitten ihre Hände zu seinen Hüften.
Er wühlte in ihren Haaren und sog an ihrer Unterlippe. Ihr stockte der Atem, als der Kuss drängender und leidenschaftlicher wurde.
»Puh! Warte.« Irgendwo in ihrem Kopf klingelte eine Warnglocke, aber ihr Körper haftete an ihm wie festgeklebt.
»Ja, gleich.«
Er brauchte einfach noch ein bisschen Zeit, um sie zu schmecken und zu fühlen. Da war viel mehr, als er erwartet hatte, und er hatte schon eine ganze Menge erwartet.
An ihrem Geschmack war etwas ungeheuer Erotisches, als ob ihr Mund eine seltene Delikatesse sei, die nur er probieren durfte. Und sie war so weich - diese goldenen Haare und ihr Körper.
Noch einmal ließ er seine Lippen über sie gleiten, dann löste er sich von ihr.
Sie starrte ihn mit ihren großen blauen Augen, die er absolut unwiderstehlich fand, an.
»Vielleicht...«, sie holte tief Luft, »vielleicht sollten wir jetzt lieber losgehen.«
»Klar.« Er reichte ihr die Hand, aber sie ergriff sie nicht, sondern machte einen großen Bogen um ihn, um ihre Tasche zu holen. »Ich habe mir gedacht, wenn ich dich jetzt küsse, muss ich beim Abendessen nicht ständig daran denken und kann mich besser auf die Unterhaltung konzentrieren.«
Er ging zur Tür und öffnete sie. »Das Problem ist nur, dass ich jetzt, nachdem ich dich geküsst habe, das ganze Abendessen über daran denken muss und mich garantiert nicht auf die Unterhaltung konzentrieren kann. Wenn du also feststellst, dass ich geistesabwesend bin, weißt du, was los ist.«
»Du glaubst wohl, ich kapiere nicht, warum du das gerade gesagt hast.« Sie trat aus der Tür, in die warme Abendluft. »Dadurch willst du bloß erreichen, dass ich während des Abendessens ständig an deine Küsse denke.
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