Zeit der Träume
noch ein paar Details, an die ich mich nicht mehr erinnern konnte. Es gab Probleme, weil der Gott-König eine Sterbliche zur Frau genommen hat. Natürlich durfte man mit Sterblichen herumtändeln, aber er hat sie hinter den Vorhang der Macht - oder auch Vorhang der Träume - geholt und hat sie zu seiner Frau gemacht. Deshalb haben sich einige Götter von dem jungen König und seiner sterblichen Frau abgewandt und ihre eigenen Regeln aufgestellt.«
»Aha, Politik.«
»Ja, klar, die kommt regelmäßig ins Spiel. Für den König war das natürlich nicht so gut. Es gibt auch andere Geschichten, die von Kriegen, Intrigen und Heldentaten berichten, und somit gelangen wir zu den Töchtern. Sie wurden von ihren Eltern und denjenigen, die loyal zum König und seiner Frau standen, geliebt. Alle waren sie, wie nicht anders zu erwarten, wunderschön, und jede besaß eine eigene Begabung. Eine war Künstlerin, eine Sängerin, und eine war eine Kriegerin. Sie liebten einander sehr und wuchsen im Königreich auf, unterrichtet von einer jungen Göttin der Magie und unter der Führung des Kriegergottes, dem der König am meisten vertraute. Einer der beiden, entweder die Lehrerin oder der Krieger, waren ständig um sie, damit ihnen nichts Böses passieren konnte.«
»Auf dem Gemälde waren zwei Personen, ein Mann und eine Frau, im Hintergrund. Sie sahen aus, als ob sie sich umarmten.«
Flynn gestikulierte mit der Gabel, bevor er ein Stück Steak aufspießte. »Das passt zu dem, was jetzt kommt. Die Berater des Königs planten, die Töchter an drei hochstehende Götter der Gegenpartei zu vermählen, um das Königreich wieder zu vereinen. Aber dem selbst ernannten König der feindlichen Seite gefiel die Vorstellung nicht, den Thron aufzugeben. Die Macht hatte ihn korrumpiert, und sein Verlangen danach, diese, sagen wir einmal, Anderwelt und die Welt der Sterblichen zu beherrschen, verzehrte ihn. Er wollte die Mädchen töten, wusste jedoch, dass sich dann alle gegen ihn stellen würden, abgesehen eventuell von seinen treuesten Anhängern. Also entwickelte er einen Plan, und die beiden, die den Töchtern am nächsten standen, halfen ihm, indem sie sich ineinander verliebten.«
»Sie haben die Mädchen verraten?«
»Nicht absichtlich.« Er füllte ihre Weingläser erneut. »Sie waren abgelenkt, da sie sich viel zu häufig ansahen, statt sich um ihre Schutzbefohlenen zu kümmern. Und da die Töchter junge Frauen waren, die ihre Aufpasser gern hatten, machten sie es den Liebenden leicht, sich ab und zu zurückzuziehen. Und eines Tages, als sie gerade unbeaufsichtigt waren, wurden sie mit dem Zauber belegt.«
»Ihre Seelen wurden gestohlen.«
»Mehr als das. Willst du den Rest von diesem Steak noch essen?«
»Hmm.« Sie blickte auf ihren Teller. »Nein. Möchtest du es?«
»Für Moe. Wenn ich mit leeren Händen zurückkomme, schmollt er.« Er bat den Kellner, die Reste einzupacken, dann lächelte er Malory an. »Dessert?«
»Nein, nur Kaffee. Erzähl die Geschichte zu Ende.«
»Zwei Kaffee, eine Crème brulée und zwei Löffel. Crème Brulée kann man niemals widerstehen«, sagte er zu Malory, dann fuhr er fort: »Der böse König ist clever, und er ist Hexenmeister. Ihm macht es nichts aus, Unschuldige zu ermorden, und er setzt die Politik des guten Königs gegen ihn ein. Wenn eine Sterbliche Königin sein kann und drei Halbsterbliche eine derart hohe Stellung haben können, dann sollen die Sterblichen sich doch damit befassen. Deshalb können auch nur Sterbliche den Zauber brechen. Bis das der Fall ist, schlafen die Töchter - ohne dass ihnen etwas geschieht. Wenn drei sterbliche Frauen, von denen jede eine Tochter repräsentiert, die drei Schlüssel finden können, dann kann der Kasten mit den Seelen aufgeschlossen werden, die Töchter erwachen wieder, und das Königreich wird vereint.«
»Und wenn sie versagen?«
»Laut meiner Granny ist die beliebteste Version, dass der böse König ein Zeitlimit gesetzt hat, und zwar dreitausend Jahre - ein Jahrtausend für jede Tochter. Wenn die Schlüssel nicht gefunden und der Kasten nicht innerhalb dieser Zeitspanne aufgeschlossen wird, regiert er alleine, und zwar die Welt der Götter und die der Sterblichen.«
»Ich habe noch nie verstanden, warum jemand die Welt regieren will. Mir kommt das vor wie ein riesengroßer Kopfschmerz.« Sie schürzte die Lippen, als die Crème Brulée auf den Tisch gestellt wurde. Flynn hatte Recht, beschloss sie. Sie konnte ihr nicht widerstehen. »Was
Weitere Kostenlose Bücher