Zeit der Träume
blickte Malory an sich herunter. »Leider ja. Es ist zwanghaft.«
»Und es steht dir. Irgendwann werde ich dich wahrscheinlich dafür hassen. Na, komm herein.«
Das Zimmer war eine kompakte, komplette Bibliothek. Die deckenhohen Regale an zwei Wänden quollen über vor Büchern, die zusätzlich überall auf den Tischen und auf dem Fußboden lagen und durch Form und Farbe ihren Teil zur Einrichtung beitrugen.
Im hinteren Teil des L-förmigen Raums gab es weitere Bücher. Außerdem entdeckte Malory einen kleinen Tisch, auf dem die Reste von Danas Frühstück standen.
Dana stützte die Hände in die Hüften und beobachtete Malorys faszinierten Blick. Sie war an diese Reaktion gewöhnt. »Nein, ich habe sie nicht alle gelesen, aber das werde ich noch. Und ich weiß auch nicht, wie viele Bücher ich habe. Möchtest du einen Kaffee?«
»Lass mich nur eine Frage stellen. Nutzt du eigentlich die Dienste der Bibliothek?«
»Ja klar, aber ich muss Bücher auch besitzen. Wenn ich nicht mindestens zwanzig bis dreißig Bücher hier habe, die darauf warten, gelesen zu werden, bekomme ich Entzugserscheinungen. Das ist meine Zwangsneurose.«
»Okay. Auf Kaffee verzichte ich lieber, ich hatte schon eine Tasse. Wenn ich zwei trinke, stehe ich unter Strom.«
»Nach zwei Tassen Kaffee gelingt es mir gerade mal, vollständige Sätze zu bilden. Bagel?«
»Nein, aber du kannst ruhig weiter frühstücken. Ich wollte dich nur erwischen, bevor du zur Arbeit gehst, weil ich dir das Neueste erzählen wollte.«
»Dann schieß mal los.« Dana wies auf den zweiten Stuhl am Tisch.
»Ich fahre heute früh nach Warrior’s Peak. Mit Flynn.«
Dana verzog die Mundwinkel. »Ich habe mir schon gedacht, dass er mitmachen würde. Und dass er sich an dich hängen würde.«
»Ist das ein Problem für dich?«
»Nein. Er ist cleverer, als er aussieht - auf die Art und Weise kriegt er die Leute dazu, dass sie ihm ihr Herz ausschütten. Wenn er nicht von sich aus mitgemacht hätte, hätte ich ihn so lange bekniet, bis er es getan hätte. Und was dich angeht, so war mir klar, dass er entweder auf dich oder auf Zoe fliegt. Flynn mag Frauen, und die Frauen mögen ihn.«
Malory dachte daran, wie er sie geküsst hatte - sie war weich wie Wachs geworden. »Ja, da finden definitiv chemische Reaktionen statt, aber ich bin mir noch nicht im Klaren darüber, ob ich ihn mag oder nicht.«
Dana kaute ihr Bagel. »Du solltest ihm besser nachgeben. Er lässt dich sowieso nicht in Ruhe, er ist hartnäckig wie ein Border Collie.«
»Wie bitte?«
»Weißt du, wie die die Schafe hüten?« Sie gestikulierte mit ihrer freien Hand. »Sie laufen so lange um sie herum, bis die Schafe dorthin gehen, wo der Collie sie hinhaben möchte. Flynn ist genauso. Du denkst vielleicht, ach was, ich möchte lieber dort drüben hin, aber er findet, dass du da hinten besser aufgehoben bist. Und bevor du merkst, was los ist, befindest du dich da hinten.«
Sie leckte sich die Krümel von den Fingern. »Und das Fatale daran ist, wenn du dich dort befindest, stellst du fest, dass es da tatsächlich besser für dich ist. Und er sagt nie, ich habe es dir doch gesagt.«
Tja, schließlich war sie mit ihm essen gegangen, überlegte Malory. Sie hatte ihn zwei Mal geküsst. Drei Mal eigentlich, um genau zu sein. Und er kam nicht nur mit nach Warrior’s Peak, sondern er würde sie sogar hinfahren...
»Ich werde nicht gern dirigiert.«
Dana lächelte nur, eine Mischung aus Mitleid und Amüsement. »Na ja, wir werden ja sehen, wie es läuft.« Sie stand auf und räumte das Geschirr ab. »Was erhoffst du dir von einem Gespräch mit Rowena und Pitte?«
»Ich erwarte eigentlich nicht allzu viel. Es geht vor allem um das Bild.« Malory folgte Dana in die kleine Küche. Es überraschte sie absolut nicht, dass auch hier Bücher standen, und zwar in einem offenen Küchenschrank, in dem ein normaler Mensch Vorräte aufbewahren würde.
»Das Gemälde ist irgendwie wichtig«, fuhr sie fort, während Dana ihr Geschirr abspülte. »Wichtig ist, was es aussagt und wer es gemalt hat.«
Sie berichtete Dana, was Flynn ihr über die Geschichte erzählt hatte.
»Dann haben die beiden also die Rolle der Lehrerin und des Kriegers übernommen?«
»Das ist die Theorie«, bestätigte Malory. »Ich bin mal gespannt, wie sie reagieren, wenn ich sie damit konfrontiere. Und Flynn kann sie ablenken, damit ich mich lange genug mit dem Bild beschäftigen und ein paar Fotos davon machen kann. Das könnte uns zu
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