Zeit der Träume
Malory Price.«
»Ich bin Zoe McCourt.« Sie trat vorsichtig einen Schritt vorwärts, als fürchtete sie, jemand könne ihr sagen, es sei alles ein Irrtum gewesen, und sie wieder ausladen. »Heilige Kuh! Das ist ja wie in einem Film hier. Wunderschön und alles, aber ich warte trotzdem darauf, dass jeden Moment dieser schaurige Typ im Smoking auftaucht.«
»Vincent Price? Nicht verwandt und nicht verschwägert«, sagte Malory grinsend. »Sie wissen vermutlich auch nicht mehr als wir.«
»Nein. Ich glaube, ich bin irrtümlich eingeladen worden, aber...« Sie brach ab und kicherte ein wenig, als ein Dienstmädchen mit einer weiteren Champagnerflöte auf einem Tablett eintrat. »Ah... danke.« Vorsichtig ergriff sie das Kristallglas. »Champagner. Es muss einfach ein Irrtum sein. Aber die Chance, das hier kennen zu lernen, konnte ich mir nicht entgehen lassen. Wo sind die anderen?«
»Gute Frage.« Dana legte den Kopf schräg und beobachtete amüsiert, wie Zoe die Augen schloss und einen kleinen Schluck Champagner nippte. »Sind Sie aus dem Valley?«
»Ja. Na ja, ich wohne seit zwei Jahren da.«
»Drei Frauen«, murmelte Malory. »Kennen Sie sonst noch jemanden, der für heute Abend eine Einladung erhalten hat?«
»Nein. Ich habe sogar herumgefragt. Deshalb bin ich heute vermutlich auch gefeuert worden. Kann man sich einfach was zu essen nehmen?«
»Sie sind gefeuert worden?« Malory wechselte einen Blick mit Dana.
»Von Carly. Ihr gehört der Salon, in dem ich arbeite. Gearbeitet habe«, korrigierte sich Zoe und trat auf das Tablett mit den Canapés zu. »Sie hat gehört, wie ich mit einer meiner Kundinnen darüber geredet habe und ist sauer geworden. Mann, die schmecken ja toll.«
Ihre Stimme klang nicht mehr so atemlos, und jetzt, nachdem sie sich anscheinend entspannt hatte, entdeckte Malory ein leichtes Näseln.
»Na ja, Carly hatte mich schon seit Monaten auf dem Kieker, und dass sie keine Einladung gekriegt hat, hat ihr wahrscheinlich den Rest gegeben.« Sie runzelte die Stirn, und ihre goldbraunen Augen begannen zu glitzern, als sie sich noch ein Canapé nahm. »Sie hat gemeinerweise behauptet. in der Kasse fehlten zwanzig Dollar. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht gestohlen. Die blöde Schlampe!«
Sie trank wieder einen Schluck Champagner. »Und dann hat sie mich einfach rausgeschmissen. Na ja, egal. Mir macht es nichts aus, ich kriege schon wieder einen Job. Ich habe es sowieso gehasst, da zu arbeiten. Himmel.«
Aber es machte ihr doch etwas aus, dachte Malory. In ihren Augen stand ebenso viel Furcht wie Wut, und es war ihr offensichtlich keineswegs so egal, wie sie behauptete. »Sie sind Friseurin.«
»Ja. Haar- und Hautberaterin, wenn Sie es genau wissen wollen. Eigentlich bin ich nicht der Typ, um auf so schicke Partys in so schicken Häusern eingeladen zu werden, also ist es wahrscheinlich wirklich ein Irrtum.«
Nachdenklich schüttelte Malory den Kopf. »Ich glaube nicht, dass jemand wie Rowena sich jemals irrt.«
»Na, ich weiß nicht. Ich wollte ja eigentlich nicht kommen. Aber dann habe ich mir gedacht, es heitert mich vielleicht auf. Nur mein Auto ist mal wieder nicht angesprungen, und ich musste mir den Wagen des Babysitters leihen.«
»Sie haben ein Baby?«, fragte Dana.
»Er ist kein Baby mehr. Simon ist neun. Er ist toll. Ich würde mir ja keine Gedanken um den Job machen, aber ich habe ein Kind zu ernähren. Und ich habe die verdammten zwanzig Dollar nicht gestohlen - noch nicht einmal zwanzig Cents. Ich bin keine Diebin.«
Sie rang um Fassung und wurde scharlachrot. »Entschuldigung. Es tut mir Leid. Vermutlich löst mir der Champagner die Zunge.«
»Machen Sie sich deswegen keine Gedanken.« Dana streichelte kurz Zoes Arm. »Wollen Sie etwas Seltsames hören? Mein Job und mein Gehalt gehen auch gerade den Bach runter, und ich weiß nicht, was ich tun soll. Und Malory glaubt auch, dass sie demnächst gefeuert wird.«
»Wirklich?« Zoe staunte die beiden anderen Frauen mit großen Augen an. »Das ist ja blöd.«
»Und niemand, den wir kennen, ist heute Abend hier eingeladen.« Malory warf einen misstrauischen Blick zur Tür und senkte die Stimme. »So wie es aussieht, sind wir die gesamte Gästeschar.«
»Ich bin Bibliothekarin, Sie sind Friseurin und Malory leitet eine Kunstgalerie. Was haben wir gemeinsam?«
»Wir haben keine Arbeit.« Malory runzelte die Stirn. »Oder stehen jedenfalls kurz davor. Das alleine ist schon komisch, wenn man bedenkt, dass im Valley
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