Zeit der Träume
kurz ihre Haare, und Dana zuckte unwillkürlich zurück.
»Hände weg. Nein, ich wohne nicht hier. Was willst du?«
»Eine Verabredung mit Julia Roberts, eine Gelegenheit, mit Bruce Springsteen und der E-Street-Band zu rocken und ein richtig kaltes Bier. Und du?«
»Ich möchte gerne die Einzelheiten deines langsamen, quälenden Todes lesen. Was tust du hier?«
»Dich offenbar ärgern. Aber das ist nur ein zusätzliches Vergnügen. Ist Flynn zu Hause?«
Er wartete erst gar nicht auf ihre Antwort, sondern wandte sich direkt zum Wohnzimmer. Moe erhob sich und knurrte halbherzig.
»So ist es brav, Moe«, lobte Dana begeistert. »Mach ihn fertig.«
Jordan jagte die Aussicht, von einem solchen Berg von Hund zerfleischt zu werden, offenbar jedoch überhaupt keine Angst ein. Er hockte sich hin. »Das ist also der berühmte Moe.«
Moe hatte auf der Stelle sein tierärztliches Trauma vergessen, legte beide Pfoten auf Jordans Schultern und gab ihm einen innigen, nassen Begrüßungskuss.
Dana knirschte mit den Zähnen, als Jordan fröhlich auflachte.
»Na, du bist ja ein großer Junge, was? Sieh dir bloß mal den Kopf an!« Er kraulte Moe hinter den Ohren und spähte dann zu Flynn. »Wie geht’s?«
»Alles okay. Ich wusste nicht, dass du so früh kommen würdest.«
»Ich hatte ein bisschen Zeit. Hast du ein Bier da?«
»Klar.«
»Ich unterbreche diese emotionale, tief empfundene Vereinigung nur ungern«, Danas Stimme war spitz wie ein Eispickel, »aber was zum Teufel macht er eigentlich hier?«
»Ich verbringe ein wenig Zeit mit Freunden in meiner Heimatstadt.« Jordan erhob sich. »Kann ich trotzdem hier schlafen?«
»Ja, sicher.« Flynn rappelte sich von der Couch hoch. »Mann, ist das schön, dich zu sehen.«
»Ja, finde ich auch. Großartiges Haus. Toller Hund. Schreckliche Couch.«
Lachend umarmte Flynn seinen ältesten Freund. »Ich freue mich wirklich, dich zu sehen.«
Eine winzige Sekunde lang wurde Dana das Herz weich, als sie die beiden erwachsenen Männer beobachtete, die sich umarmten. Was auch immer sie Unangenehmes über Jordan Hawke sagen konnte - und die Liste war lang -, er war von klein auf Flynns bester Freund gewesen.
Aber dann warf er ihr einen Blick aus seinen dunkelblauen Augen zu, und sofort verhärtete sich ihr Herz wieder.
»Was ist jetzt mit dem Bier, Große? Und dann kannst du mir mal erzählen, wie du in die Geschichte mit den imaginären Schlüsseln hineingeraten bist.«
Dana warf ihrem Bruder einen anklagenden Blick zu und reckte angriffslustig das Kinn. »Im Gegensatz zu euch beiden muss ich arbeiten.«
»Willst du das Bild nicht sehen?«
Beinahe wäre sie abrupt stehen geblieben, aber wenn sie jetzt ihrer Neugier nachgab, würde das ihren Abgang verderben. Also ging sie einfach weiter, ohne sich noch einmal umzusehen.
Sie hatte zu arbeiten, ja klar. Und zuallererst würde sie ein Wachspüppchen für Jordan machen und Nadeln in die empfindlichen Bereiche stecken.
»Musstest du sie unbedingt verärgern?«, fragte Flynn.
»Sie ist schon sauer, wenn ich nur atme.« Irgendwie war ihm nicht wohl bei dem Gedanken. »Warum wohnt sie nicht ebenfalls hier? Das Haus ist doch groß genug.«
»Sie will nicht.« Achselzuckend ging Flynn voran in die Küche. »Sie will ihre eigenen vier Wände und blablabla. Du kennst doch Dana. Wenn sie sich erst einmal irgendwo niedergelassen hat, kriegen sie keine zehn Pferde mehr da weg.«
»Ja, wem sagst du das.«
Weil Moe um sie herumtanzte, warf Flynn ihm einen Hundekuchen zu, bevor er das Bier aus dem Kühlschrank holte. »Hast du das Gemälde mitgebracht?«
»Ja. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was es dir erzählen soll.«
»Mir sicher nichts, aber ich hoffe, es erzählt Malory etwas.«
»Und wann lerne ich diese Malory kennen?« Jordan lehnte sich gegen die Theke.
»Ich weiß nicht. Bald.«
Jordan zog eine Augenbraue hoch. »Ich dachte, bei der Sache gäbe es einen festen Termin?«
»Ja, ja. Aber zwei Wochen haben wir noch.«
»Gibt’s Probleme, Kumpel?«
»Nein. Vielleicht. Wir haben uns miteinander eingelassen, und es wird echt schnell ernst. Ich kann gar nicht klar denken.«
»Wie ist sie denn so?«
»Klug, witzig, sexy.«
»Sexy nennst du erst an dritter Stelle«, stellte Jordan fest. »Dann muss es ja wirklich ernst sein. Und sonst?«
»Zielorientiert, würde ich sagen.« Flynn marschierte in der Küche auf und ab. »Sehr ordentlich. Aufrichtig. Sie spielt keine Spielchen, steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden.
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