Zeit der Träume
Enttäuschung, Krieg. Und ein früher Tod.«
»Nun, das ist ein immens fröhliches Thema.« Flynn schenkte sich noch etwas zu trinken ein. Dann hielt er inne und blickte erneut auf die Gemälde. »Wartet mal. Womöglich bist du ja auf der richtigen Spur, Jordan. In dem anderen Bild haben wir die Ergebnisse, nach dem schicksalhaften Moment, von dem du geredet hast. Hätte der Gott-König die Sterbliche geheiratet und drei Töchter mit ihr gezeugt, wenn er ihr Schicksal gekannt hätte? Geht es vielleicht um die Wahl? Darum, welche Richtung wir einschlagen?«
»Und wenn das so wäre?«, warf Brad ein. »Das sagt uns doch nicht viel.«
»Damit hätten wir immerhin schon ein Motiv. Und wenn wir voraussetzen, dass die Gemälde Hinweise darauf geben, wo der Schlüssel zu finden ist, dann brauchen wir nur noch dem Motiv zu folgen. Vielleicht befindet sich der erste Schlüssel an einem Ort, wo eine Entscheidung getroffen wurde, eine die den Lauf des Lebens geändert hat.«
»Flynn.« Jordan zögerte und schwenkte seinen Whisky im Glas. »Glaubst du allen Ernstes, dass die Schlüssel existieren?«
»Ja. Und wenn ihr beiden von Anfang an dabei gewesen wärt, würdet ihr es mittlerweile auch glauben. Man kann es genauso wenig erklären, Jordan, wie du erklären kannst, warum dieser Junge als einzige Person auf der ganzen Welt Excalibur aus dem Stein ziehen konnte.«
»Wie siehst du das?«, fragte Jordan Brad.
»Ich versuche, offen daran zu gehen. Man darf die Zufälle nicht vergessen, oder das, was wie Zufälle aussieht. Diese Bilder gehören dir und mir. Wir sind alle wieder im Valley und die Bilder auch. Flynn ist beteiligt, persönlich verbunden mit zwei der Frauen, die nach Warrior’s Peak eingeladen wurden. Jordan und Dana waren ein Paar. Und ich habe das Gemälde gekauft, weil mich ein Gesicht darauf so fasziniert hat - Zoes Gesicht. Es hat mich beinahe umgeworfen. Aber das sollte bitte unter uns bleiben.«
»Du bist an Zoe interessiert?«, fragte Flynn.
»Ja, was vermutlich blöd ist, da sie mich von Anfang an nicht leiden konnte. Was ich absolut nicht verstehe«, fügte er hitzig hinzu. »Normalerweise hat kaum eine Frau was gegen mich.«
»Nein, für gewöhnlich dauert es meistens ein bisschen«, stimmte Jordan zu. »Aber dann finden sie dich grässlich.«
»Im Gegenteil. Ich bin sehr leicht zu handhaben. Normalerweise.«
»Ja. Ich kann mich noch gut an deine leichte Handhabung mit Marsha Kent erinnern.«
»Da war ich siebzehn«, murrte Brad. »Blödmann.«
»Hast du immer noch ihren Fußabdruck auf dem Arsch?« wollte Jordan wissen.
»Und du den von Dana noch auf den Eiern?« Jordan zuckte zusammen. »Okay, schon gut. Frage. Sehen die anderen beiden Frauen sich auch so ähnlich auf den Bildern wie Dana?«
»O ja«, bestätigte Flynn. »Sie haben zwar unterschiedliche Kleider an, aber die Gesichter sind absolut identisch.«
»Und das Alter deines Bildes steht außer Frage, Brad?«
»Ja.«
Schweigend trank Jordan einen Schluck und starrte Danas Gesicht an. So still, so bleich, so leer. »Okay. Ich lasse mal alle Logik beiseite. Wir sind sechs Personen, und es gibt drei Schlüssel. Und wir haben noch ungefähr zwei Wochen Zeit, um den ersten zu finden.« Er griff nach der Flasche. »Das ist doch ein Kinderspiel.«
Abgesehen davon, dass das Rätsel gelöst werden musste, war Flynn glücklich darüber, dass seine Freunde wieder da waren. Als er in den frühen Morgenstunden in sein Bett krabbelte, dachte er, wie schön es war, dass Jordan im Gästezimmer schlief. Brad lag, bewacht von Moe, auf dem Sofa unten im Wohnzimmer.
Es gab nichts, was sie nicht zusammen tun konnten. Sie hatten zusammen imaginäre außerirdische Eindringlinge abgewehrt, sich gegenseitig beigebracht, wie man mit einer Hand den Büstenhalter eines Mädchens aufhakte, und sie waren mit einem gebrauchten Buick kreuz und quer durchs Land gefahren. Immer hatte einer für den anderen eingestanden.
Als Jordans Mutter gestorben war, waren Brad und er da gewesen und hatten sich vorher bei den endlosen Nachtwachen im Krankenhaus abgewechselt.
Als Lily ihn sitzen gelassen hatte, waren Flynns Freunde die einzige Konstante in seinem Leben gewesen.
In guten wie in nicht so guten Zeiten, dachte er sentimental, waren sie füreinander da gewesen. Räumliche Distanz hatte nie das Geringste bedeutet.
Aber es war natürlich unvergleichlich viel besser, sie so nahe zu haben. Dadurch steckte der Schlüssel praktisch schon im Schloss.
Er schloss die
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