Zeit der Träume
Augen und schlief auf der Stelle ein.
Im Haus war es dunkel und bitter kalt. Sein Atem stand in weißen Wolken vor seinem Gesicht, während er ziellos durch dunkle, endlose Korridore wanderte. Ein Sturm wütete, Donner grollte, und Blitze zuckten durch die Dunkelheit.
Er wusste im Traum, dass er durch die Flure von Warrior’s Peak ging. Obwohl er kaum etwas sehen konnte, kannte er den Weg, den er noch nie zuvor gegangen war.
Draußen peitschte der Regen an die Fenster, und im Schein der Blitze sah er bläulich sein eigenes Gesicht in den Scheiben.
Er rief etwas, aber nur das Echo seiner eigenen Stimme scholl ihm entgegen. Er bekam keine Antwort, und doch wusste er, dass er nicht alleine war.
Irgendetwas ging mit ihm durch diese Flure, lauerte direkt hinter ihm. Er konnte es nicht sehen und nicht greifen, aber es trieb ihn unentwegt weiter, die Treppe hinauf.
Angst stieg in ihm auf.
Alle Türen im Flur waren verschlossen. Er versuchte, jede einzelne zu öffnen, und seine Finger waren starr vor Kälte.
Was auch immer ihn verfolgte, kam näher. Er konnte es atmen hören, spürte, wie seine eigenen keuchenden Atemzüge sich damit mischten.
Er musste hier weg. Also begann er zu laufen. Der unheimliche Verfolger war ihm dicht auf den Fersen.
Schließlich gelangte er auf einen Wall. Um ihn herum tobte der Sturm, die eisige Luft biss, und der Regen stach wie Glassplitter.
Jetzt konnte er nicht mehr fliehen. Die Angst kroch wie eine kalte Schlange durch seinen Magen, und er drehte sich um, um zu kämpfen.
Aber der Schatten war so riesig und so nahe. Noch bevor er seine Fäuste heben konnte, war er bereits über ihm, und die Kälte schoss durch ihn hindurch und zwang ihn in die Knie.
Etwas wurde aus ihm gerissen - ein wilder, unaussprechlicher Schmerz, tiefes Entsetzen. Und er wusste, es war seine Seele.
Zitternd vor Kälte und nass geschwitzt fuhr Flynn aus dem Schlaf hoch. Die Sonne strahlte in sein Zimmer.
Keuchend setzte er sich auf. Er hatte schon mehrmals Alpträume gehabt, aber noch nie so intensiv. Und er hatte noch nie im Traum so real Schmerz gespürt.
Er wirkte noch nach, und Flynn biss die Zähne zusammen.
Er versuchte sich einzureden, es läge an der Mischung aus Pizza, Whisky und der langen Nacht, aber eigentlich glaubte er es nicht.
Als der Schmerz endlich nachließ, schlüpfte er aus dem Bett und ging, vorsichtig wie ein alter Mann, ins Badezimmer. Dort stellte er die heiße Dusche an, weil er so sehr fror.
Er holte sich ein Aspirin aus seinem Medizinschrank, und dabei sah er sein Gesicht im Spiegel.
Seine bleiche Haut, der glasige, entsetzte Ausdruck in seinen Augen waren schlimm genug, aber das war nichts im Vergleich zu seiner übrigen Erscheinung.
Er war klatschnass. Seine Haare, seine Haut troffen vor Nässe. Wie jemand, der in einem Unwetter draußen war, dachte er und setzte sich hastig auf den Toilettendeckel, bevor seine Beine nachgaben.
Das war nicht nur ein Alptraum, dachte er. Er war wirklich in Warrior’s Peak gewesen und hatte draußen auf den Zinnen gestanden. Und er war nicht alleine gewesen.
Das war mehr als eine Suche nach magischen Schlüsseln. Mehr als ein Rätsel, das sie lösen mussten und an dessen Ende ein Topf voller Gold winkte.
Da war noch etwas anderes. Etwas Mächtiges. Dunkles und Mächtiges.
Er würde herausfinden, was da vor sich ging, bevor einer von ihnen noch tiefer hineinrutschte.
Er trat in die Dusche und ließ das heiße Wasser so lange auf sich niederprasseln, bis er die Kälte in seinen Knochen nicht mehr spürte. Dann schluckte er das Aspirin und zog sich eine Trainingshose an.
Er würde jetzt hinuntergehen und Kaffee kochen, damit er wieder klar denken konnte. Und dann würde er seine beiden Freunde wecken und mit ihnen darüber sprechen.
Vielleicht sollten sie zu dritt einmal nach Warrior’s Peak fahren und die Wahrheit aus Rowena und Pitte herausholen.
Er war gerade auf halbem Weg die Treppe hinunter, als es an der Haustür läutete und Moe bellend angerast kam.
»Okay, okay. Still.« Flynn hatte zwar keinen Kater vom Whisky, aber sein Kopf brummte von dem Alptraum, und er vertrug jetzt keine lauten Geräusche. Er packte Moe am Halsband und zerrte ihn zurück, während er mit der anderen Hand die Tür öffnete.
Sie sah aus wie ein Sonnenstrahl. Das war der einzige klare Gedanke, den Flynn fassen konnte, während er Malory anstarrte. Sie trug ein hübsches blaues Kostüm, das viel von ihren Beinen zeigte, und lächelte ihn an. Dann
Weitere Kostenlose Bücher