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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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worden. Das Licht des Himmels wiederholte seinen Befehl, daß der Hohe Rat aufgelöst ist, bis er sich entscheidet, ihn wieder einzuberufen.«
    Mara schwieg längere Zeit. »Ich weiß, hier ist mehr im Spiel als bloß Verrat«, faßte sie schließlich zusammen. »Da geht noch etwas anderes vor. Wir hatten auch zuvor Angriffe auf den Kriegsherrn und den Kaiser, doch keiner mündete in der Entlassung des Hohen Rates.«
    »Vielleicht hat dieser Kaiser mehr im Kopf oder ist ehrgeiziger als seine Vorgänger«, bot Kevin aus seiner Ecke an. »Ich würde wetten, daß er darauf brennt zu herrschen.«
    Mara schüttelte den Kopf. »Mit solchen Methoden die Macht an sich zu reißen würde eine Revolution auslösen. Wenn Ichindar wirklich die Macht anstrebt und will, daß der Rat tut, was er sagt, würde er sie zu seinen Hunden machen. Der kaiserliche Hof kann vieles tun, doch er kann nicht das Kaiserreich regieren. Unser System ist anders als eures, Kevin, wo sowohl die Herrschenden als auch die Bediensteten dem König unterstellt sind.« Die hilflose Geste zeigte, daß ihr solche Konzepte immer noch fremd waren.
    »Die Große Freiheit«, meinte Kevin. »Das Gesetz, das deutlich die Beziehung eines jeden Mannes zu seinem Herrn oder seinem Diener aufzeigt, damit niemand Ungerechtigkeit erleiden muß.«
    »Eine schöne Idee, ich bin sicher«, unterbrach Mara. »Wie auch immer, das war es nicht, was ich meinte. Wir haben kein System, das es uns erlaubt, einen korrupten Lord durch einen ehrbaren zu ersetzen. Wenn ein Lord fällt, fällt auch sein Haus, und wenn genug von uns fallen, geht das Kaiserreich selbst zugrunde.«
    Kevin strich die vom Schlaf zerzausten Haare zurück. »Du meinst, das Kaiserreich hat keine eigene Struktur, um einem solch großen Wandel widerstehen zu können. Die tsuranischen Edlen sind zu verdorben und maßlos, um ihr eigenes Land zu verwalten, solange es ihnen nicht auch gestattet ist, als absolute Diktatoren zu herrschen. Sie werden es nicht tun, nur weil der Kaiser es ihnen sagt.«
    Seine Bemerkungen trafen Mara. »Nein. Was ich sage, ist folgendes: Wenn das Licht des Himmels denkt, aufgrund einer Laune eine Gruppe von Herrschern in nichts weiter als Verwalter umwandeln zu können, wird er sich wundern. Er wird lernen, daß es etwas anderes ist, etwas zu befehlen oder dafür zu sorgen, daß die anderen es auch wirklich tun.«
    Kevin lehnte sich gegen die Wand und betrachtete seine Fingernägel. Sie waren schmutzig. »Darüber kann ich mit dir nicht streiten.«
    Mara verstand nicht, warum er ausgerechnet in diesem Augenblick so schwierig sein mußte, und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Arakasi zu. »Ich denke, wir sollten nach Kentosani gehen.«
    Es wurde plötzlich still; dann meldete sich Arakasi, kaum mehr als eine schattenhafte Gestalt in seiner dunklen Robe. »Mistress, das könnte gefährlich werden.«
    »Wann war es das nicht?« fiel Kevin sarkastisch ein.
    Mara forderte ihn mit einer Handbewegung auf zu schweigen; sie schaute nicht einmal in seine Richtung. »Ich muß riskieren, daß der Kaiser nichts gegen ein Treffen des Clans Hadama in den Räumen des Rates einzuwenden hat. Und falls einige Mitglieder der Partei des Jadeauges ebenfalls in der Stadt sein sollten und wir zusammen essen …«
    Doch die gesellschaftlichen Spiele interessierten Arakasi an diesem Tag nicht. »Diese Angelegenheiten solltet Ihr mit Eurem Hadonra und Eurer Ersten Beraterin besprechen, Mistress«, unterbrach er mit einer Spur Schärfe in der Stimme. »Ich muß zu meinen Spionen zurückkehren und ihnen mitteilen, daß Ihr in Sicherheit seid.«
    Völlig in ihre eigenen Gedanken versunken, entging Mara seine ungewöhnliche Schroffheit. »Tut das«, sagte sie in vager Beantwortung seiner Worte, deren Bedeutung sie nur oberflächlich erfaßt hatte. »Doch ich erwarte Euch in einem Monat in meinen Gemächern in der Heiligen Stadt.«
    »Wie Ihr wünscht, Mistress.« Arakasi verbeugte sich ohne Zögern und schlüpfte so unauffällig, wie er gekommen war, durch den Laden und verschwand im silbrigen Nachmittagsniesel. Immer noch in Gedanken, ließ Mara ihm genügend Zeit, ungesehen zu verschwinden. Dann klatschte sie nach ihrem Läufer in die Hände und ließ ihre Vertrauten kommen.
    Der Regen hatte beinahe alle ans Haus gefesselt, und bereits nach wenigen Augenblicken traten Nacoya, Keyoke und Saric ein. Lujan erschien als letzter; er roch nach den Ölen, die zur Pflege der laminierten Waffen und Rüstungen benutzt wurden. Er

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