Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
Vom Netzwerk:
da ist noch etwas anderes: Die Minwanabi haben mit dem Aufbau eines primitiven Spionen-Netzwerkes begonnen und versuchen Agenten in verschiedene Orte im Kaiserreich einzuschleusen. Sie sind nicht schwer zu entlarven, da Incomo, der Erste Berater der Minwanabi, sehr ungeschickt vorgeht. Ich lasse seine Männer von meinen beobachten und bin mit einigem Grund davon überzeugt, daß wir ihren Ring schon bald unterwandern können. Dies wird uns einen zweiten Zugang zu Tasaios Haushalt und seinen Angelegenheiten verschaffen, und wenn dies vollbracht ist, werde ich mich einigermaßen sicher fühlen. Doch ich darf nicht zu schnell vorgehen. Die ganze Operation könnte ein ausgeklügeltes Spiel sein, uns aus der Deckung zu locken.«
    Doch eine solche Vorgehensweise, das spürte Mara, wäre nicht Tasaios Stil. Die Feinheiten seines Wesens mündeten in Grausamkeit und seine Taktik in militärische Gewalt. Wieder versank sie tief in Gedanken und entließ ihren Supai abwesend mit einem Wink. Sie bemerkte nicht, wie er ging, und hatte vergessen, daß Nacoya noch im Raum war, bis diese zu sprechen begann.
    »Ich spüre eine große Kälte in meinen Knochen, Tochter.« Mara fuhr leicht zusammen. »Was beunruhigt dich, Nacoya?« »Die Intrigen der Minwanabi. Ihr verlaßt Euch zu sehr auf Arakasis Informanten. Sie mögen gute Arbeit leisten, doch sie können nicht überall sein. Sie sind nicht an Tasaios Seite, wenn er sich hinhockt oder auf seine Frau wälzt, und ihr dürft niemals vergessen, daß dieser Mann selbst dann einen Mord plant, wenn er sich erleichtert oder eine Frau in sein Bett nimmt.«
    Mara fand nichts Amüsantes an diesen Bildern, denn Nacoya sagte die Wahrheit. Arakasis Agenten hatten nichts ans Licht gebracht, was auf eine offensichtliche Bedrohung ihres Hauses schließen ließ, und doch waren die Berichte beunruhigend. Tasaio herrschte über seinen Haushalt mit einer unberechenbaren, gerissenen Bösartigkeit. Seine Mißhandlungen richteten sich gegen Herz und Verstand, und Mara wußte, daß es im ganzen Kaiserreich niemanden gab, dessen Blut er lieber vergießen würde als ihres und das ihres Sohnes Ayaki.

Neun
    Ausgang

    Das Jahr verstrich.
    Beunruhigt über anhaltende Probleme mit dem Handel und Tasaios offenkundiges Stillhalten, wartete Mara, während die Regenzeit kam und ging. Die Needra-Kälber wurden von ihren Müttern entwöhnt und die kleinen Bullen auf die Weiden geschickt; als sie groß genug waren, suchten die Hirten jene heraus, die kastriert, und andere, die für die Zucht verwendet werden sollten. Korn wurde gepflanzt und geerntet, und über allem lag ein unsicherer Friede. Die Tage vergingen, ohne daß ein Ende von Maras Unsicherheit in Sicht gewesen wäre. Tausend Antworten auf tausend mögliche Attacken wurden diskutiert und verworfen, und immer noch gab es keinerlei direkte Bedrohung durch die Minwanabi. Tausend Züge im Spiel des Rates wurden geplant, doch der Kaiser ließ von dem Erlaß gegen den Hohen Rat nicht ab.
    Es war die kühle Stunde des frühen Morgens, und Mara saß in einem lockeren, kurzen Gewand in ihrem Arbeitszimmer und ging die Tafeln und Pergamente durch, die Jican für sie zurückgelassen hatte. Seit ihrem enttäuschenden Rückschlag in Kentosani besserte sich das Schicksal der Acoma. Ihrem Aufstieg zur Clanlady war kein Desaster gefolgt. Nach und nach erholte sich das Gut von den Aufwendungen, die für den Feldzug in der Wüste von Dustari notwendig gewesen waren; endlich blühte das Seidengeschäft. Obwohl Nacoya keine Möglichkeit ausließ, ihre Herrin daran zu erinnern, daß sie die Frage einer Heirat vernachlässigte, wehrte Mara sich gegen den entscheidenden Schritt. Selbst für jemanden, dessen Familie einen so günstigen Rang bekleidete wie die von Hokanu von den Shinzawai, wäre eine Verbindung mit den Acoma töricht – zu einer Zeit, da Tasaio seine Macht als Lord der Minwanabi festigte und die Angelegenheit zwischen den Minwanabi und den Acoma noch immer nicht entschieden war. Abgesehen von den Xacatecas und, etwas weniger zuverlässig, den Anasati, gab es nur sehr vorsichtige Verbindungen mit den Acoma. Mara seufzte und strich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie war noch nicht stark genug, um eine erste Annäherung anstreben zu können, und so hatte sie sich daran gewöhnt zu warten.
    Ein leichtes Klopfen am Laden schreckte sie auf.
    Mara winkte den vor der Tür wartenden Diener herein.
    Er verneigte sich. »Mylady, ein Gildenbote wartet auf Euch im

Weitere Kostenlose Bücher