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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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konnte, mit einem Schwamm seinen sehnigen Rücken wusch. Er seufzte inbrünstig, als Wasser über seine Knie geschüttet wurde. «Das ist höchst unangenehm«, murmelte er in Richtung seiner Geschlechtsteile.
    Murgali nickte zustimmend. »Sehr sogar. Die Leichen sind in einem leeren Schlafzimmer aufgebahrt. Mylord kann sie dort untersuchen.«
    Dann, als Incomo sich aus der Wanne hievte und sich von einer Sklavin den Rücken trockenreiben ließ, nutzte der Hadonra die Gelegenheit und verdrückte sich.
    Zurück blieb Incomo, abgetrocknet und nackt und nunmehr der einzige, der die Nachricht weitertragen konnte, und er erging sich – was selten genug vorkam – in einer Reihe von Flüchen. Er verzichtete darauf, das Sklavenmädchen zu tätscheln, das ihn jetzt ankleidete, und wurde dadurch noch wütender. Gereizt verknotete er den mit Troddeln besetzten Gürtel und machte sich rasch auf, seinen Herrn und Meister zu suchen.
    Die Suche führte ihn von den Eßräumen durch die große Halle an unzähligen Räumen für verschiedene Zusammenkünfte vorbei, in Tasaios persönliches Arbeitszimmer, die Schreibstube, einen Übungsraum; sie endete schließlich auf dem Feld zum Bogenschießen am anderen Ende der Unterkünfte der Wachen. Inzwischen schnaufte Incomo, und er schwitzte, als hätte er nicht gerade erst ein Bad genommen. Er verneigte sich und sprach besonders laut, damit ihn sein Lord nicht mit einem anderen Krieger verwechselte.
    Tasaio war in eine sehr leichte Seidenrobe gekleidet und trug einen unpassenden abgewetzten Helm; in unglaublicher Geschwindigkeit schoß er sieben Pfeile ab. Sie krachten mit unheimlicher Genauigkeit in die Mitte eines kleinen Schildes, der als Ziel bemalt war und von einem zitternden Sklaven in die Höhe gehalten wurde.
    »Leichen«, blaffte der Lord der Minwanabi. Er unterstrich das Wort, indem er gleichzeitig einen weiteren Pfeil abschoß, der zischend zwischen den Beinen des Sklaven hindurchflog und sich in die trockene Sommererde bohrte.
    Der Sklave zuckte zusammen, vergaß sich und trat mit blassem, erschrecktem Gesicht einen Schritt zurück.
    Tasaio verzog keine Miene. Sein nächster Pfeil traf den unglücklichen Mann in die kleine Kuhle am Hals. »Ich habe es ihnen gesagt, immer wieder habe ich es ihnen gesagt, daß sie sich nicht bewegen dürfen!« Der Lord schnippte mit den Fingern, und ein Diener eilte herbei, um ihm Bogen und Köcher abzunehmen. Tasaio zog den Handschuh aus, und seine bernsteinfarbenen Augen wandten sich dem Ersten Berater zu. »Mit ›Leichen‹ meint Ihr vermutlich, daß Ihr die vermißten Spione der Acoma gefunden habt?«
    Incomo schluckte. »Ja, Lord.«
    »Fünf, sagtet Ihr.« Tasaio schnaubte. »Aber wir wußten nur von dreien.«
    »Ja, Lord.« Incomo folgte seinem Herrn in angemessener Entfernung, als dieser sich plötzlich umdrehte und den Übungsplatz verließ.
    Tasaio zog an den Fingern seiner linken Hand, bis die Gelenke leicht knackten. »Ich werde mir die Körper ansehen, jetzt.«
    »Natürlich, Lord.« Incomo beeilte sich, mit den raschen Schritten des größeren Mannes mitzuhalten, und Schweiß trat auf seine Stirn. Als sie das Herrenhaus erreicht hatten, brauchte er einige Minuten, um herauszufinden, in welchem Schlafgemach sich die Leichen befanden. Die Bediensteten hatten sich zurückgezogen, weil der Lord kam, und so mußte er erst einige Nachforschungen anstellen, um Antworten zu erhalten.
    Tasaio schleuderte den Helm einem wartenden Sklaven entgegen und wartete dann in angespannter Ungeduld. »Ihr seid nicht sehr wirkungsvoll«, bemerkte er zu Incomo, doch glücklicherweise brannte er darauf, die Leichen zu sehen, und beließ es dabei. Er ging einen Korridor mit bemalten Wänden entlang, passierte eine sich verbeugende Wache und schlug einen Laden zur Seite.
    Der Gestank faulenden Fleisches schlug ihnen entgegen. Tasaio schien unbeeindruckt. Offensichtlich kein bißchen nervös in dieser Atmosphäre des Schreckens, betrat er das Schlafgemach und kniete sich nieder, um die schmutzigen, verrenkten Gestalten, die einst fünf Männer gewesen waren, zu untersuchen.
    Incomo wartete auf dem Flur. Er kämpfte stumm gegen seinen sich aufbäumenden Magen an, während er zusah, wie sein Herr die fünf Körper mit langen prüfenden Fingern abtastete. Tasaio fuhr mit der Hand über den Abdruck im Nacken des einen, nur wenig unterhalb der Stelle, wo dem Mann der Kopf abgetrennt worden war. »Dieser Mann wurde erwürgt«, murmelte er. »Das ist die Arbeit

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