Zeit des Aufbruchs
als weitere Lords aufstanden und sich hinter Tasaio versammelten, bis der Treppenabsatz, auf dem er stand, voll war und andere Lords in die nebenliegenden Ränge auswichen. Einige Edle wurden in der Menge gefangen, und nicht wenige verloren den Mut, gegen den Strom anzugehen und sich zu befreien. Ihre Anzahl ergänzte die wirklich Ergebenen, und zusammen bildeten sie einen beachtlichen Keil der Unterstützung hinter dem Lord der Minwanabi.
Doch Mara blieb, gegen jede Vernunft, beharrlich. »Mylord der Xacatecas?«
Hoppara von den Xacatecas stand auf und kam zu ihr, um sich neben den Kaiser zu stellen. Etwa zwanzig loyale Edle des Clans Xacala folgten seinem Beispiel mit grimmig entschlossenen Gesichtern.
Lord Iliando von den Bontura trat zu Mara. Dann strömten die Mitglieder des Clans Kanazawai hinzu und umringten das zentrale Podest.
Doch noch immer war dies zu wenig, da die meisten vom Clan Ionani bei Tasaio standen. Die wenigen Mitglieder des Clans Omechan, die gekommen waren, hatten sich ziemlich gleichmäßig aufgeteilt.
Als alle anwesenden Lords sich für eine Seite entschieden hatten, unterstützten die meisten Tasaio. Der lehnte sich lässig gegen ein Geländer, das Gesicht voller aalglatter Zuversicht, den Blick gelangweilt auf seine Feindin gerichtet. »Nun, Mara? Ist das das Beste, was Ihr zustande bringt?«
Weniger theatralisch, doch durch und durch genauso gebieterisch, reckte Mara die Schultern. »Lord Jidu von den Tuscalora, Ihr habt eine Allianz mit mir geschworen.«
Der aufsässige Vasall, der gedacht hatte, sich hinter der Gruppe der Minwanabi verstecken zu können, verließ die Treppe beschämt. Er bat vielmals um Entschuldigung, als er seinen gewaltigen Körper durch die Menge zwängte, um mit rotem Gesicht und schwitzend vor Peinlichkeit in Maras Lager zu wechseln.
Mara beachtete sein Unbehagen nicht. »Lord Randala«, rief sie. »Ihr habt mir eine Stimme im Rat versprochen. Ich rufe Euch jetzt auf, Eure Schuld zu tilgen.«
Der rotblonde Herrscher der Xosai, ein wichtiger Lord im Clan Xacala und ein möglicher Rivale für den jungen Lord der Xacatecas um das Amt des Kriegsherrn, verließ ebenfalls Tasaio und trat zu ihr. Zwei andere Xacala-Lords lösten sich von ihren Verbündeten und taten es ihm gleich. Nach ihnen kam ein anderer Mann in scharlachroter und brauner Rüstung von den oberen Galerien. »Alle sollen erfahren, daß Tasaio von den Minwanabi den ehrenhaften Namen der Hanqu in dem Versuch benutzt hat, die Acoma zu ruinieren. Ich nehme Anstoß an dieser Anmaßung und werfe mein Los in die Waagschale der Lady«
Das war eine unerwartete Genugtuung, die Mara im nachhinein für den unheilvollen Hinterhalt auf der Lichtung erhielt. Sie schritt zur untersten Stufe des Podests. Allen Anwesenden verkündete sie: »Niemals wieder wird ein Edler des Kaiserreiches das Amt des Kriegsherrn bekleiden.« Als ein Raunen ihre Worte zu übertönen drohte, blickte sie unverblümt fünf andere an, die noch bei ihrem Blutsfeind standen. »Mylords, Ihr alle habt mir eine Stimme meiner Wahl zugestanden. Ich fordere Euch auf, die Schuld an dieser Stelle abzutragen.«
Zögernd verließen die besagten Herrscher ihre Plätze. Als sie und ein kleiner Strom von Vasallen und Verbündeten die Menge hinter Mara weiter anschwellen ließen, reagierten andere auf die veränderten Machtverhältnisse im Raum. Mehr und mehr Unterstützer verließen Tasaios Reihen und erhöhten die Schar um Mara.
Tasaios Gesicht zuckte gereizt. Mit gepreßter Stimme sagte er: »Ihr habt Euer Patt, Mara, und ich akzeptiere die Schlauheit, die es Euch ermöglicht, den Schwur buchstabengetreu zu erfüllen, ohne das Wesentliche zu tun. Ihr habt allerdings höchstens ein paar Tage gewonnen, also warum beendet Ihr diese Heuchelei nicht?«
»Ich spiele das Große Spiel heute nicht für meine persönlichen Ziele oder den Ruhm«, unterbrach ihn Mara. »Um das Wohl des Kaiserreiches willen rufe ich den Lord der Tonmargu.«
Aus dem hinteren Teil des Saales trat der zweitmächtigste Anwärter auf den Titel des Kriegsherrn mit einer Ehrengarde von zwanzig Kriegern ein. Trotz seines fortgeschrittenen Alters schritt er aufrecht und vorsichtig an Tasaio vorbei die Treppen hinunter und stellte sich neben Mara. Wenn sein Körper auch mit den Jahren gealtert war, so klang seine Stimme doch immer noch kraftvoll. »Bei dem ehrenvollen Blut meiner Ahnen, hört meinen Schwur. Ich handle zum Wohle des Kaiserreiches.« Mit diesen Worten bestieg er das
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