Zeit des Aufbruchs
Hälfte dessen, was er hätte verlangen sollen.«
»Nicht die Höhe ist das Problem, sondern das Konzept des Bezahlens für den Schaden«, sagte Mara verstimmt. »Ichindar kann das nicht tun, wenn er seine Ehre nicht verlieren will. Es würde Tsuranuanni vor den Göttern beschämen!«
»Weshalb das Licht des Himmels sich auch widersetzt hat«, warf Arakasi ein. »Statt dessen nimmt er ein ›Geschenk‹ aus seltenen Edelsteinen mit zu dem jungen König, deren Wert etwa einhundert Millionen Centis beträgt.«
Mara bewunderte den Einfallsreichtum des Kaisers und lächelte. »Nicht einmal der Hohe Rat kann ihm das Recht verweigern, einem anderen Monarchen ein Geschenk zu machen.«
»Da ist noch etwas anderes.« Arakasis Augen wanderten bedeutungsvoll zu Kevin. »Lyam wünscht einen Austausch der Gefangenen.«
Der barbarische Sklave und seine Herrin tauschten einen merkwürdigen, gefühlsbeladenen Blick. Mit seltsamer Abneigung in ihrer Stimme wandte Mara sich wieder an Arakasi: »Ich verstehe, was er will, aber ist Ichindar einverstanden?«
Arakasi antwortete erneut mit offenem Schulterzucken. »Wer weiß das? Das Problem liegt nicht darin, die Gefangenen an den König der Inseln zurückzugeben. Lyam kann mit ihnen machen, was er will. Die entscheidende Frage ist: Was wird der Kaiser mit unseren zurückkehrenden Kriegsgefangenen machen?« Es wurde still, denn tatsächlich konnte in Tsuranuanni die Ehre und Freiheit dieser Männer nie wieder hergestellt werden.
Mara überfiel plötzlich große Müdigkeit, und sie starrte auf ihre Füße. Die blauen Flecken von der Flucht aus der Arena waren beinahe ganz verschwunden, doch die seelischen Wunden zwischen Kevin und ihr, was das, Problem von Sklaverei und Freiheit betraf, schmerzten noch immer. »Habt Ihr etwas von den Minwanabi erfahren?«
Als hätte er selbst den Themenwechsel veranlaßt, verzog Arakasi den Mund zu einer dünnen Linie. »Sie bereiten mehr als dreitausend Soldaten auf den Krieg vor.«
Alarmiert schaute Mara auf. »Kommen sie in die Heilige Stadt?«
»Nein.« Doch der Supai konnte ihr nur wenig Beruhigendes sagen. »Sie halten sich vorerst auf dem Gebiet der Minwanabi bereit.«
Mara zog die Augen zusammen. »Warum?«
Doch es war Lujan, der jetzt mit einiger Bitterkeit antwortete. Nachdem er seine Krieger angewiesen hatte, an jedem Fenster und jeder Tür Wache zu stehen, hatte er im Eingangsbereich gewartet. »Desio fürchtet den kaiserlichen Frieden mit einigem Grund, Mylady Wenn Ihr den Konflikt mit den Minwanabi ruhen laßt, verzichtet Ihr nur auf eine Blutfehde. Einige könnten zwar meinen, daß Ihr die Ehre der Acoma kompromittiert, doch wer sollte es Euch übelnehmen, daß Ihr dem Licht des Himmels gehorcht? Wenn allerdings der Kaiser Frieden zwischen den streitenden Häusern befiehlt, verwirkt Desio seinen Blutschwur gegenüber Turakamu. Er muß uns vernichten, bevor die Macht des Kaisers zu groß wird und er sie nicht mehr herausfordern kann, oder er muß den Todesgott beleidigen.«
Kevin nahm sich die Freiheit, einen Diener zu bitten, seiner Lady ein kühles Getränk zu holen. Er spürte, wie sie um Selbstbeherrschung rang, als sie fragte: »Würde Desio ein Attentat auf den Kaiser wagen?«
Arakasi schüttelte den Kopf. »Nicht öffentlich, doch sollte der Hohe Rat einen Grund finden, sich gegen Ichindars Willen zu verbünden, hätte Desio sicherlich die größte Armee in greifbarer Nähe der Heiligen Stadt. Es ist eine gefährliche Kombination.«
Mara kaute an ihrer Unterlippe. Da der Omechan-Clan in der Frage Decanto oder Axantucar zerstritten war, erschien die Gefahr nur zu deutlich: Desio konnte neuer Kriegsherr werden, wenn eine genügend große Anzahl im Hohen Rat entschied, das Kaiserliche Edikt gewaltsam zu mißachten.
Kevin fügte diesem Gedanken eine unwillkommene Bemerkung hinzu: »Dreitausend Minwanabi-Schwerter außerhalb der Halle des Rates sind ein überzeugendes Argument, auch wenn Desio keine deutliche Mehrheit besitzt.«
Jetzt war Mara von mehr als nur der Müdigkeit erschöpft, und sie betrachtete das Getränk, das der Diener brachte, als würde es tödliches Gift enthalten. Dann schüttelte sie die dunklen Gedanken ab. »Das Friedenstreffen auf der anderen Seite des Spalts wird erst in drei Tagen stattfinden. Solange Ichindar und Lyam in ihren Verhandlungen nicht scheitern, ist alles Spekulation. Nun, da wir im Palast erst einmal in Sicherheit sind, sollten wir diese ruhige Zeit genießen.«
Arakasi verbeugte
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