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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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vorsichtiges Klopfen öffnete sich die grüne Tür. Zwei Wachen verbeugten sich vor ihrer Herrin und ließen sie und ihr Gefolge eintreten.
    Auch Jican verneigte sich, als ihre Sänfte im kleinen Vorraum abgesetzt wurde. »Es ist alles in Ordnung, Lady«, meinte der Hadonra, und Lujan nickte Mara leicht zu.
    Dann drängte der Rest der Wachen durch die vordere Tür, so daß Kevin kaum genügend Platz hatte, um seiner Lady aus der Sänfte zu helfen. Gemessen am Standard ihres Stadthauses wirkte die Wohnung dürftig. Auf den Holzböden lagen nicht viel mehr als alte Teppiche und Kissen, und da und dort stand noch eine Öllampe. Doch dann begriff Kevin: Die schweren Möbel waren vor die Fenster und Türen gerückt worden. Die Wohnung bestand aus mehreren hintereinanderliegenden oder von einem schmalen Flur seitlich abzweigenden Räumen, und die inneren öffneten sich zu einem kleinen, terrassenförmig angelegten Innenhof. Doch heute fiel die Vorliebe der Tsuranis für Brisen und offene Türen dem Bedürfnis nach Sicherheit zum Opfer. Die Läden waren zugenagelt und mit Barrikaden aus schweren hölzernen Möbelstücken verstellt worden.
    »Erwarten wir einen Angriff?« fragte Kevin.
    »Immer«, antwortete Mara. Sie sah traurig aus, als sie an die Arbeit dachte, die die Krieger auf sich genommen hatten, um ihre Unterkunft zu sichern. »Wir sind möglicherweise nicht die einzigen, die diese Zeit für besonders geeignet halten, ohne Aufsehen irgendwo einzudringen. Die Kaiserlichen Weißen werden im Gebäudetrakt der Kaiserlichen Familie ununterbrochen Wache halten, doch ohne die vom Rat gestellten Wachen ist dieses Gebiet eine Art Niemandsland. In den Gängen und Eingangshallen sind wir ganz auf uns gestellt.«
    Während die Sänftenträger mit der Aufgabe begannen, Maras Kisten vor einem der Läden aufzustapeln, traf Arakasi ein. Sein Gesicht war schweißnaß, und als Bote verkleidet trug er nicht mehr als einen Lendenschurz und Sandalen. Seine Haare waren mit einem Band zurückgebunden, das zu schmutzig war, als daß irgend jemand seine Farbe hätte bestimmen können.
    Mit fragendem Gesichtsausdruck warf Mara ihr Reisegewand beiseite. »Ihr seht aus wie ein Läufer der Kaufleute.«
    Verschlagener Humor spiegelte sich in Arakasis Augen. »Läufer mit Hausfarben werden von allen möglichen Leuten überfallen.«
    Diese Antwort entlockte Mara ein leises Lachen, und sie klärte den ziemlich verständnislos dreinblickenden Kevin auf: »Die Läufer der Kaufleute tragen häufig die Farben des jeweiligen Hauses, weil es Straßenkinder davon abhält, Steine nach ihnen zu werfen. Im Augenblick wird ein Läufer in Hausfarben jedoch unter Umständen eingefangen, um Informationen aus ihm herauszupressen. Da blaue Flecken von Steinen weniger gefährlich sind als die Folter, haben sich die Rollen vertauscht.« Sie wandte sich an Arakasi: »Was gibt es für Neuigkeiten?«
    »Merkwürdige Gruppen von Männern sind unterwegs. Sie verbergen Waffen unter ihren Gewändern und tragen kein Abzeichen irgendeines Hauses. Die Angehörigen des Kaiserlichen Haushalts machen einen großen Bogen um sie.«
    »Attentäter?« fragte Mara, und ihre Augen blieben unverwandt auf den Supai gerichtet, als ein Diener die Robe entgegennahm, die sie von den Schultern gleiten ließ.
    Arakasi zuckte mit den Achseln. »Könnte sein, vielleicht schmuggelt aber auch einer der Lords seine Armee in die Stadt. Möglicherweise sind es Agenten des Kaisers, die herausfinden sollen, wer den Frieden brechen will. Jemand in hoher Position hat einige Informationen in Umlauf gebracht, die viel Gerede erzeugen.«
    Mara ließ sich auf ein Kissen nieder und machte den anderen ein Zeichen, sich ebenfalls zu entspannen.
    Doch Arakasi lehnte ab. »Ich bleibe nicht. Ich will nur noch hinzufügen, daß es so aussieht, als wären einige der Forderungen des Königs an den Kaiser etwas … merkwürdig.«
    Dies erregte Kevins Interesse. »Was meint Ihr damit?«
    »Wiedergutmachung.« In knappen Worten erklärte der Supai, was gemeint war. »Lyam verlangt etwa einhundert Millionen Centis als Ausgleich für den Schaden, der seinem Volk und seinem Land zugefügt worden ist.«
    Mara schoß in die Höhe. »Unmöglich!«
    Kevin rechnete nach und erkannte, daß der midkemische Herrscher sehr großzügig war. Lyam verlangte den Gegenwert von etwa dreihunderttausend Gold-Sovereigns, womit die Kosten für die Armeen des Westens während der neun Jahre im Feld kaum ersetzt werden konnten. »Das ist die

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