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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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welcher Kummer auf ihrem Weg lag – Mara wußte, es würde immer einen mühsamen Kampf geben. Denn Tsurani zu sein hieß zu kämpfen.

    Schon die große Halle hatte Kevin beeindruckt, doch der Komplex, der sich im Kaiserlichen Palast hinter dem Versammlungsraum des Hohen Rates ausdehnte, war noch viel atemberaubender. Maras Gefolge trat durch Tore, die breit genug waren, um drei Wagen nebeneinander einzulassen. Die Türen waren so schwer, daß ein Dutzend Sklaven erforderlich waren, um sie mit einem dumpfen Geräusch hinter ihnen wieder zu schließen. Die Sonne verschwand und hinterließ ein trockenes, nach Wachs riechendes Halbdunkel, schwach erhellt von purpurblauen Kugeln der Cho-ja, die an Kordeln von einer mehr als zwei Stockwerke hohen Decke hingen. Der Korridor mit seinen abgetretenen Bodenfliesen war riesig, und zwei Ebenen von Galerien erhoben sich zu beiden Seiten. Türen in wilden Farben führten zu den Wohnungen, die den Familien der Ratsmitglieder zustanden, wobei die Räume der Rangniedersten den Außenwänden am nächsten lagen.
    »Weiter«, befahl Truppenführer Kenji der Ehrengarde. Seine Stimme hallte von der Decke wider, die von einer Schicht aus Lack und Staub überzogen war.
    Kevin ging in der Mitte der Gruppe, neben der Sänfte seiner Lady Abgesehen von dem Gefolge der Acoma war der große Flur so gut wie leer. Bedienstete in kaiserlicher Livree eilten hastig von einer Aufgabe zur nächsten, doch ansonsten schien der gewaltige Komplex verlassen.
    »Wo ist die Wohnung der Acoma?« wollte Kevin von einem der Sänftenträger wissen.
    Der tsuranische Sklave warf Kevin wegen seiner unbezähmbaren Zunge einen vernichtenden Blick zu, doch aus Stolz über sein Wissen konnte er sich nicht zurückhalten. »Wir sind noch nicht im ersten, sondern erst im siebten Gang.«
    Kurz darauf verstand Kevin die merkwürdige Antwort, als die Ehrengarde um eine Ecke bog und er eine riesige Kreuzung vor sich sah, wo mehrere andere Korridore sich in einer Art Halle trafen. »Bei den Göttern, das ist ein gewaltiger Ort.« Dann schaute er hoch und bemerkte, daß sich in diesem Teil vier Ebenen von Galerien übereinander türmten, die über breite Steintreppen, die zickzackförmig zwischen den Absätzen hin und her liefen, verbunden waren. Doch trotz der erhabenen Größe wirkte das Bauwerk leer.
    Dann begriff er, daß – anders als in dem Bereich, in dem der Versammlungsraum lag – hier keine gemischten Kompanien Wache hielten. »Es ist so ruhig.«
    Mara blinzelte zwischen den Vorhängen der Sänfte hindurch. »Sie sind alle bei den Docks, um den Kaiser und seine Ehrengarde zu verabschieden. Deshalb sind wir hierher geeilt – die Gelegenheit ist größer, unbemerkt zu bleiben. Ich wollte eine Begegnung mit der Kaiserlichen Garde nicht riskieren.«
    Sie stiegen keine Treppen hinauf. Der Wohnungskomplex der Acoma lag ebenerdig hinter einer kleinen Biegung und war durch eine grünlackierte Tür und das Bild eines Shatra-Vogels gekennzeichnet. Der Gang erstreckte sich von der Biegung etwa dreißig Meter in beide Richtungen, mit riesigen Toren und weiteren Gängen an beiden Enden. Inzwischen hatte Kevin begriffen, daß die Wohnungen in Halbkreisen rund um die zentrale Kuppel angeordnet waren, in der sich der Versammlungsraum des Hohen Rates befand. Etwa dreihundert weitere in Blöcken angeordnete kleinere Komplexe machten diesen Teil des Palastes zu einem Labyrinth aus Gängen und Hallen.
    Zwei gewaltige Wohnkomplexe grenzten an Maras, und gegenüber lag die Unterkunft des Hauses Washota, deren grünblaue Tür sorgfältig geschlossen war. Die Flure hinter der Biegung waren sogar noch majestätischer geschmückt, von gewölbten, mit bis zu zwanzig Meter langen Seidenbehängen drapierten Bögen bis hin zu mit Teppichen ausgelegten Treppen und überbordenden Blumenkübeln. Hier lagen die Wohnungen der Fünf Großen Familien, und die kleineren Galerien darüber blieben ihren Gästen und Vasallen vorbehalten. Die Zuteilung der Räumlichkeiten hing vom jeweiligen Rang ab, doch der zur Verfügung stehende Raum für die Soldaten war gleich. Jeder Lord im Kaiserreich konnte höchstens zwölf Krieger mit in den Palast nehmen.
    Dennoch hatte Mara dreißig Krieger in den Palast mitgenommen und sich somit über das Gesetz hinweggesetzt, doch es waren keine Patrouillen in den Gängen. Sie wußte, daß in unsicheren Zeiten andere Lords genauso handelten, sogar noch mehr Soldaten einschleusten, sofern es ihnen möglich war.
    Auf Kenjis

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