Zeit des Aufbruchs
und ihr Gewand war scharlachrot, doch sie hatte bereits wieder die stolze Haltung einer Lady angenommen. »Ich, Mara von den Acoma! Dies ist meine Wohnung. Die Lords der Xacatecas und Bontura sind meine Gäste.«
Falls der kaiserliche Krieger etwas an ihrer Wortwahl unangemessen fand, so zeigte er es jedenfalls nicht. »Lady«, begann er in formellem Tonfall, während er mit gewölbten Brauen das Gemetzel betrachtete, »Mylords. Das Licht des Himmels befiehlt allen Herrschern, heute um zwölf Uhr dem Hohen Rat beizuwohnen.«
»Ich werde dort sein«, erwiderte Mara.
Ohne ein weiteres Wort machten die Kaiserlichen Weißen auf dem Absatz kehrt und verschwanden. Kevin ließ seinen Kopf gegen die Wand sinken. Tränen der Erschöpfung rannen über sein Gesicht. »Ich könnte Monate schlafen.«
Mara berührte sanft sein Gesicht, beinahe traurig. »Dafür ist keine Zeit.« Sie wandte sich an Lujan: »Findet heraus, wo Jican sich versteckt, und laßt ihn aus unserem Stadthaus frische Kleider holen. Er soll außerdem Zofen und Diener mitbringen. Diese Räume hier müssen gesäubert werden, und bis zwölf Uhr muß ich die vollständige offizielle Kleidung tragen.«
Kevin schloß die Augen; er genoß diesen einen segensreichen Moment des Friedens. Egal, wie müde er war, vor Mara lag ein langer, anstrengender Tag. Wohin sie auch gehen mochte, seine Liebe für sie verpflichtete ihn, ihr zu folgen.
Er kämpfte sich auf die Beine, öffnete die Augen und winkte einem ebenso erschöpften Acoma-Krieger zu. »Also gut. Fangen wir an, den Garten zu düngen.«
Das Stück Kissen gegen den Kopf gepreßt, gab Lujan dem Soldaten das Zeichen zu gehorchen. Kevin brauchte nur einen Schritt zu gehen, um die erste Leiche zu finden. Er packte sie unter den Armen, während der Krieger die Füße hob, und die beiden stolperten mit ihrer Last unbeholfen zum Laden. »Zu schade, daß es nicht mehr von diesen Hamoi Tong waren. Dann müßten wir wenigstens nicht auch noch die Rüstungen schleppen.«
Lujan schüttelte leicht den Kopf, doch das schwache Lächeln auf seinen Lippen verriet seine Anerkennung für Kevins außergewöhnliche Sichtweise.
Nach Stunden geschäftiger Vorbereitungen trat Mara aus einer Wohnung, die von Toten und Trümmern gesäubert war. Ihre Haare waren gewaschen und unter einer juwelenbesetzten Kopfbedeckung hochgebunden, und offizielle Gewänder aus dem Stadthaus fielen weich auf die Füße, die in sauberen Schuhen ohne Blutspuren steckten. Ihre Ehrengarde trug Abzeichen, die sie von der Garnison des Hauses ausgeliehen hatte, und der Federbusch Lujans wippte stolz auf seinem Helm; immer noch etwas feucht, aber immerhin gereinigt von den Spuren der Schlacht. Wenn auch Armschoner und weite Umhänge Verletzungen und Bandagen verdeckten und der Gang der Krieger so korrekt war, daß er schon steif wirkte, konnte Mara sicher sein, daß ihr Erscheinungsbild die Ehre der Acoma nicht belastete, als sie sich dem Eingang zum Versammlungsraum des Hohen Rates näherten.
Kaiserliche Weiße standen in den Korridoren, und zehn von ihnen waren vor den großen Türen postiert. Dort wurde Maras Gruppe zum Halt aufgefordert. »Lady«, befahl einer der Soldaten mit nur sparsamer Ehrerbietung, »das Licht des Himmels gestattet Euch den Eintritt lediglich mit einem Soldaten, damit nicht noch mehr Blutvergießen seinen Palast beschmutzt.«
Vor einem kaiserlichen Edikt konnte Mara sich nur verneigen. Nach raschem Nachdenken nickte sie Lujan zu. »Kehrt in unser Quartier zurück und wartet auf meinen Ruf.«
Dann forderte sie Arakasi auf vorzutreten. Die Schiene unter seinem rechten Armschutz mochte möglicherweise seine Fähigkeiten als Kämpfer einschränken, doch sie wollte seinen Rat nicht missen. Und nach der vergangenen Nacht hatte Kevin sich als durchaus fähig erwiesen, mit Arakasis Schwert umzugehen, sollte ein Lord unbesonnen genug sein und trotz der Anwesenheit der Kaiserlichen Wachen gewalttätig werden.
Doch als Mara auch ihren Leibsklaven zu sich rief, hob der Soldat ablehnend die Hand. »Nur ein Soldat, Mylady«
Mara warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Sehen Sklavengewänder heute wie Rüstungen aus?« Sie kniff die Augen zusammen und sagte mit aller Arroganz, die sie aufbringen konnte: »Ich werde einen ehrenvoll verwundeten Krieger nicht mit Pflichten entwürdigen, die einem gemeinen Läufer obliegen. Wenn ich meine Eskorte herbeiholen lassen will, brauche ich den Sklaven, damit er den Befehl ausführt.«
Der
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