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Zeit des Lavendels (German Edition)

Zeit des Lavendels (German Edition)

Titel: Zeit des Lavendels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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gewesen, wärt Ihr verkommen. Insofern hat die Äbtissin von Seggingen mit Sicherheit ein gutes Werk getan. Aber eins müsst Ihr doch zugeben, kleine Frau. Wo sollte es hinführen, wenn jeder die Gesetze des Reiches und der heiligen Mutter Kirche einfach auslegen würde, wie es ihm passt? Was geschieht, wenn sich die Menschen gegen die überkommenen Gesetze auflehnen, haben wir gesehen, als die Bauern und die Landlosen raubend und mordend durch die Dörfer zogen. Selbst diesem Ketzer, diesem Martin Luther wurde das Treiben der Rotten zu viel. Das ist nun zwar schon Jahrzehnte her — und Ihr werdet es schwerlich miterlebt haben. Doch es war eine schlimme Zeit, bis wir diesem Unwesen endlich ein Ende bereitet hatten. Viele meiner treuen Soldaten mussten dabei ihr Leben lassen. Nein, so weit darf es niemals wieder kommen. Kein Vater züchtigt seine Kinder gern. Denn ich bin der Vater meines Volkes. Deshalb ist es besonders wichtig, dass gerade die, auf die das Volk hört, ein gutes Beispiel geben. Und wenn sie es nicht tun, müssen sie hart bestraft werden, damit nicht andere, die es nicht besser wissen können, ihrem Beispiel folgen. Deswegen halte ich den strengen Arrest für Eure Äbtissin von Seggingen — was sie ohnehin bald nicht mehr sein wird — auch für die einzig richtige Lösung. Außerdem ist es eine gnädige noch dazu. Vergesst nicht, Magdalena von Hausen musste sich schon einmal wegen der Verteilung ketzerischer Schriften vor einem Tribunal verantworten. Damals ließ die Kirche Gnade walten. Nicht nur das. Viele Jahre später belobigte der Papst diese Abtrünnige sogar noch. Doch lassen wir die Kirche urteilen über das, was Sache der Kirche ist. Ein Landesfürst muss aber eben auch die politischen Konsequenzen bedenken, die ein solches Handeln haben kann. Es tut mir also Leid, Jungfer Katharina. Ich kann und darf das Urteil nicht mildern. Schließlich sagt man nicht umsonst, dass es besser ist, ein faules Glied des Körpers abzuhacken, ehe der ganze Mensch stirbt. Das gilt auch für einen Staat. So schmerzlich das für Euch auch sein mag, ich habe noch anderes zu bedenken als das Schicksal einer Frau, mag sie auch noch so beliebt beim Volke sein.«
    Katharina hielt den Kopf gesenkt. Ferdinand beugte sich vor, legte die Hand unter ihr Kinn und zwang sie, zu ihm aufzuschauen. Die Tränen liefen der jungen Frau übers Gesicht. Doch sie sagte keinen Ton.
    »Mein Gott, diese Weibsleute. Wenn sie mit Worten nicht weiterkommen, dann weinen sie eben.« Ferdinand machte eine hilflose Geste zu Melchior Hegenzer hin. »Werter Regierungspräsident, ein Landesfürst ist auch nur ein Mann. Dieser Jammer ist ja kaum mit anzuschauen. Wir möchten von unseren Untertaninnen geliebt werden und nicht gehasst. Besonders von so überaus ansehnlichen«, fügte er schmunzelnd hinzu. »Also, Hegenzer, habt Ihr einen Vorschlag?«
    Melchior Hegenzer von Wasserstelz schaute die junge Frau zu Füßen des Königs prüfend an. »Wir haben nur ihre Aussage, dass die Menschen Magdalena von Hausen lieben«, meinte er trocken. »Manchmal ist es besser, schönen Frauen nicht allzu sehr zu vertrauen. Außerdem, sosehr ich auch bedaure, es sagen zu müssen, diese junge Frau ist offensichtlich ein Bankert. Da brauchen wir schon das Wort angesehenerer Leute, ehe Eure Hoheit Ihr Urteil revidieren. Wir könnten es doch so formulieren: So sich eine Abordnung angesehener Bürger der Stadt Seggingen, begleitet von Angehörigen des Stiftes, bereit finden sollte, für diese Magdalena von Hausen zu sprechen, könnten Euer Gnaden sich vielleicht bequemen, noch einmal darüber nachzudenken, die Strafe etwas abzumildern. Natürlich nur, sofern jene Magdalena von Hausen auch bereit ist, ihre Schuld einzugestehen und Zugeständnisse zu machen. Zum Beispiel dergestalt, dass sie Reue zeigt und verspricht, ab sofort völlig zurückgezogen zu leben, ohne jemals wieder ketzerische Gedanken zu verbreiten oder sonstige Unruhe zu stiften.«
    Ferdinand zuckte halb amüsiert mit den Schultern. »Ihr seht, junge Frau, hier spricht die Vernunft. Gut, so soll es sein.
    Also geht jetzt, und sagt das Euren Seggingern. Wenn sie Magdalena von Hausen wirklich so sehr verehren, wie Ihr sagt, dann müssen sie sich schon hierher bemühen. Wir werden dann zwar nicht mehr da sein, aber wir überlassen die Sache getrost unserem lieben Hegenzer. Wir vertrauen seinem Urteil. Geht jetzt.«
    Folgsam erhob sich Katharina. Wieder hinderte sie der Fürst daran, vor ihm auf den Boden

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