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Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Titel: Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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mich nicht!«, brüllte der Alte.
    Er trat wieder an das Erkerfenster. Sein Gang war eine seltsame Kombination von heftigem Ausschreiten und flachen Trippelschritten. Bekari sah dem Alten nach, lächelte dünn und ungeniert. Wronskij bedachte ihn mit einem wütenden Blick. Bekari hob kaum merklich die Schultern, schloss die Augen und schien einzunicken.
    »Es ist ein Finne, genauer gesagt, er hat einen finnischen Pass. Und wir haben einen speziellen Kontakt zu ihm. Auf verschiedenen Ebenen.« Wronskij brachte es fertig, die Worte zweideutig klingen zu lassen, und Julijas Schultern bebten.
    Der alte Mann starrte zum Fenster hinaus.
    »Mich und uns … deine Auftraggeber interessiert lediglich, ob die Operation in jeder Hinsicht solide läuft«, sagte er, den Rücken zum Zimmer gewandt. Er erriet, dass Wronskij erneut zu Beteuerungen ansetzte, und stoppte ihn, indem er die Hand hob. »Du wirst beobachtet, Wronskij, die ganze Zeit. Wir beobachten dich. Und auch der FSB ahnt etwas. Das heißt, die verdächtigen ja grundsätzlich jeden, von Amts wegen. Und die Finnen tun wohl ebenfalls ihr Bestes.«
    Der Alte baute sich wieder vor Wronskij auf.
    »Du wirst beobachtet«, wiederholte er noch einmal und ging.
    Als er die Tür öffnete, drang der schachtartige Hall des Treppenhauses in die Wohnung. Und dann wurde es wieder still.

17
    Vor der Werkhalle in Suutarila dröhnten Motorräder. Ich spähte durch die Jalousie und sah ein halbes Dutzend Männer auf Harley-Davidsons. Sie stellten ihre Maschinen ab, nahmen die Helme vom Kopf und erinnerten mit ihren Stirnbändern an Seeräuber. Dann rollte noch ein mattgrüner Yankee-Jeep mit übergroßen Reifen auf den asphaltierten Hof.
    In früheren Jahren hatte ich mit Motorradgangs zu tun gehabt. Diese Begegnungen waren für beide Seiten unergiebig gewesen. Die Leute dort draußen gehörten jedoch zu einer anderen Bande. Die Abzeichen auf den Rücken der Lederjacken und Westen zeigten eine Art gotisches Kreuz. Ich erinnerte mich, etwas über diese Motorradfreunde gelesen zu haben; es hieß, dass auch sie einen Anteil an den Geschäften wollten, die bisher die etablierten Gangs unter sich aufgeteilt hatten.
    Und sie waren sicher nicht gekommen, um mir ein einträgliches Projekt anzubieten, sondern um Forderungen zu stellen.
    Ich ging aus meinem Büro in die eigentliche Halle. Nachdem ich mehrere Schlüssel ausprobiert hatte, bekam ich endlich das Vorhängeschloss an dem stählernen Container auf und holte ein abgesägtes Schrotgewehr heraus, das ich einem Bekifften abgenommen hatte, der damit am Ende noch jemanden verletzt hätte, und wenn nur sich selbst. Ich kippte die Doppelläufe herunter und lud sie mit Patronen. Eine alte, zuverlässige Baikal. So eine hatten wir zu Hause gehabt, obwohl Vater kein großer Jäger gewesen war. Ich erinnerte mich, wie ich das glatte Holz des Stutzens und die eingravierten Hasen an den Metallteilen bewundert hatte.
    Ich legte meine Jacke so über den Arm, dass sie die Flinte zwar verdeckte, die Motorradtypen aber erkennen konnten, dass ich bewaffnet war. Dann ging ich durch den unteren Vorraum nach draußen.
    Ich grüßte als Erster.
    »Das Übungsgelände für Motorräder ist in Tattarisuo. Ihr solltet an die Umwelt denken, so eine Riesenherde und jeder mit dem eigenen Fahrzeug!«
    Die Motorradmänner standen mit verschränkten Armen und düsteren Mienen da. Mein ökologischer Ansatz überzeugte sie nicht.
    »Oder seid ihr auf dem Weg zum Logopäden? Ausgewachsene Männer, die das Maul nicht aufkriegen, nicht mal Guten Tag könnt ihr sagen.«
    »Guten Tag, Direktor Kärppä«, ertönte es vom Auto her. Die Beifahrertür stand offen, und ein Mann – etwa in meinem Alter, untersetzt, dunkler Anzug – kam auf mich zu.
    »Ich bin Sepe, der juristische Berater unserer Gruppe«, sagte der Mann und hielt mir die Hand hin. Ich nahm Jacke und Flinte von der Rechten in die Linke, dann begrüßten wir uns.
    »Können wir drinnen verhandeln?«, schlug Sepe vor.
    »Hier draußen ist auch schönes Wetter. Für kurze Gespräche«, beendete ich die Höflichkeiten, bevor sie angefangen hatten.
    Sepe zuckte die Achseln. Auf seinem kahl geschorenenKopf standen Schweißtropfen. Er holte eine Sonnenbrille aus der Brusttasche. Das gefiel mir nicht. Hinter den dunklen Gläsern verschwanden der Blick und die Bewegungen der Augen.
    »Dann will ich unser beider wertvolle Zeit nicht verschwenden«, sagte der Mann fast würdevoll, ohne beleidigt zu sein. »Wir haben die

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