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Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Titel: Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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Tor zur Straße. Der Kommissar der Helsinkier Polizei winkte einem dunkelblauen Volvo, der bei der katholischen Kirche gewartet hatte und nun vorfuhr.
    »Wir gehen zu Fuß«, sagte Nokkala statt einer Verabschiedung. »Eine Scheißbesprechung war das«, schnaubte er dann. »Aber es war ja nicht anders zu erwarten. Die Russkis saugen uns alle Informationen aus der Nase und erklären anschließend, besten Dank auch, wir haben alles im Griff. Ihr Jungs könnt den Verkehr lenken.«
    »Nicht hier«, warnte Björklund von der Spionageabwehr und deutete mit dem Kopf auf das Botschaftsgebäude. »Kann sein, dass die Abhöranlagen haben. Und die Kameras nehmen uns auf. Sie können also notfalls von den Lippen ablesen, was wir sagen. Übrigens ist es bei den Amis genau dieselbe Show. Die bringen alles mit, sogar die Cornflakes. Unser Müsli verschmähen sie.«
    Die Supo-Männer gingen los. Auf dem schmalen Bürgersteig kamen sie nur im Gänsemarsch voran. Der Ermittler Marko Varis übernahm die Nachhut. Er überlegte, dachte angestrengt nach. War der dunkelhaarige Mann, der ihm gegenübergesessen hatte, unachtsam gewesen wie ein Anfänger? Oder hatte er das Papier absichtlich falsch herum auf den Tisch gelegt? Den Text hatte Varis nicht lesen können, aber er hatte auf dem Bogen drei Fotos nebeneinander gesehen, zwei Männer und eine Frau, und am unteren Rand noch ein weiteres Gesicht. Das von Viktor Kärppä.
    Sollte ich das zur Sprache bringen?, überlegte Varis. Kärppäs Name war bereits in der Hintergrundermittlung aufgetaucht, die aufgrund des Hinweises an die Supo angestellt worden war. Doch wer den Tipp gegeben hatte, wusste Varis nicht. Womöglich war es der Mann aus der Botschaft gewesen. Von dort drangen gelegentlich Informationen nach draußen, meistens absichtlich gestreut.
    Na, zumindest rede ich mit Korhonen, der beobachtet Kärppä ja sowieso, beschloss Varis.

20
    Ich legte die Prepaidkarte in ein altes Handy ein, das nie auf meinen Namen registriert worden war, und lud es am Zigarettenanzünder auf, während ich auf der Autobahn in Richtung Lahti fuhr. Nicht einmal eine Wabe des Telefonnetzes oder ein Sendemast sollte einen Hinweis auf mich liefern.
    Petersburg meldete sich sofort.
    »Aloo?«
    »Ist Onkel zu sprechen?«
    »Wer fragt?«
    »Sag Onkel, es ist Viktor, aus Finnland.«
    »Ich habe mir gleich gedacht, das könnte Vitjuha sein, der gute Junge«, jubelte Onkel, aufrichtig erfreut. Ich wusste, dass er mich mochte.
    »Haben sie dich in die Telefonzentrale versetzt, oder wieso meldest du dich selbst? Ich hatte erwartet, dass irgendeine Nägel feilende Blondine in ihren Stöckelschuhen lostrippelt und dich holt«, wunderte ich mich.
    Eine Weile zog reine Leere durch den Äther.
    »Die Zeiten haben sich geändert«, sagte Onkel schließlich. Seine Stimme klang müde, beinahe resigniert.
    Ich bereute meine Frotzelei. Onkel war schon über sechzig, rechnete ich mir aus. In seinem Geschäft war es eine Seltenheit, dass jemand in dem Alter noch arbeitete oder überhaupt noch lebte. Es sei denn, man stand ganz oben. Die Organisation wurde häufig Kryscha genannt, denn sie bedeckte und schützte wie ein Dach. In der Tamborskaja, wo die Kryscha ihr Domizil hatte, saß Onkel hoch oben, fast unter der Decke. Er war der Berater des Chefs.
    »Aha«, brachte ich heraus.
    »Im Büro wurde Personal abgebaut. Effektivität. Kostensenkung. Ich war zufällig gerade hier. Ich bin noch in Brot und Stellung. Allerdings hat Kuznezow neue Männer in den engsten Kreis geholt, fast noch Kinder. Sie verstehen sich auf Computer und alles Neue.« Onkels Stimme gewann ihre alte Festigkeit zurück. »Aber ich bin nicht abgeschrieben. Nur sind die Dinge nicht mehr wie früher.«
    Wir erkundigten uns höflich nach dem gegenseitigen Befinden, sprachen über Familienfeste, die Ballettstunden der Enkel, die quälend langwierige Grippe im Frühjahr.
    »Ich hätte ein Anliegen, oder eigentlich zwei«, sagte ich bei passender Gelegenheit.
    »Erzähl.«
    Ich berichtete vom Besuch der Motorradbande und erklärte, ich könne nichts Gutes über sie sagen, aber bisher hätten sie meine Geschäftstätigkeit nicht direkt gestört. Dabei bleibe es hoffentlich auch in Zukunft, selbst wenn sich die Petersburger zur Zusammenarbeit mit dem Trupp entschließen sollten.
    »Tjaa-a«, sagte Onkel gedehnt. »Wir haben schon darüber gesprochen, eine Zusammenarbeit zu erproben, und der Boss hat auch konkrete Pläne. Aber umsonst lassen wir sie natürlich nicht

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