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Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Titel: Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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politischen Führung unserer Republik, und wir müssen auch den Nachbarn zeigen, dass es sinnlos ist, hier irgendwelche Aktionen zu starten, denn wir verstehen unser Handwerk.
    Heute, morgen und in alle Ewigkeit. Wieder atmete Varis tief ein. Er sah verstohlen zu dem dunkelhaarigen Mann hin, der ihm gegenübersaß. Der Mann fing seinen Blick auf, lächelte seelenruhig, und Varis blickte nach unten auf den Tisch, auf das Heft, in dem er die Überschrift Besprechung Staatsbesuch, Tehtaankatu zweimal unterstrichen hatte. Weiter stand nichts auf dem Papier.
    Die Finnen saßen alle an derselben Seite des langen Tischs. Der Chef hatte auf die Teilnahme verzichtet, mit der Begründung, die Teilnehmer sollten auf derselben Rangebene stehen wie die Russen, allenfalls ein wenig höher. Er würde wie ein Laufbursche wirken, wenn er bei jeder Beratung dabei wäre. Freilich hatte er den Leiter der Terrorismusabwehr, der Sicherheitsabteilung und der Gegenspionage geschickt. Dazu natürlich die Chefs der Ordnungspolizei, ein paar kleinere Bosse und einige Männer von der Basis.
    Unter anderem mich, dachte Varis und malte in seinem Heft die Kästchen schwarz aus.
    »Das hört sich alles sehr gut an«, lobte einer der Russen, der sich als Vizesicherheitschef vorgestellt hatte. Seinen Namenhatte er nicht genannt, doch Varis hatte ihn erkannt. Bei der Supo wurde er Berlusconi genannt, wahrscheinlich wegen seiner gut sitzenden Anzüge und der glatt zurückgekämmten dunklen Haare. Varis erinnerte sich an den richtigen Namen des Mannes, Telepnew, und an die Vermutung, dass er der höchste Vertreter des russischen Sicherheitsdienstes FSB in Finnland war.
    »Wir danken verbindlich für diese Informationen«, sagte Telepnew mit einer angedeuteten Verbeugung. Er sprach akzentfrei Finnisch, nur ein wenig langsam. Bei Wortwahl und Aussprache war er übertrieben sorgfältig, sah mitunter fragend in die Runde, wenn er einen altertümlich und steif klingenden Ausdruck verwendete.
    »Greifen Sie zu, wenn Sie noch etwas trinken möchten. Ansonsten stellen wir fest, dass die Sitzung beendet ist. Das heißt, dies war ja keine offizielle Sitzung, sondern ein Informationsabgleich, eine Beratung unter Freunden, Kollegen«, sagte Telepnew als Hausherr, deutete auf die Limonadeflaschen und Obstschalen auf dem Tisch.
    Die anderen Russen, die während der Sitzung geschwiegen hatten, sammelten ihre Papiere ein.
    Nokkala, der Chef der Antiterroreinheit, erholte sich als Erster von der Überraschung und traute sich, das Wort zu ergreifen.
    »Bei allem Respekt. Wir haben Ihnen über unsere Vorbereitungen, über eventuelle Bedrohungen und Sicherheitsvorkehrungen berichtet … Und über die geheimdienstliche Information, die wir erhalten haben, wonach irgendein Anschlag geplant ist«, zählte er auf. »Informationsabgleich … Sie müssen uns schon auch etwas berichten.«
    Telepnew lächelte huldvoll und sprach noch langsamer. »Wir sind sehr zufrieden mit den Vorkehrungen. Wenn wiretwas Genaueres über diesen … Störungsverdacht erfahren, informieren wir Sie selbstverständlich. Wir beobachten die estnischen Hooligans sehr genau. Von ihnen darf man tatsächlich irgendeine naive Kundgebung erwarten. Im Übrigen werden Sie verstehen, dass wir für Staatsbesuche unseres Präsidenten unsere eigenen Sicherheitsroutinen haben, die ich natürlich nicht enthüllen kann.«
    »Wie viele Sicherheitskräfte werden aus Russland kommen?«, fragte Björklund, der Leiter der Gegenspionage.
    »Ach … genügend. Der Präsident hat natürlich ein großes Gefolge. Und der Außenminister ebenfalls. Es ist eine vielköpfige Delegation.« Telepnew blieb katzenfreundlich.
    »Wie viele Sicherheitskräfte?«, beharrte Björklund.
    »Na, vielleicht 150. Grob geschätzt …«, lächelte Telepnew. »Wenn das alles war …«
    Er verbeugte sich und ging. Die anderen Russen erhoben sich und stellten sich in einer schrägen, zur Tür führenden Reihe auf, wie Kuhhirten, die das Vieh auf eine neue Weide lenken.
    Nokkala und Björklund übernahmen die Rolle der Leitkühe und führten die Herde hinaus. Im Vorraum nahm ein junger Soldat Haltung an. Er sah jedem der finnischen Polizisten ausdruckslos, aber genau ins Gesicht, knallte die Hacken zusammen und notierte in seinen Papieren, dass die Kopfzahl stimmte. In der Wand befand sich ein verspiegeltes Fenster, hinter dem der Schatten eines zweiten Wächters vorbeihuschte.
    Scheppernd öffnete sich das von einem Elektromotor angetriebene

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