Zeit des Zorn
kurzgeschorenem, silbergrauem Haar in einen BMW steigen
und die Auffahrt verlassen.
»Wer war das?«, fragt sie
Paku, als sie in die Küche kommt, um die Choco Krispies zu suchen, die Paku
wahrscheinlich längst wieder entsorgt hat. (O schnappt sich heimlich die Einkaufsliste,
die Paku Maria mitgibt, und setzt zusätzlich Choco
Krispies, Fruit Loops,
Hostess CupCakes, Gleitcreme mit Wärmeeffekt und Jimmy Dean Fertigburger drauf.
Allerdings kontrolliert Paku meistens die Speisekammer und schmeißt das ganze
Zeug wieder raus, abgesehen von dem Gel, das O schnell in ihrem Zimmer verschwinden lässt, sobald Maria mit den Einkäufen
zurück ist.)
»Das ist Eleanor, mein
Life-Coach«, sagt Paku. »Sie ist wunderbar.«
»Dein ...«
»Life-Coach.«
Das ist einfach zu schön,
um wahr zu sein. O ist hocherfreut. Auf ihrer
Haut kribbelt es, als sie fragt: »Was genau macht ein Life-Coach, Mom?«
Natürlich hat Paku die Choco Krispies verklappt, deshalb muss sich O mit Frosties begnügen. Sie
durchsucht den Kühlschrank nach echter Vollmilch, nicht dem pasteurisierten
einprozentigen Scheiß, den Paku normalerweise vorrätig hat, vorausgesetzt, sie
ist nicht wieder total anti Milchprodukte, was offensichtlich gerade der Fall
ist und weshalb sich O Frühstücksflocken in eine
Schüssel kippt und trocken mit den Fingern isst, als kleine Revanche.
»Na ja, Eleanor meint,
ich könnte selbst ein guter Life-Coach werden«, erwidert Paku und arrangiert
Blumen in einer hohen, schmalen Vase. »Sie wird mir helfen, mein Potenzial zu
aktivieren.«
Die potenzielle
Aktivierung dieses Potenzials verleiht O noch mehr Schwung. »Dein
Life-Coach coacht dich zum Life-Coach?«
Das heißt, wenn man
Life-Coach ist, kann man andere Leute zu Life-Coaches coachen. O ist
kurz davor, zur Tür rauszurennen, weil sie's kaum abwarten kann, Ben (Ben kommt
nach Hause!) und Chon von diesem Life-Coaching-Kreisgewichse zu erzählen.
Paku ignoriert die Frage.
»Sie ist wirklich unglaublich.«
»Was ist aus deiner
Hautpflegeserie geworden?«
»Oberflächlich, findest
du nicht?« Paku betrachtet ihr Blumenarrangement und lächelt zufrieden. Dann
ereilt sie eine plötzliche Eingebung. »Darling! Du könntest doch auch eine
Ausbildung zum Life-Coach machen! Wir könnten ein Mutter-Tochter-Life-Coach-Team
bilden!«
»Dann müsstest du aber
zugeben, dass du eine Tochter hast, die älter als zehn ist«, sagt O und
schaufelt sich Frosties in den Mund.
Paku mustert sie mit, wie O vermutet, lifecoachgeschulter Aufmerksamkeit.
»Natürlich müsstest du
dann was mit deinen Haaren machen«, sagt Paku. »Und auch mit der ...
>Körperkunst<.«
»Vielleicht kann ich ja
als >Life-Cheerleader< anfangen.«
Argh.
Chon
sitzt in dem schwarzen Ledersessel und guckt sich die Vereidigung des neuen
Präsidenten der Vereinigten Staaten an.
Der auf die Muslime in
aller Welt zugehen möchte.
Das kann Chon
nachvollziehen - er ist auch schon auf so einige Muslime in aller Welt
zugegangen.
Gut, dass Ben
zurückkommt. Findet auch der neue Präsident. Er erklärt den tausenden
Anwesenden und den Millionen an den Fernsehbildschirmen, dass der Fressrausch
an den Futtertrögen vorbei ist, die Orgie auf unbestimmte Zeit ausgesetzt
werden muss und die Dritte Welt näher ist, als man denkt, sowohl räumlich wie
zeitlich.
Rezession.
Depression.
Repression.
Egal, wie man es nennt,
der Kuchen ist jetzt kleiner, und die Messer sind gewetzt (siehe Clip, Video).
Entlassungen, Enthauptungen, der Markt reguliert sich selbst. Unternehmen
arbeiten jetzt effizienter, und das Baja-Kartell hat das Heft in der Hand
(puh).
»Was meinst du, wie
sollen wir reagieren?«, fragt Ben während der Skype-Session.
»Wir sollten uns den
Mexikanern widmen.«
»Gewalt ist nicht
notwendigerweise die Antwort«, sagt Ben.
Aber auch nicht
notwendigerweise nicht die Antwort, denkt Chon.
Diese
brutale Gemütsverfassung. Meine brutale Gemütsverfassung.
Während er zuguckt, wie
der alte Präsident - der olle Dabbeljuh - winkt und in den Hubschrauber steigt.
Die Letzten, die versucht
haben, Ben & Chonny's unter Druck zu setzen, waren eine Bikergang. Die Jungs
hatten sich einen der Einzelhändler geschnappt und ihn mit einem Radschüssel
totgeprügelt, womit sie Ben und Chon mitteilen wollten, dass diese im gesamten
Umkreis von San Diego keine Geschäfte mehr zu machen hatten.
Ben war natürlich mal
wieder irgendwo unterwegs, Gutes tun, und deshalb hat sich Chon drum gekümmert.
Flashback:
Chon
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