Zeit des Zorn
an
sich selbst zugrunde. Weil Karma nun mal Karma ist, wurde Alvarado
crackabhängig und landete im Gefängnis. Ein brutaler Machtkampf um seine Nachfolge
entbrannte und bekam eine ganz eigene Dynamik, eine blutige Fehde wurde von
einer noch blutigeren abgelöst. Die plazas spalteten sich in
Bürgerkriegsfraktionen, während der Kokainkonsum in den Vereinigten Staaten
drastisch sank und sich jetzt alle um einen viel kleineren Kuchen stritten.
Und Baja wurde
von Alvarados Neffen übernommen, den Lauter-Brüdern, die sich während der
Revolution von ihrem alten patrón losgesagt hatten. Die
Familie Arellano-Felix waren sehr kluge Geschäftsleute. Ursprünglich stammten
sie aus Sinaloa, kamen nach Tijuana und mischten sich unter die Creme der
Gesellschaft von Baja. Im Prinzip verführten sie eine
Gruppe, die als Juniors bekannt war - hauptsächlich Söhne von Ärzten, Anwälten
und indianischen jefes -, sich als Drogenschmuggler zu
betätigen. Sie kamen über die Grenze nach San Diego und heuerten die vor Ort
lebenden mexikanischen Banden an.
Von Mitte bis Ende der
Neunziger bestimmten die Lauters, also das Baja-Kartell, den mexikanischen
Drogenhandel. Sie vereinnahmten den Präsidenten für sich, kontrollierten die
Polizei im Staat Baja sowie die lokalen federales, ermordeten
höchstwahrscheinlich einen mexikanischen Präsidentschaftskandidaten und
erschossen nachweislich einen katholischen Kardinal, der öffentlich gegen den
Drogenhandel protestiert hatte, und sie kamen damit durch.
Aber Hochmut kommt vor
dem Fall. Sie trieben es zu weit. DC machte Druck auf die Mexikaner, dem
Baja-Kartell das Handwerk zu legen. Der patron, Benjamin, sitzt jetzt in einem Bundesgefängnis in
San Diego; sein Bruder Ramon, der wichtigste Vollstrecker, wurde in Puerto
Vallarta von der mexikanischen Polizei erschossen.
Seitdem herrscht Chaos.
Wo es früher drei plazas gab - etwa dasselbe wie ein
»Kartell« -, streiten sich jetzt mindestens sieben verschiedene um die
Vorherrschaft. Das Baja-Kartell selbst scheint sich nach einem Riesengerangel
in zwei rivalisierende Fraktionen gespalten zu haben:
»El Azul«, ein ehemaliger
Lieutenant der Lauters, lässt sich vom Sinaloa-Kartell unterstützen, das jetzt
wahrscheinlich das mächtigste ist. El Azul, der wegen seiner strahlend
blauen Augen so genannt wird, ist ein ganz besonders charmantes Kerlchen, das
seine Feinde gerne in Säurefässern ertränkt.
Die Überreste der Familie
Lauter, der Hernan, ein Neffe, vorsteht, haben sich mit den Los Zetas verbündet, einer ehemaligen Elite-Antidrogen-Einheit, die zur dunklen Seite
übergewechselt ist und jetzt für das Baja-Kartell die Drecksarbeit erledigt.
Enthaupten gilt ihnen als besonderer Partyspaß.
»Wir haben das Video
gesehen«, sagt Ben.
»Und deshalb seid ihr
heute hier«, sagt Dennis. »Jungs - und Mädchen - wollt ihr meinen Rat? Ich werde
euch vermissen und euer Geld erst recht, aber haut ab.«
Haut ab, so schnell ihr
könnt.
Ben will Frieden.
Give peace a chance,
imagine there's no countries. Ja, und stell dir vor,
es gibt auch keinen Mark David Chapman, wirst schon sehen, was du davon hast.
Aber es ist Bens Firma, deshalb nehmen sie sich den Laptop vor und suchen die
Absenderadresse des Sieben-Zwerge-Videos.
Achtzehn E-Mails später
haben sie für den folgenden Tag ein Treffen mit Vertretern des BK im Montage
vereinbart.
Ben reserviert eine Suite
für zweitausend Dollar.
Als das erledigt ist,
lächelt O ihre Jungs an und fragt: »Wollen
wir ausgehen? Zu dritt? Ich meine richtig?«
Sie wissen, was sie mit
»richtig« meint. Mit »richtig« meint sie, es richtig machen - aufdonnern, in
die besten Läden einfallen, Kohle verprassen, die Sau rauslassen, eben einen
draufmachen.
Wollen wir, lautet die
Antwort.
Warum sollen wir an dem
Abend, an dem wir gehen, nicht ausgehen?, denkt sich Ben. Es richtig machen. Das Ende eines
erfolgreichen Unternehmens feiern, das lange Zeit gut zu uns war.
Den Wandel begrüßen.
»Morgen Abend«, sagt Ben.
»Macht euch schick.“
»Ich muss erst noch
shoppen gehen«, erwidert O.
Als O nach
Hause kommt, fährt Eleanor gerade weg. Sieht aus, als würde die Alte ständig
wegfahren. Als O ins Haus tritt, sitzt Paku im
Wohnzimmer und will Ein Ernstes Gespräch.
»Mein lieber Schatz«,
sagt sie, »wir müssen ein ernstes Gespräch führen.«
Was für O klingt wie Oh-ha.
»Willst du mit mir
Schluss machen?«, fragt sie und setzt sich auf das Sofakissen, auf das Paku
geklopft hat, um
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