Zeit des Zorn
die Haut, die
Nägel, irgendwas.
Sitzt da rum und tratscht
mit ihren Freundinnen. Ablästern über die Ehemänner.
Hier ist
er zu Hause, kümmert sich nicht um die Kinder, geht nicht mit mir aus, hilft
nicht im Haushalt...
Vielleicht hat er ja zu
tun? Geld ranschaffen, um das Haus zu bezahlen, in dem er angeblich nie ist,
irgendeiner muss schließlich die Cheerleader-Outfits bezahlen, die
Baseball-Ausrüstung, die Englisch-Nachhilfe, die Autos, den Poolservice, das
Fitnessstudio, die Wellnessbehandlungen ...
Sie wischt direkt vor ihm
den Küchentresen ab.
»Was?«, fragt er.
»Nichts.«
»Hol mir ein Bier.«
Sie greift in den
Kühlschrank
... neu, dreitausend
Dollar ...
nimmt ein Corona und
stellt es - mit ein bisschen zu viel Wucht - auf den Tresen.
»Was, bist du wieder
unglücklich?«, fragt Lado. »Nein.«
Einmal pro Woche geht sie
zum »Therapeuten«. Kostet noch mehr Geld, das zu verdienen er sich den Arsch
aufreißen muss.
Sie sagt, sie sei
deprimiert.
Lado steht
auf, stellt sich hinter sie und schlingt ihr die Arme um die Taille.
»Vielleicht sollte ich dich mal wieder schwängern.«
»Genau das brauche ich.«
Sie entzieht sich seiner
Umarmung, geht rüber zum Ofen und holt eine Auflaufform mit Enchiladas heraus. »Riecht gut.«
»Freut mich, dass du's
magst.“
»Kommen die Kinder zum
Essen?«
»Die
Jungs. Angela ist mit ihren Freundinnen unterwegs.“
»Das
gefällt mir nicht.“
»Schön.
Sag ihr das aber bitte selbst.“
»Wir
sollten uns zusammen hinsetzen, die ganze Familie«, sagt Lado.
Delores hat das Gefühl,
gleich zu explodieren.
Als Familie zusammen
hinsetzen - wenn du zufällig reinschneist, von Gott weiß woher kommst und
gerade mal nicht mit deinen muchachos weggehst oder es mit
deinen putañas treibst, dann sollen wir uns
als Familie hinsetzen. Aber sie sagt: »Sie geht mit Heather, Brittany und
Teresa in die Cheesecake Factory. Dios
mío, Miguel, sie ist fünfzehn.“
»In Mexiko ...«
»Wir sind aber nicht in
Mexiko«, sagt sie. »Wir sind in Kalifornien. Deine Tochter ist Amerikanerin.
Das wolltest du doch, oder nicht?«
»Wir sollten öfter nach
Hause fahren.«
»Wir können nächstes
Wochenende fahren, wenn du willst«, sagt sie. »Deine Mutter besuchen ...«
»Vielleicht.«
Sie guckt auf einen
Kalender, der mit einem Magneten am Kühlschrank befestigt ist.
»Nein, da hat Francisco
ein Spiel.«
»Samstag oder Sonntag?«
»Wenn sie gewinnen, an
beiden Tagen.«
Das ist ihr Leben - sie
arbeitet professionell als Chauffeuse. Baseballspiele, Fußballspiele,
Gymnastik, Cheerleading, Verabredungen, Shoppen, Nachhilfe, Reinigung,
Supermarkt, er hat keine Ahnung.
Delores kann es nicht
abwarten, bis Angela endlich den Führerschein macht und selbst fahren kann,
vielleicht sogar mit den Jungs helfen. Sie hat fünf Pfund zugenommen, alle an
der Hüfte, nur weil sie ständig auf ihrem Arsch sitzt und Auto fährt.
Sie weiß, dass sie immer
noch gut aussieht. Sie hat sich nicht gehenlassen, wie so viele mexikanische
Hausfrauen in ihrem Alter. Sie ist ständig beim Fitnesstraining - Jazzgymnastik,
Laufband, Gewichte, Folterstunden mit Troy -, lässt die Finger von Limonade und
Brot. Die Stunden bei der Wellness und im Schönheitssalon, Haare färben, Nägel
machen lassen, Packungen für die Haut, fällt ihm das überhaupt auf?
Vielleicht einmal im
Monat geht die ganze Familie zusammen weg - zu TGIF's, Marie Callender's oder
California Pizza Kitchen, wenn er die Spendierhosen anhat, aber nur zu zweit?
Irgendwohin, wo's nett ist? In ein Restaurant für Erwachsene auf ein Glas Wein
und ein leckeres Essen? Sie kann sich an das letzte Mal nicht mehr erinnern.
Oder an das letzte Mal,
dass sie gevögelt hätten.
Als ob er überhaupt
wollte.
Wie lange ist das her?
Einen Monat? Länger? Das letzte Mal kam er um zwei Uhr morgens angetrunken nach
Hause und wollte ran. Wahrscheinlich weil er an dem Abend keine Nutte mehr
auftreiben konnte, deshalb musste ich herhalten, als segundera.
Die Jungs kommen angetobt
und stürzen sich auf ihn. Erzählen von den Würfen, die sie gemacht haben, den
Treffern, die sie kassieren mussten, ziehen nicht mal ihre Stollenschuhe aus,
bis sie schreit. Der ganze Küchenboden ist verdreckt, und morgen meckert Lupe
wieder über die zusätzliche Arbeit, die faule guatemalekische puta. Delores liebt ihre Jungs
über alles, aber dios mío ...
Es trifft sie wie ein
Schlag ins Gesicht.
Sie will die Scheidung.
The Montage. Resort Hotel.
War mal
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