Zeit des Zorn
ihr zu bedeuten, dass sie sie dort haben will.
Paku schnallt's nicht.
Sie beugt sich näher zu O, die Augen ganz sanft und verschleiert, holt tief
Luft und sagt: »Schatz, ich muss dir mitteilen, dass Steve und ich beschlossen
haben, getrennte Wege zu gehen.«
»Welcher Steve?«
Paku nimmt Os Hand
und drückt sie. »Das heißt nicht, dass wir dich nicht lieben. Das tun wir -
sehr sogar. Mit dir hat das nichts zu tun und ... es ist nicht... deine ... Schuld ... das verstehst du doch, oder?«
»Oh, Gott, ist das der
Typ, der den Pool sauber macht?«
O mag den Typen, der den Pool sauber macht.
»Und Steve bleibt auch in
der Stadt, du kannst ihn sehen, wann immer du willst, an eurer Beziehung wird
sich nichts ändern.«
»Sprechen wir von Nummer sechs?«
Paku schließt kurz die
Augen. »Steven - dein Stiefvater?«
»Wenn du das sagst.«
»Wir haben's miteinander
versucht«, sagt Paku, »aber er hat mich bei meinem Life-Coaching so wenig
unterstützt, dass auch Eleanor meint, ich sollte mit keinem Mann zusammen
sein, der nicht voll und ganz hinter mir und meinen Zielen steht.«
»Nummer sechs unterstützt
deinen Life-Coach nicht, der dich dahin coacht, dass du ihn rausschmeißt«, sagt
O. »Was für ein Arschloch.«
»Er ist ein sehr netter
Mann, nur ...«
»Läuft das auf ein Wort
mit L raus, Mom? Eleanor kommt mir ein bisschen ...«
kampflesbisch vor.
Nicht, dass da irgendwas
falsch dran wäre, denkt O. Unter dem Einfluss von Gras hatte sie selbst schon
ein paar quasi-lesbische Aktionen mit Ashley, aber auf Dauer ist das nichts für
sie, nur eine Art Notbehelf wie Eis am Stil, wenn man eigentlich ein richtiges
Eis will, aber der Laden zu hat und nichts anderes mehr in der Tiefkühltruhe
ist.
Oder vielleicht auch
andersrum, metaphorisch betrachtet.
Sie versucht, sich
vorzustellen, wie sich Paku einen Dildo umschnallt und es Eleanor besorgt oder
wie sie die Femme gibt und Eleanor auf butch macht, aber die Vorstellung ist so
eklig, dass sie sich am liebsten die Augen mit einem Grapefruitlöffel
ausstechen würde und hinterher wahrscheinlich zwanzigtausend Therapiestunden
brauchte und dann immer noch nicht geheilt wäre, deshalb hört sie lieber
schnell wieder damit auf.
Woraufhin Paku sanft
erklärt: »Steve zieht aus.“
»Kann ich sein Zimmer
haben?«
Lado fährt nach Hause, während sich im Radio ein Moderator über eine »kluge Latina«
auslässt, was er ziemlich lustig findet.
Er weiß, was eine »kluge
Latina« ist: Eine »kluge Latina« ist eine Frau, die weiß, dass sie besser den
Mund hält, bevor sie sich auch noch eine mit der Rückhand einfängt, das ist
eine »kluge Latina.«
Seine Frau ist eine kluge
Latina.
Lado und Delores sind demnächst fünfundzwanzig Jahre verheiratet, also soll ihm
keiner erzählen, dass das nicht funktioniert. Sie hält den Haushalt hübsch in
Schuss, hat drei wunderschöne, respektvolle Kinder großgezogen, kommt bei
Bedarf ihren Pflichten im Schlafzimmer nach und stellt ansonsten keine
weiteren Ansprüche.
Sie haben ein schönes
Zuhause am Ende einer Sackgasse in Mission Viejo. Ein
typisches kalifornisches Vorstadthaus in einer typischen Vorstadt, und als sie
vor acht Jahren von Mexiko herzogen, war Delores darüber hocherfreut.
Gute Schulen für die
Kinder, Parks, Spielplätze, ausgezeichnete Little-League-Angebote, ihre beiden
Söhne sind kleine Sportstars - Francisco als Pitcher, Junior ist Outfielder mit
einem starken Schlag -, und die Älteste, Angela, wurde in diesem Jahr
Cheerleaderin an der Highschool.
Es ist ein gutes Leben.
Lado biegt in die Auffahrt ein und macht das Radio aus.
Gesundheitsfürsorge, wer
interessiert sich einen Scheiß für Gesundheitsfürsorge? Man legt Geld beiseite,
und wenn man krank wird, kümmert man sich selbst drum. Er musste für seine
Angestellten in der Gärtnerei einen Gruppenversicherungsplan vorlegen, und das
hat ihn tierisch genervt.
Als er reinkommt und sich
hinsetzt, steht Delores ...
... die kluge Latina ...
... in der Küche und
macht Essen.
»Wo sind die Kinder?«
»Angela ist beim
Cheerleader-Training«, sagt Delores, »die Jungs sind beim Baseball.«
Sie ist immer noch eine guapa, Delores, sogar noch nach
drei Kindern. Ist ja auch kein Wunder, denkt er, so viel Zeit wie die im
Fitnessstudio verbringt. Ich hätte in 24 -Hour Fitness investieren sollen, dann bekäme ich
wenigstens wieder was davon zurück. Entweder ist sie dort oder im
Wellness-Institut und lässt sich irgendwas machen - die Haare,
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