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Zeit des Zorn

Zeit des Zorn

Titel: Zeit des Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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stichelt ein bisschen. »Keine Kerle mit
Sombreros, dichten Schnurrbärten und Patronengurten entdeckt?«
    »Fick dich.«
    Und so fing es an.
     
    Die beiden Vertreter des
Kartells traten in grauen Armani-Anzügen an.
    Schwarze Seidenhemden,
oben offen, aber keine Goldkettchen.
    Französische Manschetten,
italienische Schuhe. Im Gegensatz zu Ben - verwaschenes Jeanshemd, schwarze
Jeans, Doc Martens.
    Händeschütteln.
    Vorstellungsrunde.
    Ben.
    Chon.
    Jaime.
    Alex.
    Mucho
gusto.
    Jaime und Alex sind die klassischen Vertreter der Baja-Aristokratie, in Tijuana
gezeugt, in San Diego geboren, besitzen sie zwei Pässe. Gingen in TJ zur
Schule, bis sie dreizehn waren, dann zogen sie nach La Jolla, besuchten die
Bishop's School und anschließend das College in Guadalajara. Jaime ist Buchhalter, Alex
Anwalt.
    A&J sind keine
Lakaien oder Laufburschen.
    Sie sind hochgeschätzte,
angesehene, anständig vergütete Angehörige der mittleren Führungsebene des BK.
Sie besitzen Aktienoptionen, genießen besondere Vorzüge der Gesundheitsversorgung,
die besten zahnärztlichen Versicherungen, eine gesicherte Altersvorsorge und
dürfen im Rotationssystem die Eigentumswohnungen der Firma in Cabo nutzen.
    (Niemand verlässt das Baja-Kartell.
Nicht wegen eines Blutschwurs oder weil man Angst hat, um die Ecke gebracht zu
werden, sondern weil ... na ja, warum sollte man?)
    Ben serviert das
Mittagessen.
    Entenwraps mit
Hoisinsauce und Frühlingszwiebeln. Club-Sandwiches mit Pancetta statt Speck,
geräucherter Putenbrust und Gartenrauke. Platten mit Sushi, Schüsseln mit
Salat. Frisches Obst - Mango, Papaya, Kiwi, Ananas. Kannen mit Eistee, Eistee
mit Limonade gemischt und Eiswasser. Gourmetkekse - Chocolate Chip
oder Hafer mit Rosinen.
    Kaffee.
    Sehr schön, sehr frisch.
    Alex kommt zum
Geschäftlichen.
    »Erst einmal«, sagt er,
»vielen Dank, dass ihr dieses Treffen arrangiert habt.«
    »War mir ein Vergnügen«,
sagt Ben. Als ob.
    »Wir wissen eure
Bereitschaft, euch mit uns kurzzuschließen, sehr zu schätzen«, sagt Alex.
    »Kurzschließen« ist ein
neumodisches Verb und ganz schön affig, aber viel mehr gibt's dagegen
eigentlich nicht einzuwenden, denkt Chon genervt. Leute »einen Kopf kürzer
machen« ist dagegen weder neumodisch noch affig, dafür aber strikt abzulehnen.
    »Ich kann mir nicht
helfen, aber ich wünschte«, sagt Ben, »ihr hättet uns zu einem Gespräch
eingeladen und nicht sofort Maßnahmen ergriffen.«
    »Hättet ihr darauf
reagiert?«, fragt Alex.
    »Wir sind immer
gesprächsbereit.«
    »Tatsächlich?«, fragt
Alex. »Als es das letzte Mal Streit um Absatzmärkte gab, habt ihr ihn mit einem
Gewehr und, soviel ich weiß, ganz ohne Gespräche beigelegt.«
    Er sieht Chon
demonstrativ an.
    Chon guckt zurück.
    Fick dich.
    »Ich kann euch
versichern«, sagt Alex, »dass wir keine dahergelaufene Bikergang sind.«
    »Wir wissen, wer ihr
seid«, sagt Ben. Alex nickt, dann ...
     
    SCHNITT:
    SUITE
IM MONTAGE - TAG ALEX
    Wir
betrachten die Marke Ben & Chon's als Prestige-Produkt - qualitativ
deutlich über der Norm - und würden sie gerne auch weiterhin entsprechend
vermarkten. Uns ist bewusst - und wir wissen das sehr zu schätzen -, dass ihr
über einen festen Kundenstamm aus demografisch vorzüglichen Kreisen verfügt,
und das Letzte, was wir wollen, ist, diesen zu verschrecken.
     
    JAIME
    Dem
kann ich nur zustimmen. Absolut.
     
    BEN
    Freut
mich.
     
    ALEX
    Andererseits ...
     
    CHON
    Jetzt
kommt's.
     
    ALEX
    ... andererseits ist eure Vertriebsstruktur - und ich
denke, das würdest du, wenn du ehrlich bist, Ben, durchaus eingestehen - unwirtschaftlich
und ineffizient. Eure Vergütungspolitik ist derart liberal, dass die
Profitmarge längst nicht auf dem Stand ist, auf dem sie eigentlich sein sollte ...
     
    BEN
    So
seht ihr das.
     
    ALEX
    Das
ist richtig, so sehen wir das, und wir wollen euer Unternehmen neu
organisieren, um es dahin zu bringen, wo es sein könnte.
     
    JAIME
    Das Potenzial voll
ausschöpfen. Den »größten und besten Nutzen« herausholen, Ben.
     
    Ben
steht auf, schenkt sich Eistee ein und geht im Zimmer umher.
     
    BEN
    Ihr
seid natürlich klug genug, zu verstehen, dass unsere Endverbraucher - die
besseren Kreise, die ihr so schätzt - es gewohnt sind, das Produkt von ihnen
vertrauten Personen zu kaufen. Das geht über reine Geschäftsbeziehungen hinaus.
Wenn ihr diese Leute ersetzen wollt, durch ...
     
    CHON
    Mexikanische
Feldarbeiter.
     
    BEN
    ... anonyme Vertriebskräfte, wird
das nicht

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