Zeit des Zorn
brachte ihn
fast um.
»Star im Reality TV«,
sagte O. »Ich könnte eine eigene Reality Show machen.«
»Und worum soll's da
gehen?«
»Um mich«, sagte O - so
von wegen, worum sonst?
»Ja, ich weiß, aber was
willst du da machen?«
»Die Kameras verfolgen
mich einfach den ganzen Tag«, sagte O. »Zeigen, wie ich bin. Das wäre wie
Simple Life in Laguna Beach. Ein Mädchen, das nicht
Hausfrau in Orange County werden will.«
(Mehr als einmal hat O schon
vorgeschlagen, eine Sendung über ihre Mutter und deren Freundinnen zu machen, The Simple Wife of Orange
County.)
»Aber was machst du den
ganzen Tag?«, fragte Ben. Er wusste, dass sich besagte Kamerateams über keinen
allzu frühen Dienstbeginn würden beklagen müssen.
»Du bist eine echte
Spaßbremse, Ben.«
Unter anderem, machen
wir's doch zusammen, oder nicht.
»Okay, wie soll die
Sendung heißen?«
Und wieder ...
... wie denn sonst...
O.
O zückt Pakus schwarzes Plastikkärtchen und bringt es zum Glühen, wie Madonna
ihre männlichen sexy Tänzer beim Konzert. Dann fährt sie rüber zu José Eber und lässt sich
auf Moms Namen einen Termin zum Schneiden, Färben und Fönen geben. Danach
geht's weiter ins Wellnessinstitut zu einer Gesichtsmaske, dann eine kleine
Aufbesserung der Make-up-Situation.
O könnte ganz alleine für wirtschaftlichen Aufschwung sorgen.
Ben und Chon gehen zu den
Volleyballnetzen am Main Beach, direkt am alten Hotel Laguna.
Denken, es wird ihnen
guttun, ein bisschen den Ball in der Gegend rumzukloppen. Dampf ablassen, einen
klaren Kopf bekommen und überlegen, was zu tun ist.
Eine klassische
Fight-or-Flight-Situation.
Raten Sie mal, wer wofür
plädiert?
»Ich sage, wir schicken
denen Alex und Jaime in einer Cornflakesbox«, sagt
Chon - nur, falls das jemandem nicht klar gewesen sein sollte.
Set, spike, kill.
»Und ich sage, wir fahren
einfach eine Weile weg.« Volley.
»Ich kenn ein paar Orte.«
Volley.
Das ist wirklich so. Es
gibt Dutzende von Dörfern in den abgelegenen Teilen der Dritten Welt, wo sie
sich verstecken und gleichzeitig eine Menge Spaß haben könnten, aber genau
genommen schwebt ihm so ein süßes kleines Dorf auf einer indonesischen Insel
namens Sumbawa vor.
(Wo sie sehl sehl luhig
leben könnten.)
Saubere Strände und
grüner Dschungel.
Reizende Menschen.
Chon sagt: »Wenn du
einmal angefangen hast wegzulaufen, hörst du nicht mehr auf.« Kill.
»Ungeachtet aller
möglichen Klischees aus schlechten Filmen«, entgegnet Ben, »macht Laufen Spaß
und ist gut für den Kreislauf. Man sollte gar nicht damit aufhören.«
Volley.
Chon ist nicht bereit,
klein beizugeben. »Da gibt's noch ein paar Jungs aus meinem alten Team. Mir
würden einige einfallen. Würde Geld kosten, aber ...«
Volley.
»Und das Unvermeidbare
nur hinauszögern«, sagt Ben. »Wenn wir nicht hier sind und die uns nicht
finden, können sie uns zu gar nichts zwingen. Wir verschwinden eine Weile. Bis
wir die Nase voll haben vom Rumreisen, haben die sich wahrscheinlich längst
alle gegenseitig umgebracht, und wir bekommen es sowieso mit ganz anderen
Leuten zu tun.«
Kill.
Chon lässt den Ball im
Sand liegen. Ben wird's nie kapieren.
Er hält sich für
gutmütig, womit er dem Feind in Wirklichkeit aber keinen Gefallen tut, sondern
ihm schadet. Weil ...
... das die Lektion von
I-Rock-And-Roll und Afghanistan ist...
Wenn man zulässt, dass
einen die Leute für schwach halten, muss man sie früher oder später töten.
In diesem Punkt sind sich
der patrón des Baja-Kartells und Chon
einig.
Nur dass der patrón des BK in Wirklichkeit
eine matron ist.
Als Elena Sanchez Lauter
die Leitung des Baja-Kartells übernahm, hielten sie viele der Männer für
schwach, weil sie eine Frau war.
Die meisten davon sind
jetzt tot.
Sie wollte sie nicht
töten, aber sie musste es tun, und sie macht sich Vorwürfe deswegen. Weil sie
es zuließ, dass der erste Mann, der sich ihr gegenüber respektlos zeigte, ungeschoren
davonkam. Und der zweite und der dritte auch. Schon bald kam es zu Rebellion,
Streit und internen Kriegen. Die anderen beiden Kartelle - Sinaloa und Golf -
drangen in ihr Territorium vor. Elena machte sie für die ausufernde Brutalität
verantwortlich.
Miguel Arroyo, »El
Heiado«, aber klärte sie auf.
Lado setzte ihr offen auseinander: »Du hast die Leute in dem Glauben gelassen, dass
es in Ordnung ist, dich zu provozieren, dass ihnen nichts passiert. Deshalb
bist du selbst für das Blutvergießen und das
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