Zeit des Zorn
hat.
Was
an der eigentlichen Frage vorbeigeht.
Oder?
Elena
weiß, dass Liebe stark macht Und dass Liebe schwach macht. Liebe macht
verletzlich. Wenn man also Feinde hat Nimmt man ihnen, was sie lieben.
O
Sieht phantastisch aus in
dem schlichten kleinen Schwarzen, das immerhin eine Monatsmiete gekostet hat.
Durchsichtige schwarze Strümpfe und schwarze Fick-mich-Schuhe. Die Haare
geschnitten und wieder in ihr »natürliches« Blond zurückgefärbt, glänzend und
glatt.
»Wow.« Sagt Ben.
Chon nickt zustimmend.
Sie lächelt angesichts
von so viel Anerkennung, genießt sie, sonnt sich in der Bewunderung.
»Hast dir ja echt Mühe
gegeben«, sagt Ben.
»Hab ich«, erwidert O.
»Ich gehe schließlich mit meinen beiden Männern aus.«
Sie fahren zum Salt Creek
Grille.
Nicht leicht, da so
kurzfristig noch einen Tisch zu bekommen, es sei denn, man ist der Hydroking,
denn als solcher würde man sogar beim Letzten Abendmahl ein Plätzchen abstauben,
wenn man's drauf anlegen würde. Ja, die würden Jesus beim Dessert ordentlich
Druck machen, damit Ben sich endlich setzen kann (»Der Herr am Kopfende hat
bereits die Rechnung beglichen, Sir. In bar. Beehren Sie uns bald wieder«),
ein Tisch für drei ist also no
problema.
Schön ist es da unter der
Lichterkette am Pacific Coast Highway.
Nichts, was man nicht
lieben müsste.
Ein wunderbarer milder
Frühlingsabend, die Luft riecht nach Blumen, und O ist
wunderschön, lächelt und ist glücklich. Das Essen ist toll, obwohl Ben nur
eine Misosuppe nimmt, die er mit Lomotil-Tabletten würzt, einem Chemiestöpsel,
wie jeder Dritte-Welt-Reisende weiß.
O macht's anders - sie genehmigt sich als Vorspeise erst mal was von Bens
appetitanregendem Gras und frisst an schließend wie ein schwangerer Gaul. Mit den
Calamari fängt sie an, macht sich über eine französische Zwiebelsuppe her, dann
nimmt sie den gegrillten Tunfisch unter Pfefferkruste mit Aioli,
Knoblauch-Kartoffelpüree und indischen grünen Bohnen, danach Creme Brülée. Der
Wein fließt.
Keine Rechnung, kein
Anschreiben, keine Quittung, aber zum Schein lassen sie ein großzügiges
Trinkgeld auf dem Tisch liegen, dann gehen sie raus zum Auto, zünden sich einen
an und fallen in exklusive Hotelbars ein - der Bar im St. Moritz, im Montage,
dem Ritz-Carlton und dem Surf & Sand.
Apfel-Martinis, und O zieht
überall die Blicke auf sich, sie ist so scharf mit ihren beiden Männern.
»Das ist wie in dem
Film«, sagt sie, steht auf der Terrasse des Ritz und blickt auf das Mondlicht,
das sich auf den Wellen spiegelt.
»Welchem Film?«, fragt
Ben.
»Dem alten Film«, sagt O,
»mit Paul Newman, als der noch gelebt hat, und dem jungen Robert Redford. Ich
war krank und nicht in der Schule, und da lief der auf Kabel.«
»Butch Cassidy and the
Sundance Kid«, wirft
Chon ein. »Wenn ich O richtig verstehe, dann bist du
Butch und ich bin Sundance.«
»Welcher war noch mal
Butch?«, fragt Ben.
»Newman«, erwidert Chon.
»Das passt, weil du auf den ganzen philanthropischen Kram stehst. Ich bin der
sexy Gangster.«
»Ich bin das Mädchen«,
sagt O fröhlich.
»Sterben die zum Schluss
nicht alle?«, fragt Ben.
»Das Mädchen nicht«, sagt
O.
Lado hat es bald satt.
Diesen reichen verwöhnten güeros die Gold Coast hoch und
runter hinterherzufahren.
Wie sie da in ihrer
Angeberkarre sitzen.
Aber ganz gut, mal einen
Blick auf sie zu werfen. Der eine bewegt sich wie ein Killer, auf den müssen
sie richtig aufpassen. Das ist derjenige, der zu Elena »Fick dich« gesagt hat
(und wir wissen ja bereits, wie so was bei Lado ankommt).
Der andere wirkt sanft
und gelassen.
Kein Problem.
Und
die puta, la guerita?
Lado kriegt nicht so ganz spitz, wessen Frau sie ist. Welchem der beiden lutscht
sie den Schwanz? Jeder von ihnen behandelt sie, als würde sie ihm gehören -
einen Arm um die Schulter, ein Küsschen auf die Lippen, dabei sehen die Männer
gar nicht aus, als wollten sie sich die Köpfe einschlagen.
Kann es sein, dass sie
mit beiden fickt?
Und wissen die das?
Und es macht ihnen nichts
aus?
Verfluchte Bestien.
Nach
der Kneipentour gehen sie am Main Beach spazieren. Laguna.
Ein sanfter Bogen,
angefangen beim Inn auf der Nordseite bis zum alten Hotel Laguna im
Süden. Hohe elegante Pal men, tropische Blumen,
der Mond glitzert auf den kleinen Wellen. Die Basketballplätze, die
Volleyballnetze, der Spielplatz.
Der alte
Rettungsschwimmer-Hochsitz.
Das ist einer von Bens
Lieblingsorten weltweit und
Weitere Kostenlose Bücher