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Zeit des Zorn

Zeit des Zorn

Titel: Zeit des Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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vier Monate festgehalten,
bis sein Dad endlich die Kohle rausrückte,
die er ihnen für eine größere Lieferung Marihuana schuldete.
    So schlimm war das nicht.
Sie hatten ihn auf eine Ranch gebracht, ganz weit draußen, in der Nähe von
Hemet, und er hatte den ganzen Tag und die halbe Nacht lang ferngesehen und
Videospiele gespielt. Sie ließen ihn so viel Captain Crunch futtern und Cola
trinken, wie er wollte. Sie ließen ihn sogar auf einem Quad fahren, das sie da
rumstehen hatten, bis er ein bisschen zu sehr auf Steve McQueen machte und um
ein Haar bei einem Fluchtversuch einen Stacheldrahtzaun platt gewalzt hätte.
    Zur Strafe nahmen sie ihm
anschließend eine Woche lang die Penthouse ab. Das kotzte ihn echt an.
    Egal, Big John hat die
Kohle ausgespuckt und Little Johnny zurückgeholt. Mit den Worten: »Siehst du,
wie lieb ich dich hab? Vierhunderttausend Dollar.«
    Immer gut zu wissen, was
man wert ist.
     
    Weil Ben nun mal Ben ist,
fällt Ben noch eine andere Möglichkeit ein.
    (Er glaubt felsenfest an
Win-Win mittels Verhandlung.)
    Er sagt: »Überlegt euch,
wie viel Profit ihr mit uns in den drei Jahren macht, überlegt euch einen
Betrag, und wir zahlen ihn euch im Gegenzug für Os sofortige Freilassung.«
     
    »Das
ist ein interessantes Angebot«, sagt Elena. »Blöd ist er nicht«, meint Jaime. Elena
sagt... »Wir melden uns.«
     
    Letzten
Endes dreht sich ja doch immer alles nur darum. Zahlen.
    Entweder es rechnet sich
oder nicht.
    Jaime macht
sich an die Arbeit. Ziemlich einfache Hochrechnung, beruhend auf den aktuellen
Verkäufen, Marktprognosen, Inflationsanpassung, einkalkulierten Währungsschwankungen
...
    Will jemand Der Preis ist heiß spielen?
    Nicht zu hoch gehen!
    Der Preis für drei Jahre
vertraglich gesicherte Leibeigenschaft plus das Leben eines leicht gestörten
Laguna-Mädchens ... ohne übertreiben zu wollen ... liegt bei...
     
    Zwanzig Millionen Dollar.
     
    »Abgemacht.«
    »Ich möchte sicher gehen,
dass wir uns verstanden haben - ihr werdet drei Jahre für uns arbeiten, und das
Mädchen bleibt so lange unser Gast, es sei denn, ihr leistet eine einmalige
Zahlung von zwanzig Millionen Dollar. Korrekt?«
    »Korrekt.«
    »Abgemacht?«
    »Abgemacht«, sagt Ben.
    »Und was ist mit Mr.
Fick-dich?«
    Chon nickt.
    »Ich will es hören.«
    Es liegt ihm auf der
Zunge.
    Bestimmt, ganz bestimmt.
    Er will sich am Riemen
reißen, versucht es zu verhindern, aber Chon sagt ...
     
    Abgemacht.
     
    O geht ein neuer Videoclip durch den Kopf.
    Eine Endlosschleife ...
sie kann sie nicht abstellen, kann die automatische Wiederholfunktion nicht
ausschalten. Kann nichts an den Einstellungen ändern.
    Die Szene spielt sich
immer wieder und wieder vor ihr ab.
    In dem Videoclip sieht
sie sich selbst
    An einen Stuhl
gefesselt...
    Eine Kettensäge im Nacken
    Sie spürt das Entsetzen,
die reine Angst
    Sie sieht
    Die
Säge auf sich zukommen Sie weiß
    Es
ist ihr eigener Tod Sie hört Sich schreien. Wiederholung.
    Mit verbundenen Augen ist
es noch schlimmer, weil sie dann nur noch in ihren eigenen Kopf gucken kann. Kann nicht
im Multiplex rumlaufen und sich einen Film aussuchen, der ihr gefällt, sie muss
ständig den einen gucken. Sie galt schon immer als das »verrückte Mädchen«,
aber jetzt fürchtet sie ernsthaft durchzudrehen.
    Ein Gedanke hält sie
einigermaßen bei Verstand.
    Ihre Männer werden sie
hier rausholen. Das weiß sie.
     
    Mit gezügelter baditude
    Steht Chon, eine Pistole
in der Hand, auf der Terrasse und
    blickt auf den Ozean,
ohne ihn zu sehen.
    Stattdessen sieht er ...
    ... sich, wie er Menschen
tötet.
    Am liebsten würde er ...
    Hernan Lauter umbringen,
und ...
    Das Arschloch mit der
Kettensäge, und ...
    Noch mal Hernan Lauter.
    Am allerliebsten würde
Chon jeden Tag mit einem Mord an Hernan Lauter beginnen, und in gewisser
Hinsicht tut er das auch, weil er jeden Morgen nach dem wenigen Schlaf, den er
findet, aufwacht und daran denkt. Sich die Einzelheiten vorzustellen ist ein
bisschen knifflig, weil er Lauter nie gesehen hat, aber Chon verlässt sich auf
seine Phantasie.
    Manchmal ist Lauter fett,
dann wieder klapperdürr, jung, alt, mit Hängebacken oder eingefallenem Gesicht,
seine Haut in verschiedenen Brauntönen oder ganz weiß, das Haar ist
pechschwarz, dann wieder weiß, silber, dicht oder schütter.
    Die Tötungsmethode aber
variiert nie.
    Logischerweise steckt ihm
Chon in seiner Phantasie eine Pistole in den Mund und drückt ab, klarer Fall.
    Zwei Schüsse ...
    ...
bamm bamm

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